Kritik am Prix Europa

Appell gegen einen "Prix de Privilège"

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Illustration: Eine Diverse Menschengruppe trägt eine übergrosse Gitarre.
Seit Montag läuft das Prix Europa-Festival in Potsdam. Teilnehmende haben nun in einem Appell mehr Diversität eingefordert. © imago / fStopImages / Malte Müller
Susanne Hoffmann im Gespräch mit Marietta Schwarz · 11.10.2021
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Zum Auftakt des diesjährigen Prix Europa haben Medienschaffende in einem offenen Brief die mangelnde Diversität beim größten trimedialen europäischen Festival beklagt. Dessen Leiterin Susanne Hoffmann reagiert auf die Kritik.
Das Festival Prix Europa in Potsdam ist der europaweit größte Wettbewerb für Fernseh-, Hörfunk- und Onlineproduktionen. Es hat eine lange Tradition und genießt bei Medienschaffenden hohes Ansehen. Nun haben aber Hunderte Produzentinnen und Produzenten in einem offenen Brief mangelnde Chancengleichheit und Diversität bezüglich Herkunftssprache, Hautfarbe und sexueller Orientierung beklagt.
Gerade das Festival Prix Europa setze sich seit 35 Jahren erfolgreich für das Thema ein, entgegnet Festivalleiterin Susanne Hoffmann. Diversität sei von der ersten Stunde des Prix Europa das Ziel gewesen. Man habe sich von einem kleinen Fernsehwettbewerb der damals zwölf EU-Staaten zu einem Multimediawettbewerb für ganz Europa, für kleine und für große Produktionsfirmen und für Rundfunkanstalten entwickelt.
"Wir haben hier Diversität, wir haben hier Europa an einem Tisch und wir haben sämtliche europäischen Kulturen vertreten", sagt Hoffmann. Etwa ein Drittel der etwa 400 Teilnehmer der diesjährigen Ausgabe seien unabhängige Medienmacher. "Uns kann man wirklich keinen Vorwurf machen, dass wir jemanden ausschließen. Diversität ist sozusagen der zweite Vorname des Prix Europa", sagt Hoffmann.

Kaum Diversität im Führungsgremium

Mit vielen Unterzeichnern des offenen Briefes sei man zudem laufend im Gespräch und sie begrüße diese Aktion. "In den Medien sieht es leider nicht so großartig aus, da mangelt es an Diversität und dafür setzen wir uns ein. Wir bekommen hier das, was produziert wird."
Auf den Vorwurf, dass im Steering Committee des Prix Europa eine Überrepräsentation von alten weißen Männern und Frauen herrsche, sagt Hoffmann, dass man darauf keinen Einfluss habe. "Das sind Vertreter der Anstalten, die den Prix Europa finanzieren."
In einem hohen Umfang seien diese männlich und weiß, aber das treffe nicht für alle zu. Sie sei dankbar dafür, dass Verantwortliche verschiedener europäischer Rundfunkanstalten bereit seien, für den Prix Europa Mittel bereitzustellen, damit Programmmacher aus verschiedenen Teilen der Welt miteinander in Kontakt kommen, sich austauschen und voneinander lernen können.
"Das spricht doch sehr dafür, dass die sich für die richtige Sache einsetzen, auch wenn sie vielleicht in den Augen mancher das falsche Geschlecht haben oder schon ein bisschen zu alt sind", so Hoffmann.

Forderung nach Hilfen für unabhängige Teilnehmer

Sie begrüße den Vorschlag der Unterzeichner des Appells, einen Fonds einzurichten, um beispielsweise unabhängigen Hörfunk-, Fernseh-, oder Podcastproduzenten bei der Finanzierung der Übersetzungen aus den jeweiligen Landessprachen ins Englische zu helfen oder die Anreise zum Festival zu finanzieren.
"Eine wunderbare Idee. Wir helfen, wo wir können. Wir haben nicht die Mittel. Wir haben ein sehr schmales Budget, und wir kämpfen darum, dass wir überhaupt weitermachen können. Wir sind alles andere als reich und mächtig. Aber ich finde diese solidarische Idee wunderbar. Die wollen wir gerne zusammen entwickeln."
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