Krimiautor Friedrich Ani

"Im Herzen bin ich ein fahrender Sänger"

Der Münchner Schriftsteller Friedrich Ani im Juli 2015
Der Krimiautor Friedrich Ani ist auch als Lyriker unterwegs. © dpa / picture alliance / Ursula Düren
Moderation: Andrea Gerk · 16.05.2017
Friedrich Ani gilt als einer der besten deutschen Krimiautoren. Dass er auch Gedichte schreibt, wissen nur wenige. Gerade hat er mit "Im Zimmer meines Vaters" einen neuen Band veröffentlicht. Seine melancholische Lyrik entstehe, wenn "eine Synapse in meinem Gehirn übers Seil springt", sagt Ani.
Friedrich Ani, 1959 als Sohn eines Syrers und einer schlesischen Vertriebenen in Kochel am See geboren, ist einer der wichtigsten Kriminalschriftsteller deutscher Sprache.
Für seine Romane um Tabor Süden, Spezialist für Vermisstenfälle, und den Ex-Mönch Polonius Fischer wurde er mehrfach mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Zudem hat er etliche Krimi-Drehbücher verfasst.

Musikalisch und melancholisch-schön

Aber nur wenige Menschen wissen: Ani ist auch ein begabter Lyriker und hat bereits Gedichtbände publiziert. Seine Gedichte gelten als musikalisch und melancholisch-schön. Jetzt hat er einen neuen Band veröffentlicht: "Im Zimmer meines Vaters".
Waren diese Gedichte schon immer in ihm, dem Krimiautor? "Im Herzen bin ich ein fahrender Sänger", sagt Ani. Als Jugendlicher habe er bereits Songtexte geschrieben und dazu "geklampft".
Außerdem habe er selbst immer schon gerne Gedichte gelesen – Dichter wie Rilke, vor allem aber Hölderlin seien für ihn "lebenslange" Begleiter. Was die auslösenden Momente für seine eigenen Gedichte seien – die von Kritikern auch als "Gebrauchslyrik" kategorisiert werden -, sei für ihn selbst "höchst mysteriös": "Ich würde viel häufiger Gedichte schreiben. Aber ich kann merkwürdigerweise immer nur so in Phasen, in Zyklen schreiben."

"Das könnte eine Gedicht werden"

Auslöser könne "ein Lied sein, aber das kann auch einfach nur eine Beobachtung sein. Oder vielleicht irgendeine Synapse in meinem Hirn, die über ein Seil springt. Und dann fällt mir was ein, von dem ich denke, es könnte ein Gedicht werden." Was er "gar nicht ertragen könne" sei, die eigenen Gedichte vor sich selbst laut zu lesen.
Im Übrigen ärgere es ihn keineswegs, nur als Krimiautor und nicht als Lyriker wahrgenommen zu werden: Dass er mit dem Schreiben von Krimis seinen Lebensunterhalt gut bestreiten könne, begreife er als Glück.
(mkn)

Friedrich Ani, "Im Zimmer meines Vaters"
Suhrkamp Taschenbuch, 2017, 131 Seiten, 18 Euro

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