Kreativquartier in München

Zu wenig Raum zum Streiten

Michaela Melian, Sängerin der Band F.S.K.
Michaela Melian, Künstlerin und Sängerin der Band F.S.K. © Foto: Thomas Meinecke
15.09.2014
Auf der Fläche der ehemaligen Luitpoldkaserne in München soll ein Kreativquartier entstehen. Die Münchner Künstlerin Michaela Melian begrüßt das – hat aber auch Zweifel, ob man Kreativität planen kann.
Warum es in München nie zu heftigen Kämpfen um besetzte Häuser oder sogar ganze Straßen wie in Hamburg gekommen ist, erklärt die Künstlerin Michaela Melian schlichtweg damit, dass München inzwischen städtebaulich so "unglaublich verdichtet" ist, dass es zu wenig Raum zum Streiten gebe.
Es sei "sehr löblich", jetzt ein Kreativquartier zu planen, sagte Melian im Deutschlandradio Kultur – auch wenn es sinnvoller sei, wenn ein solcher Raum nach und nach wachse. Zudem hätte die Stadt gegen Raum- und Platznot in München schon viel früher etwas unternehmen müssen.
München geht nach eigenen Angaben bei der Entwicklung des Quartiers neue Wege: Auf rund 20 Hektar soll ein urbanes Viertel entstehen, in dem Wohnen und Arbeiten eng mit Kunst, Kultur und Wissen verknüpft werden. Das Areal liegt in der Innenstadt, neben Ateliers und gewerblich genutzten Räumen sollen dort auch mindestens 900 Wohnungen und eine Grundschule entstehen.
München hat zu wenig Orte, die man umdefinieren kann
Neben der Explosion der Mieten gebe es auch das Problem, dass München in der Vergangenheit kein industrieller Standort gewesen sei, sagte sie. Deswegen gebe es heute zu wenig Orte, die man umdefinieren könne – was beispielsweise den "Glamour" von Berlin ausmache.
Das neue Kreativquartier, in dem auch Wohnraum entstehen soll, wird Melians Meinung nach daran gemessen werden, wer künftig dort leben wird und wie hoch die Mieten seien: "Wer kann sich das leisten, wenn da schöne Neubauten entstehen?" Sie forderte, das Projekt langfristig zu begleiten. Kreativorte seien nicht unbedingt Orte, wo viel Geld generiert werde. Diejenigen, die nicht viel verdienten, müssten sich dort auch aufhalten können.
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