Kosmetische Maßnahmen

Von Alexandra Gerlach · 28.01.2008
Fußgängertreppen und Laternen sind auf den neuen Plänen nicht mehr vorhanden. Durch eine seitliche Beleuchtung und einen schlankeren Brückenbogen würden die Blickbeziehungen zu den Elbschlössern und der Dresdner Altstadt-Silhouette weniger beeinträchtigt, wurde bei der Vorstellung der Kompromisslösung am Montag betont. Die UNESCO will im Sommer darüber entscheiden, ob das Dresdner Elbtal trotz Brückenbau den Weltkulturerbetitel behalten darf.
" Sie sehen dort, - jetzt habe ich es, …. "

… Brückenarchitekt Henry Ripke erläutert mittels Fotostudien und Beamer den Gesamtkontext, in dem die Bücke stehen soll:

" … da befindet sich die Waldschlößchenbrücke, also Sie sehen, die W-Brücke gehört zur Familie der Dresdner Brücken, die hier beginnt mit der Augustusbrücke, und sich weiterzieht bis hin zum Blauen Wunder. "

In der Studie an der Wand ist das Elbtal zu sehen, mit seinen Dresdner Brücken, die Neue ist zunächst nur mit einem roten Strich markiert. Dann in einem weiteren Bild die aktuelle, überarbeitete Studie der Brücke. Darin wirkt sie etwas filigraner, der sie überragende Bogen fällt flacher aus als zuvor und die Brücken-Füße oberhalb der Fundamente sind deutlich abgespeckt. Auch fehlen die staksig wirkenden, hohen Laternen, die zuvor wie Zahnstocher auf der Brücke standen. Gerade die Beleuchtung hatte auch im letzten und vorerst entscheidenden Brückenurteil des Oberverwaltungsgerichts Bautzen eine gewichtige Rolle gespielt. Dabei ging es auch um die Kleine Hufeisennase, eine vom Aussterben bedrohte Fledermausart. Alles in allem wurden drei große Änderungen in der Kommission durchgesetzt.

Der Architekt, Henry Ripke: " Erstens, die Mastleuchten können entfallen zugunsten einer Beleuchtung, die in den Handläufen integriert ist, die zweite wesentliche Veränderungsmaßnahme, die wir haben durchführen können, ist die Verringerung des Bogenfußpunktes, dort haben wir das Volumen um Zweidrittel reduzieren können, der nächste wichtige Punkt den wir haben verändern können, ist der Bogen in seiner Dimension, Wir haben ihn von 1,70 m Meter Scheitel auf 1,40 Meter reduzieren können. "

Eberhard Burger, der ehemalige Frauenkirchen-Baudirektor und Spiritus Rektor der Modifizierungskommission, ist sichtlich zufrieden mit dem Ergebnis der hart ausgehandelten Änderungsbemühungen:

" Sie passt sich besser der Landschaft an, sie ist schlanker geworden, die Monumentalität, die bewusst projektiert war als Philosophie der Planung, ist zurückgenommen worden. Und ich finde, es ist eine Brücke geworden, mit der man dort an dieser Stelle auch leben kann, und die einen guten Übergang vom Blauen Wunder zu dem Dresdner Stadtbild schafft. "

Burger verhehlt nicht, dass die Gestaltungsspielräume sehr eng waren. Keinesfalls angetastet werden dürften die Grenzen des Planfeststellungsbeschlusses, auf dessen Basis die Brücke nunmehr gebaut wird. Burger sieht sich in Folge seines Engagements für eine Kompromisslösung nunmehr harscher Kritik von Brückengegnern ausgesetzt. In einem offenen Brief werfen namhafte Dresdner Kritiker Burger vor, er habe sich von der CDU-geführten Staatsregierung instrumentalisieren lassen. Burger weist dies mit Nachdruck zurück:

" Ich glaube nicht, dass ich mich habe benutzen lassen, das muss ich ganz ehrlich sagen. Ich bin immer für eine Brücke eingetreten. Ich bin der Auffassung, dass eine Verbindung von zwei innerstädtischen Bereichen einer Brücke bedarf, wenn es eine Umlenkung einer Fernverkehrsstraße wäre oder eine Verbindung zwischen zwei Autobahnen, dann ist das etwas ganz anderes und deswegen habe ich meine Aufgabe darin gesehen, zu versuchen, diese Brücke an diesem Standort verträglicher zu machen, und ich glaube, das ist uns gelungen. "

Nun bleibt abzuwarten, was die UNESCO-Welterbe-Experten zu den Modifizierungsvorschlägen sagen werden. Als besonders schwierig gestaltet sich der Diskurs schon deshalb, weil es offenbar immer noch an einem konkreten Ansprechpartner für die Dresdner fehlt. Daran hat sich nach den Worten des 1. Bürgermeisters, Lutz Vogel, auch in den vergangenen Monaten nichts geändert. Doch immerhin scheint es Signale zu geben, dass die UNESCO zumindest gesprächsbereit ist.

1. Bürgermeister Dresden, Dr. Lutz Vogel: " Ich gehe davon aus, dass es eine Delegation der UNESCO geben wird, die uns her besuchen wird, soviel weiß ich auch, ich weiß nicht wann, und wie viele Leute das sein werden, und aus dieser Tatsache entnehme ich natürlich, dass auch eine Bereitschaft da ist, über veränderte Planungen zu diskutieren. "

Aus Sicht der sächsischen Staatsregierung geht es nun um alles oder nichts. Der Chef der Staatskanzlei, Michael Sagurna appellierte daher heute an alle Dresdner Bürger, diesen Rettungsversuch für den Welterbe-Titel zu unterstützen.

Michael Sagurna, Chef Staatskanzlei, Dresden: " Die Staatsregierung ist sich darüber einig und zwar Koalitionsübergreifend, dass der Welterbetitel für Dresden ganz wichtig ist und dass wir ihn nicht leichtfertig verspielen sollten, wir möchten beides, wir möchten die Elbquerung und den Weltkulturerbetitel, den Dresden ganz zweifellos verdient hat. "

Und der Architekt? Henry Ripke jedenfalls macht sich keine Sorgen, dass seine Brücke nicht gebaut wird. Auch nicht vor dem Hintergrund, dass die Bindefrist des Bürgerentscheids für den Brückenbau, in vier Wochen, am 28. Februar ausläuft.

Henry Ripke: " Also wir haben jetzt den dritten Baubeginn und aller guten Dinge sind drei. Also ich bin da guten Mutes, weil ich nach wie vor davon überzeugt bin, dass wir eine elegante, schlanke, individuelle Brücke entwickelt haben, die sich in diesen Ort einfügt, und ich freue mich darauf. "
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