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Kleinkunst

03:50 Minuten
Inder mit Harmonium in Rajasthan.
Kleinkunst in Indien ist vielfältig. © imago stock&people
Von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt · 06.12.2019
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In Südafrika ist Kleinkunst tatsächlich kleine Kunst, kleine Figuren aus Holz oder Perlen. Zur Kleinkunst in Russland zählen zum Beispiel Barden, die über Melancholie und das Leben singen. Und wenn in Mexiko Clowns auftreten, macht das Publikum begeistert mit.
Silke Diettrich in Neu-Delhi:
"Kleinkunst spielt in Indien auf jeden Fall eine Rolle. Traditionell gibt es unglaublich tolle Puppentheater. Auf Kindergeburtstagen sind Bärentänzer gekommen. Es gab dann tatsächlich einen Mann, der einen Bären an der Kette mit dabei hatte, der dann vor den Kindern getanzt hat. Das sehe ich hier in Neu-Delhi manchmal noch mit Affen, die dann Saltos vollführen. Modern und angesagt sind Poetry Slams und auch Comedians. In Mumbai gibt es eine ehemalige Putzfrau, und die erzählt unglaublich skurrile Geschichten von den Leuten, bei denen sie geputzt hat. Und das ist sehr lustig."
Peter Lange in Prag:
"Auf Jahrmärkten oder auf den großen Plätzen in den Städten in Tschechien, da gibt es diese Gauklerkunst, nenne ich sie mal. Wenn wir jetzt über Kabarett reden, in Prag hier das bekannteste Ensemble ist Vosto5. Das ist ein Theater, das widmet sich dem Teil der Geschichte, der von den Kommunisten weitgehend tabuisiert worden ist. Zum Beispiel, wie es mit der Vertreibung der Deutschen nach dem Krieg war. Und die thematisieren auch die Zustände in der heutigen Gesellschaft."
Anne-Katrin Mellmann in Mexiko-City:
"Was mir in Mexiko-Stadt immer wieder auffällt, ist, dass es hier überall diese Zócalos gibt, also die zentralen Plätze. Und da tummeln sich ganz viele Kleinkünstler. Das können Magier sein, Clowns, dann Sänger, die die großen Liedermacher Lateinamerikas nachahmen. Wenn am Wochenende in Mexiko die Clowns auftreten, dann scharen sich immer gleich hunderte Menschen drum herum, sind total begeistert und machen auch mit. Die Mexikaner sind hier viel offener als Deutsche für solche Volksbelustigungen. Oftmals sind das auch sehr anzügliche Witze, die da gemacht werden und die Leute lachen sich schlapp. Das ist genau das, was hier auf fruchtbaren Boden fällt.
Immer wieder gern gesehen in Mexiko-Stadt sind Leierkastenmänner. Die haben tatsächlich Leierkästen aus deutscher Produktion, die sind schon über hundert Jahre alt, klingen leider auch so. Die kommen oftmals aus Berlin, haben dann vorne auch diesen Aufdruck: "Berlin, Schönhauser Allee", kann man da manchmal noch so lesen. Mexikaner sind davon begeistert."
Jana Genth in Johannesburg:
"In Südafrika gibt es, was Gaukler angeht, super viel. Hier ist Kleinkunst tatsächlich kleine Kunst, Entweder sind das Tiere oder afrikanische Bäume oder es sind Menschen, die dann geschnitzt sind und das in Größen, die man sich auch in den Koffer packen kann. Das würde ich als Kleinkunst betrachten. Es gibt aber auch diese Perlenfädler in Südafrika, die Tiere aus ganz kleinen bunten Perlen auf Drahtgestelle fädeln und dann hat man beispielsweise eine supercoole Giraffe, die aus ganz kleinen Perlen gemacht ist."
Thielko Grieß in Moskau:
"In Russland gibt es die russischen Barden, die ganz klar unter Kleinkunst fallen. Die sind in den 60er-Jahren mit ihrer Gitarre aufgetaucht. Häufig im studentischen Milieu. Es gibt auch heutzutage immer noch die Tradition des russischen Chansonniers. Man geht da nicht hin, weil die so gut Gitarre spielen, sondern weil sie so unglaublich gute Texte haben, weil sie über Emotionen, über Melancholie, über das Leben in Russland singen."

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