Korrespondenten berichten über

Inklusion

03:52 Minuten
Schüler und Schülerinnen einer Moskauer Schule sitzen zusammen in der Kantine beim MIttagessen, unter ihnen auch ein Kind im Rollstuhl.
Mittagessen in einer Moskauer Schule, doch nicht überall klappt es schon mit der Inklusion. © picture-alliance/dpa/Tass/Sergei Savostyanov
Von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt · 22.01.2021
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In Privatschulen in Ägypten werden Kinder mit Handicap ganz normal integriert. In Russland fehlen für eine systematische Inklusion Geld und Personal. Schüler, die in den USA Unterstützung brauchen, haben immer einen extra Lehrkörper.
Björn Blaschke in Kairo:
"In privaten Schulen kann man wirklich sagen, dass Kinder mit Handicap integriert werden. Das hat etwas damit zu tun, dass die Eltern einfach dafür zahlen. Das versucht eigentlich auch jeder Ägypter, so er auch nur ein bisschen Geld übrig hat, nämlich, seine Kinder in eine Privatschule zu bringen. An teuren Privatschulen werden die Kinder ganz normal integriert. Meine Tochter hatte zum Beispiel eine Zeit lang eine Klassenkameradin, die hatte ein Handicap und war absolut gleichberechtigt. Da gab es überhaupt kein Problem."
Carsten Schmiester in Stockholm:
"Behinderte sind hier sehr stark gestellt in der schwedischen Gesellschaft, und es gibt auch gute Betreuungsmöglichkeiten. Man hört in Schweden ganz generell nicht sehr viel von behinderten Menschen. Ich denke, das ist ein Indiz dafür, dass das eine Normalität ist, dass die halt beschäftigt werden, da, wo sie beschäftigt werden können. Es gibt hier eine große Supermarktkette, die hat einen Behinderten mit in der Werbetruppe. Er gehört da fest zur Stammmannschaft dieses Supermarktes, ist auch eine nationale Berühmtheit. Das ist aber im Allgemeinen in Schweden etwas Gelerntes, Gelebtes und nicht mehr so heiß Diskutiertes."
Antje Diekhans in Nairobi:
"In Kenia gibt es auch Schulen für Kinder, die beispielsweise körperlich beeinträchtigt oder blind sind. Das sind staatliche Schulen, da hat es viele Fortschritte gegeben in den vergangenen Jahren. Die öffentlichen Gebäude sind umgebaut worden, so dass jetzt auch Rollstühle rein können. Hier im Parlament sollen inzwischen auch Minderheiten vertreten sein, und die müssen nicht gewählt werden. Beispielsweise gibt es hier seit einigen Jahren einen Albino im Parlament, der setzt sich zum Beispiel dafür ein, dass Albinokinder, die oft auch Probleme mit dem Sehen haben, in Schulen besonders gefördert werden.
In Nairobi haben wir auch ein Café, in dem nur gehörlose oder schwerhörige Bedienungen arbeiten. Da ist dann in der Karte, wenn man bestellen will, immer auch die Gebärde dafür abgebildet. Ich kann jetzt schon ganz gut Cappuccino machen. Da muss man die eine Hand so ausstrecken und mir der Anderen so ein keines Wölkchen darüber malen, wie eben so eine Milchschaumwolke. Es ist ein Platz, wo unheimlich viele Menschen gerne hingehen und wo man merkt, das trägt auch viel dazu bei, dass sich Menschen mit Behinderung und andere näher kommen."
Thielko Grieß in Moskau:
"Inklusion ist ein schwieriges Thema in Russland. Es gibt ganz wenig systematische Inklusion an russischen Schulen. Je nachdem wie man zählt, ist zum Beispiel in Moskau, schätzt man so, jede fünfte Schule dafür auch ausgestattet. Ausgestattet heißt, es gibt zum Beispiel auch das Personal, das sich um Kinder kümmert, die irgendwelche Behinderungen mitbringen und für die die Inklusion da ist. Oftmals gibt es auch kein Geld. Oftmals gibt es aber auch keine Sachkenntnis, weil den Lehrern niemand erklärt hat, wie das eigentlich funktioniert."
Katharina Wilhelm in Los Angeles:
"Inklusion ist ein ganz spannendes Thema in den USA. Sie gelten tatsächlich als Vorreiter bei diesem Thema, weil die USA versuchen, allen gemeinsam Unterricht zu ermöglichen. Es ist so, dass es seit Mitte der 60er Jahre eine gesetzliche Regelung gibt zur gemeinsamen Beschulung von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung.
Das bedeutet, dass hier fast alle Kinder, die mit einer Einschränkung leben, in einer Regelschule unterrichtet werden. 95 % sind das tatsächlich. In der Praxis sieht das dann eben so aus, dass da eine Lehrerin oder ein Lehrer kommt, die sich speziell um die Kinder kümmern, die etwas mehr Unterstützung brauchen, das heißt, es gibt immer einen extra Lehrkörper. "

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