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Gardinen

03:36 Minuten
Stoffhändler bieten in der indischen Metropole Mumbai (Indien) ihre Ware zum Verkauf an.
Der Gardinenkauf ist in Indien ein Großereignis. Die Stoffe werden in den verschiedensten Farben haufenweise vorgelegt. © picture alliance / dpa / Peter Kneffel
Von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt · 15.11.2019
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Je nach Klima sorgen Gardinen für Gemütlichkeit in langen kalten Wintern oder schirmen das Sonnenlicht ab. Sie schützen vor Blicken oder fehlen ganz.
Silke Diettrich in Neu-Delhi:
"In Indien gehören Gardinen auf jeden Fall zum Alltag mit dazu. Wenn Inder Gardinen kaufen gehen, ist das ein Großeinkauf. Die ganze Familie geht mit. Man sitzt dann da von morgens bis abends und dann werden die Stoffe in den verschiedensten Farben die ganze Zeit haufenweise vorgelegt. Dann wird beraten, ob man sie rafft oder glatt lässt. Die sind auch vor den Fenstern. Man schützt sich da vor der Sonne, aber sie schmücken auch die Wohnung."
Anne-Katrin Mellmann in Mexiko-City:
"In Mexiko sehe ich eigentlich wenige Gardinen. Es gibt Vorhänge. Das können entweder solche sein, die zugezogen werden, oder es sind ganz moderne Vorhänge aus Kunststoff oder Jalousien. Man legt da nicht so wahnsinnig viel Wert drauf, weil der Blickschutz in Mexiko nicht so wichtig ist, sondern eher der Sonnenschutz. Es wird drauf geachtet, dass die Vorhänge blackout sind und es schön dunkel machen."
Peter Lange in Prag:
"In Tschechien gibt es natürlich Gardinen an den Fenstern. Das war früher so wie in Deutschland auch. Die Textilien für die Wohnung waren sehr aufwändig. Man hat sie für die Töchter zusammengespart in Aussteuerschränken. Dann hat man sie bei der Hochzeit mitgegeben. Wenn ein Fenster keine Gardinen hat, dann ist das hier immer noch ein Zeichen der Armut. Ich habe mal aus meinem Fenster herausgeguckt auf die andere Straßenseite und da sieht es so aus: Ja, 50 bis 60 Prozent haben Gardinen, die anderen haben inzwischen Jalousien oder andere Gestaltungsmöglichkeiten, um sich abzuschotten. Also die Gardine ist nicht mehr das allein Seligmachende."
Jana Genth in Johannesburg:
"In Südafrika gibt es eine Menge nackter Fenster. Gardinen sind hier nicht so ein Thema wie in Europa. Es ist tatsächlich so, dass da fette Vorhänge vor den Fenstern sind, die das Licht abschirmen und auch ein wenig den Lärm, weil die Fenster auch nicht dicht abschließen. Was aber ganz markant ist an den Fenstern in Südafrika ist, dass da fette Gitter davor sind. Das ist eine Standardsicherheitsvorkehrung hier. Vor jedem Fenster ist ein dickes, fettes Gitter."
Thielko Grieß in Moskau:
"In Russland ist Privatheit schon wichtig. Deshalb gibt es in Russland fast überall Gardinen. Da gibt es den Tüll und dann gibt es die Gardinen, die dann etwas schwerer sind und nicht nur den Blick verbergen sollen, sondern auch für Gemütlichkeit sorgen sollen in den langen kalten Wintern. Da springt mich das Schwere, das Verzierte überall an. Die Gardinen sind häufig bestickt, da ist Samt drin, Seide, Gold, es kann gar nicht genug sein. Die junge Generation in Russland hat schon noch Gardinen, denn Blicke abzuwehren ist ein wichtiges Ziel, aber die sind dann einfach schlichter und nicht so umfassend, als hätte man einen Teppich vor dem Fenster."

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