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Fridays for Future

03:44 Minuten
Junge Menschen demonstrieren für eine andere Klimapolitik. Sie halten Transparten vor sich, auf denen Worte auf Franösisch stehen.
Internationale Bewegung: Auch in Frankreich, wie hier in Paris, gehen Schülerinnen und Schüler für eine andere Klimapolitik auf die Straße. © Picture Alliance / dpa Le Pictorium / Jan Schmidt-Whitley
Von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt · 19.02.2021
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Israelis demonstrieren viel, aber nicht fürs Klima. In Singapur riskieren Eltern Stockhiebe, wenn die Kinder den Unterricht schwänzen. Französische Lehrer sind unentschieden - verbieten oder unterstützen?
Tim Aßmann aus Tel Aviv:
"In Israel ist Demonstrieren an sich total verbreitet. Es wird für und gegen vieles demonstriert, aber nicht fürs Klima. Ganz am Anfang, als das weltweit richtig populär wurde, gab es hier so zarte Pflänzchen des Für-das-Klima-Demonstrierens, aber das wurde nie eine Massenbewegung. Das hat sicherlich auch ein bisschen mit dem Zeitpunkt zu tun.
Der Freitag ist hier wirklich der schlechteste Tag für das Demonstrieren, denn am Freitag beginnt im jüdischen Glauben der wöchentliche Ruhetag Schabbat. Bei den muslimischen Einwohnern im Land ist der Freitag der Tag der großen muslimischen Massengebete. Da geht man auch nicht demonstrieren. Jedenfalls nicht fürs Klima."
Dunja Sadaqi aus Rabat:
"Fridays for Future als große Massenbewegung wie wir das zum Beispiel aus Europa kennen, gibt es hier in Marokko nicht. Es gibt ein Umweltbewusstsein, das hier stärker wird; dass sich zum Beispiel junge Menschen regelmäßig an den Stadtstränden treffen, um sie sauber zu machen; dass man sich zum Beispiel dieses Müllproblems sehr bewusst ist. Aber, dass sich deswegen freitags so viele Jugendliche in Rabatt oder in Casablanca auf die Straße begeben, das ist nicht so."
Lena Bodewein aus Singapur:
"Es gibt in den Schulen in Singapur schon ein Bewusstsein für Fridays for Future. Unser Sohn hat sehr viel darüber erfahren und sehr viel darüber gelernt und dann auch so Plakate gemalt. Er wollte mit seinen Plakaten auf die Straße ziehen. Da wurde er von unseren Wachleuten gestoppt, die am Eingang dieser großen Anlage stehen: 'No, no, no! Can not! Police will come!'
Also: Demonstrieren ist in Singapur verboten. Man kann sich nicht einfach mit einem Transparent hinstellen. Auch für Ein-Mann-Proteste wird man verhaftet. Von daher ist hier mit großen Demonstrationen Fridays-for-Future-mäßig einfach nicht viel los. Wenn die Kinder Schule schwänzen, dann können laut den Gesetzen die Eltern entweder in den Knast wandern oder zu Stockhieben verurteilt werden. Da habe ich keine Lust drauf."
Ivo Marusczyk aus Buenos Aires:
"Von Fridays for Future hat man hier in Argentinien fast noch nie etwas gehört. Man muss leider deutlich sagen, dass die Klimaproblematik in Südamerika noch nicht so richtig angekommen ist. Dass man wirklich Schultage versäumen würde wegen des Klimawandels, so weit geht man hier nicht.
Man muss auch dazu sagen, gerade in den besseren Vierteln, wo das vielleicht eher ein Thema wäre, sind immer Privatschulen. Das ist natürlich ein Grund, warum die Eltern ihren Sprösslingen da wahrscheinlich auf die Finger hauen würden, wenn sie am Freitag nicht zur Schule gehen."
Jürgen König aus Paris:
"Fridays for Future ist auch in Frankreich ein Thema. Es hat immer wieder große Demonstrationen gegeben, bei denen Tausende auf die Straße gingen. Natürlich waren viele Kinder und Jugendliche darunter. Was dann auch in Frankreich die Lehrer und Lehrerinnen vor die schwere Frage gestellt hat, unterstützen wir die Schüler, die natürlich den Unterricht schwänzen und somit die Schulpflicht missachten, oder verbieten wir ihnen, sich für diese Sache einzusetzen, die wir – also wir Lehrer – eigentlich auch gut finden? Entschieden wurde das dann mal so mal so. Also eher uneinheitlich."

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