Kopfgeldjäger in den USA

Gefährliches Versteckspielen für Erwachsene

26:31 Minuten
Das Eldorado Resort Casino, ein Hotel and Casino in Reno, Nevada, beleuchtet bei Nacht.
In Reno in Nevada beginnt Rob Dick die Jagd: Hier verfolgt der Kopfgeldjäger mit seinem Truck die Mutter des Gesuchten. © Victor Hughes
Von Marc Bädorf · 06.11.2019
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Es ist ein Beruf wie aus dem Wilden Westen. Noch heute sind in den USA rund 15.000 Kopfgeldjäger unterwegs. Auf ihrer Suche nach Flüchtigen dürfen sie in Häuser einbrechen und Waffen verwenden. Doch die Kritik an ihnen wächst.
Rob Dick beschleunigt seinen Truck auf 80, 90, 100 Kilometer pro Stunde. Er überholt einen Wagen links, einen anderen rechts, dann wieder einen links. Seinen Blick hat er nach vorne gerichtet, auf eine beige Limousine, die etwa 120 Meter von ihm entfernt durch den Stadtverkehr von Reno in Nevada rast. In der Limousine: Die Mutter von Michael Acosta, dem Mann, den Dick seit mehreren Stunden sucht. Sie hat ihm gesagt, dass sie ihren Sohn vor zwei Wochen das letzte Mal gesehen habe.
Doch Dick glaubt ihr nicht, er sagt: "So wie sie sich verhalten hat, würde ich wetten, dass es da immer noch eine Verbindung gibt. Sie war sehr eindeutig, dass sie nicht helfen möchte."

Der Mutter des Gesuchten auf der Spur

Dick hofft, dass die Mutter ihn direkt zu ihrem Sohn führen wird. Dann hätte er leichtes Spiel: Er würde Acosta festnehmen, ihn ins Gefängnis bringen und sein Kopfgeld von 750 Dollar kassieren. Über Funk halten er und sein Mitarbeiter Shawn Kontakt mit zwei Kollegen, die die Mutter ebenfalls verfolgen. Die Mutter biegt ab, Dick folgt ihr, brettert über einen Parkplatz und überfährt dabei fast zwei Jugendliche. Sein Manöver gelingt.
Es sind nur noch fünf Autos, die ihn von der Limousine trennen. Doch plötzlich schaltet eine Ampel auf Rot. Die Mutter kriegt sie noch, Dick muss stehenbleiben. Die anderen Autos blockieren ihn. Als die Ampel wieder grün wird, ist die Mutter weg. Dick hat die Spur verloren.
"Es ist frustrierend, dass wir die Sache nicht erledigt haben, aber so ist das halt", sagt er. "Manchmal kriegst du sie, manchmal nicht." Manchmal kriegst du sie, manchmal kriegst du sie nicht, daraus besteht Rob Dicks Leben: Der schwarzhaarige, etwa 1,80 Meter große und schlanke Mittfünfziger ist Kopfgeldjäger, ein Beruf, den es in den USA schon seit mehreren Jahrhunderten gibt. Die Aufgabe der Kopfgeldjäger: Menschen, die nicht vor Gericht erscheinen, dort wieder hinzubringen.

Im Auftrag des Kautionsvermittlers

Die Jagd beginnt in Reno, einer 245.000-Einwohner Stadt in Nevada, voll mit Casinos und Hotels. Das Las Vegas des kleinen Mannes. Dick steht im Büro eines Kautionsvermittlers, eines sogenannten "bail bondsman", von ihm wird er beauftragt.
Durch ein Fenster ist das mit Stacheldraht umzäunte Gefängnis der Stadt zu sehen. Dick unterhält sich mit der Frau, die das Geschäft leitet. Er besucht sie häufiger, Dick selbst kommt aus Roseville, zwei Autostunden entfernt, aber Reno ist eine seiner Lieblingsstädte zum Kopfgeldjagen.
"Ich weiß nicht, was es mit dieser Stadt ist, aber es ist meistens ziemlich einfach hier", sagt Dick. "Es ist eine kleine Stadt, jeder ist in der Nähe, und du packst sie dir und bringst sie ins Gefängnis. Die Auszahlung läuft ziemlich schnell und dann geht es weiter mit dem Nächsten."
Ein Gerüst mit der Aufschrift "Reno The Biggest Little City In The World", das über einer Straße befestigt ist, begrüßt ankommende Besucher der Stadt.
"Es ist meistens ziemlich einfach hier", sagt Kopfgeldjäger Rob Dick über Reno.© imago images / Danita Delimont
Die Frau reicht Dick sechs Zettel über die Theke. Darauf: Namen, Adressen, manchmal ein Bild eines Flüchtigen. Alles ist angerichtet für die heutige Jagd. Doch Dick sieht sich nicht als Jäger – sondern als ein Helfer der Justiz. Er erklärt: "Wenn wir von einem 'bail bondsman' beauftragt werden, ist unser erstes Ziel, das Problem zu lösen. Auf die Person, die auf Kaution draußen ist und nicht bei Gericht erschienen ist, ist normalerweise ein Haftbefehl ausgestellt. Wenn wir sie nicht innerhalb einer gewissen Zeit, in Kalifornien sechs Monate bis zu einem Jahr, finden, bekommt das Geschäft die Kaution nicht zurück."
Am besten erklärt man die Arbeit eines Kopfgeldjägers in den USA an einem Beispiel: Der Fabrikarbeiter Jerry fährt betrunken Auto, wird festgenommen und ins Gefängnis gesteckt. Ein Richter setzt seine Kaution auf 10.000 Dollar fest. Doch Jerry hat keine 10.000 Dollar, deswegen beauftragt er einen "bail bondsman", der die Kaution für ihn stellt und dafür 1500 Dollar bekommt. Jerry ist nun frei, bis zu seinem ersten Gerichtstermin – doch bei diesem erscheint er nicht.

"Ich dachte immer, ich werde Polizist"

Jetzt hat der "bail bondsman" ein Problem: Wenn er es nicht schafft, den Mann innerhalb von sechs Monaten zurück ins Gefängnis zu bringen, sieht er seine Kaution von 10.000 Dollar nie wieder. Deswegen beauftragt er einen Kopfgeldjäger damit, den Mann zu fangen. Und Rob Dick ist einer der besten dieser Kopfgeldjäger – obwohl er eigentlich nie einer werden wollte.
"Ich habe mir als Kind nicht vorgestellt, Kopfgeldjäger zu werden", sagt er. "Ich dachte immer, ich werde Polizist. Mein Vater war ein Polizist, ich würde einer sein. Sofort nach der High School ging ich zur Sheriff’s Academy und wurde ein Polizist. Ein, zwei Jahre durfte ich die interessanten Sachen machen, dann musste ich im Gefängnis Schichten schieben. Und zu der Zeit hätte es dann zehn Jahre gedauert, bis ich wieder die interessanten Sachen hätte machen können."
Aber vorher hat Dick über einen Mitbewohner einen Kopfgeldjäger kennengelernt, Leonard Padilla. Padilla hat ihm erste Aufträge gegeben, es hat sich gezeigt, dass Dick gut in dem Job ist. So gut dass Padilla Dick eine Stelle angeboten, er hat angenommen. Seit diesem Tag ist Rob Dick Kopfgeldjäger, inzwischen fast drei Jahrzehnte lang. Und er gibt Kurse, um andere anzulernen.

"Es ist wie Versteckspielen für Erwachsene"

Den Job liebe er immer noch, sagt er: "Für mich ist es wie Versteckspielen für Erwachsene. Ein wenig wie Schachspielen, du versuchst, die andere Person auszutricksen und sie zu fangen. In den Kursen erzähle ich den Leuten immer: Wenn eine Person auf Kaution draußen ist, ist es ihr Job, zu rennen, und dein Job, sie zu fangen. Das ist alles, nimm es nicht persönlich, beschäftige dich nicht zu viel damit."
Doch Kopfgeldjagen ist nicht nur Versteckspielen für Erwachsene. Immer wieder kommt es bei Einsätzen von Kopfgeldjägern zu Katastrophen: Im Mai 2017 schießen sich zwei Kopfgeldjäger und ein Flüchtiger vor Zuschauern in einem Autohaus gegenseitig tot. Und im April 2017 töten fünf Kopfgeldjäger einen nicht gesuchten und nicht bewaffneten Mann in Tennessee, weil sie sein Auto verwechseln. Das weckt Kritiker.
"Es ist ein fürchterliches System. Wir müssen es loswerden", sagt Malcom Feeley. Er ist Professor an der Universität Berkeley, beschäftigt sich in seiner Forschung vor allem mit dem Strafrechtssystem des Landes. Von Kopfgeldjagen hält er nicht viel: "Es ist einer der wenigen Bereiche, in denen das Gesetz Kidnapping erlaubt. Wir haben Gesetze gegen Kidnapping, außer wenn die gekidnappte Person ein Flüchtiger ist und der Kidnapper ein Kopfgeldjäger. Dann spielt das alles keine Rolle."

Ein Gesetz als Grundlage fehlt

Die rechtliche Grundlage des Kopfgeldjagens ist in den USA dabei nicht mal ein Gesetz, sondern der Kommentar eines Urteils aus dem Jahr 1872. In acht amerikanischen Staaten ist Kopfgeldjagen in verboten, in vielen Staaten darf jeder Bürger und jede Bürgerin als Kopfgeldjäger arbeiten, in Kalifornien müssen Kopfgeldjäger zuvor immerhin einen privaten dreitägigen Einführungskurs und einen staatlichen fünf Tage-Kurs absolvieren. Das ist alles.
Für Professor Feeley ist Kopfgeldjagen das Symptom einer viel größeren Krankheit: Das System der Kaution in den USA. "Kaution ist die schlechteste Form. Es erlaubt vielen Leuten, aus dem Gefängnis zu kommen. Auf der anderen Seite müssen viele im Gefängnis bleiben, weil arme Leute in diesem Land, sogar solche aus der Arbeiterklasse, große Probleme haben, 100 oder 500 Dollar aufzubringen."
Eines der vielen Casino Renos. Nachdem Dick die Gesucht-Zettel von seinem "bail bondsman" geholt hat, ist er hierhin gefahren, jetzt sitzt er im Restaurant, um die Lage zu besprechen. Mittlerweile sind weitere Kopfgeldjäger hinzugekommen: Shawn, Joel und Rob, wie sie sich vorstellen. Sie alle sind muskelbepackt und deutlich jünger als Dick, die vier arbeiten häufiger zusammen.
"Das ist kein Job für einen alleine, es ist einfach nicht sicher", erzählt Dick. "Manchmal jagen wir zu zweit, aber wenn wir zum Beispiel ein Haus durchsuchen, brauchst du jemanden am Hintereingang, zwei an der Vordertür, und jemanden an der Seite. Vier ist die optimale Nummer, es hängt aber immer ein bisschen vom jeweiligen Zeitplan ab, ob wir uns zusammentun können."

Bei der besten Adresse wird gestartet

Die Kopfgeldjäger reichen die Gesucht-Zettel rum und packen ihre iPads aus. Joel und Rob durchsuchen Facebook nach Profilen und Hinweisen, Dick gibt die Namen in eine Datenbank ein. Dann erklärt er: "Wir schauen uns an, was die Datenbank bezüglich ihrer aktuellen Adresse sagt, gleichen das ab mit dem, was sie beim 'bail bondsman' angegeben haben. Und dann versuchen wir, die beste Adresse zum Start rauszusuchen. Du brauchst nur eine Adresse, um anzufangen."
Die Kopfgeldjäger tauschen sich über ihre Ergebnisse aus. Zehn Prozent der Kaution bekommen sie bei einer Festnahme, angeblich ist die Höhe ihrer Prämie für die Kopfgeldjäger aber zweitrangig: Sie jagen jeden Gesuchten, für den die Kautionsvermittler sie beauftragen, so wolle es die Berufsehre.
"In Kalifornien ist die Kaution sehr hoch", sagt Dick. "Das Niedrigste ist normalerweise 20.000, 30.000, das ist so der Durchschnitt. Es gibt aber auch viele 50.000er, viele 100.000er, und dann gibt es wahrscheinlich fünf Leute, die gerade draußen sind und eine Kaution von einer Million haben."

Mit Pistole, Taser und Schutzweste

Die Kopfgeldjäger entscheiden sich schließlich dafür, Michael Acosta und ein Ehepaar zu suchen. Das Paar, keine 30 Jahre alt, wurde wegen Drogenmissbrauchs und Diebstahl festgenommen, ist aber nicht vor Gericht erschienen. Dick geht zurück zu seinem schwarzen Truck. Er zieht seine Schutzweste an, prüft, ob sich Pistole und Taser am Gürtel befinden. Er sieht sich vor.
"Mit einigen Leuten hatten wir Kämpfe, die wir mit dem Taser beendet haben. Ansonsten schauen wir danach, dass jeder sicher ist und nach Hause kommt", sagt Dick. Sein Job ist ein gefährlicher, aber er lebt gut davon: An manchen Tagen verdient er 20.000 Dollar, das sind oft nur zwei Gesuchte.
Das 20. Stockwerk eines Hochhauses in San Francisco, Marmor auf dem Boden, aus den riesigen Fensterfronten fällt der Blick über den Geschäftsdistrikt der Stadt. Hier, in einem Hochhaus voll von Banken und Wirtschaftskanzleien, arbeitet einer der härtesten Gegner Dicks – obwohl sich die beiden nicht mal kennen.
Blick über Hochhäuser des Geschäftsdistrikts in San Francisco.
Geschäftsdistrikt von San Francisco: Hier arbeitet einer der härtesten Gegner Rob Dicks.© Eyeem / David Stockley
"Mein Name ist Sadik Huseny", stellt er sich vor. "Ich bin Anwalt bei Latham & Watkins in San Francisco. Wir glauben, dass Anwälte der Gemeinschaft zurückgeben und einige Fälle 'pro bono' bearbeiten sollten. Das bedeutet, dass wir unsere Arbeit ohne Bezahlung anbieten, weil die Sache einen großen gesellschaftlichen Einfluss hat."
Pro bono kümmert sich Huseny vor allem um Fälle mit Menschen, die Probleme mit ihrer Kaution habe. Erst gerade hat er den Fall einer Frau bearbeitet, die ein Wochenende im Gefängnis saß und ihren Job verlor, weil sie sich keine Kaution und keinen "bail bondsman" leisten konnte. Am Ende wurde sie nicht mal angeklagt.
Huseny hält das System für eine riesige Ungerechtigkeit: "Es geht davon aus, dass du, wenn du reich bist, schon in Ordnung sein wirst, bei Gericht erscheinst und deine Straftat nicht nochmal begehen wirst. Arme dagegen erscheinen nicht vor Gericht und sind ein öffentliches Sicherheitsrisiko. Das Problem mit dieser Annahme ist, dass es überhaupt keine Belege dafür gibt."

In San Francisco wird es keine Kaution mehr geben

Huseny hat gerade einen Fall gewonnen, der dafür sorgt, dass es in San Francisco keine Kaution mehr geben wird. Damit verschwindet in der Stadt die Lebensgrundlage für Kopfgeldjäger wie Dick. Huseny hofft, dass sein Fall eine Präzedenz sein könnte. Auch in Kalifornien existiert ein ähnliches Gesetz, das 2018 verabschiedet wurde: Nicht mehr Geld soll darüber entscheiden, wer das Gefängnis verlassen darf. Sondern ein Algorithmus. Dieser Algorithmus berechnet anhand dutzender Daten, zum Beispiel dem Wohnort des Insassen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass er nach der Freilassung tatsächlich vor Gericht erscheint.
"Es wird viel effektiver sein, die Interessen der Regierung unterstützen und die Rechte der einzelnen Personen weniger einschränken – und das viel mehr als das aktuelle System", sagt Huseny. Doch die Kautions-Industrie hat sich gegen das Gesetz gewehrt, jetzt ist es ausgesetzt, 2020 werden die Kalifornier drüber abstimmen. Viele Experten glauben, dass es nie in Kraft treten wird – und so ist Dick weiter unterwegs, auf der Suche nach Menschen, die er zu Geld machen kann.
Es ist inzwischen elf Uhr, die Nacht tiefschwarz. Dick ist seit mehreren Stunden mit seinen Mitarbeitern unterwegs, jetzt beobachtet er ein Haus, einige Meter entfernt. Es ist eine gepflegte Wohnsiedlung, getrimmte Gärten, Familienautos an den Bordsteinen vor den Häusern. Dick vermutet, dass in einem dieser Bungalows das gesuchte Ehepaar lebt. Er hat alle Adressen der beiden gecheckt – und diese war die einzige, die beide angegeben hatten. Dick beschließt, eine Festnahme zu versuchen, und gibt Shawn, der neben ihm sitzt, den Auftrag, die Polizei anzurufen.
Trubel bei einem Polizeieinsatz auf einer Straße in Washington D.C.
In einigen Staaten ist es nötig, in anderen Höflichkeit, dass Kopfgeldjäger die Polizei über ihr Vorhaben informieren.© imago images / Xinhua
Dick erklärt: "Wir lassen die Polizei normalerweise immer wissen, wenn wir etwas vorhaben. In einigen Staaten ist es nötig, in anderen eine Höflichkeit. Wenn es eine Situation ist, in der etwas passieren könnte, ist es besser, wenn sie Bescheid wissen. Du weißt nie, was passiert, wenn du eine Festnahme versuchst. Es könnte ohne Probleme vonstattengehen, es könnte aber auch sein, dass auf jemanden geschossen wird."

Glückwünsche von der Polizei

Shawn googelt die Nummer der Polizei mit seinem Smartphone. Dann ruft er an, doch der Empfang ist schlecht. Shawn berichtet dem Polizisten, dass sie zwei Flüchtige festnehmen wollen, Jerry Gillem und Misty William. Er gibt die Adresse durch und den Wagen, den Dick und er fahren. Der Polizist wünscht Glück, dann legt er auf. Dick und Shawn steigen aus. Es geht los.
Die Vorhänge des Hauses sind zugezogen, dahinter ist jedoch Licht. Die Kopfgeldjäger gehen um den Bungalow rum, versuchen, einen Blick nach drinnen zu erhaschen. Nach einigen Minuten klopft Dick. Die Tür öffnet sich, ein Mann tritt heraus. Er ist klein und eher dick – er ist der Falsche. Der Mann, den die Kopfgeldjäger suchen, ist groß und hager.
Der Mann und seine Frau erzählen, dass sie die Gesuchten kennen, sie seien manchmal zu Besuch bei ihnen gewesen. Sie wussten nicht, dass das Ehepaar ihre Adresse verwendete. Die Kopfgeldjäger reden auf die beiden ein. Schließlich gibt die Frau auf: Sie verrät die Adresse der beiden. Sie liegt am anderen Ende der Stadt. Die Kopfgeldjäger beschließen, die Festnahme zu verschieben. Doch sie werden wiederkommen, der Job ist lukrativ.

"Crazy America", wenn staatliche Aufgaben outgesourct werden - Shane Baur arbeitet in den USA für das linksliberale Magazin Mother Jones. Einem Kopfgeldjäger ist der Investigativ-Reporter bisher nur bei einer militanten Bürgerwehr begegnet, die Baur infiltriert hatte - und die an der Grenze zu den USA Jagd auf Migranten macht. Shane Baur hat auch "undercover" in einem privaten Gefängnis als Wärter angeheuert und ein Buch darüber geschrieben.

"Es war schockierend, wie es geführt wurde", sagt Shane Baur im Gespräch mit Tina Hüttl. "Die Firma umging Auflagen, wo sie nur konnte, um Geld zu sparen. Es kamen 22 Wärter auf 1500 Gefangene – es gab viel Gewalt, viele medizinische Probleme, die nicht behandelt wurden, weil es zu teuer gewesen wäre. Gefangene flohen und wir Wächter waren nicht viel besser als das Security Personal in einer Shopping Mall ausgestattet. Das Gefängnis war so schlecht verwaltet und es gab dort so viel Gewalt, dass es für uns Wächter fast unmöglich war, unseren Job zu machen. Und das für 9 Dollar die Stunde. Daher sind die Wächter davor zurückgeschreckt, ihre Arbeit zu erledigen, und haben Drogen oder Handys an die Gefangenen verkauft, um zu überleben."

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