Konzerttickets, Setlisten, Erinnerungen

09.05.2011
Rechtzeitig zum 30. Todestag des Reggae-Stars Bob Marley hat Mark Miller, der ehemalige Bühnenmanager des Musikers, seine Erinnerungen veröffentlicht. Er berichtet vor allem von der allgemeinen Liebenswürdigkeit des Künstlers.
Rechtzeitig zum 30. Todestag des Reggae-Stars Bob Marley hat Mark Miller, der ehemalige Bühnenmanager des Musikers, seine Erinnerungen veröffentlicht. Miller, der für die technische Ausstattung der Wailers-Konzerte verantwortlich und der einzige Nicht-Jamaikaner im Tross von Marley war, erlebte den Star und seine Begleitmusiker in den letzten drei Jahren von Marleys Karriere aus allernächster Nähe – soweit das während der anstrengenden und zeitraubenden Aufbauarbeit überhaupt möglich war.

Doch anders als der Klappentext des Buches suggeriert, gibt Miller keine bislang unbekannten Gedanken oder Details aus Marleys Privatleben preis. Stattdessen berichtet er von der allgemeinen Liebenswürdigkeit, den bevorzugten Speisen des Künstlers und dessen ruhigen und sensiblen Umgang mit seinen Musikern.

Zusätzlich versucht sich Miller auf etlichen Seiten an einer musikhistorischen Einschätzung von Marley im Besonderen und des Reggae im Allgemeinen, kann dabei allerdings keine wesentlich neuen Fakten weitergeben, die fachlich kompetentere Musikexperten nicht schon aufgeschlüsselt hätten.

Befremdlich nimmt sich die 30 Seiten lange (obwohl inhaltlich ganz interessante) Abschrift einer Pressekonferenz aus den frühen siebziger Jahren aus, in der Marley Lebensweisheiten, Sichten auf Politik und Glauben sowie sein Verhältnis zur eigenen Musik und zu Marihuana offenbart.

Marley, am 6. Februar 1945 im Norden der Karibikinsel Jamaika als Sohn eines weißen Marineoffiziers und einer jamaikanischen Sängerin geboren, hielt sich selbst für einen Revolutionär. Man nannte ihn einen "nationalen Helden" und die "potenteste und glaubwürdigste Rebellenfigur des Rock".

Der Durchbruch gelang ihm und seiner Band The Wailers, nachdem der in Jamaika lebende englische Plattenproduzent Chris Blackwell sie für sein Island-Label unter Vertrag nahm. Ohne Peter Tosh und Bunny Livingstone, die Mitbegründer der Wailers, die Solokarrieren einschlugen, erregte Bob Marley mit dem neuen Sound weltweit Aufsehen. Bis zu seinem frühen Tod nahm er ein knappes Dutzend Platten auf, die ihn zur wichtigsten Stimme des Reggae machten. Viele seiner Songs, wie "No Woman No Cry", "Stir It Up", "One Love" oder "Exodus", wurden Klassiker des Genres, bevor er heute vor 30 Jahren im Alter von nur 36 Jahren an einer Krebserkrankung starb.

Mark Miller hat für sein Buch Fotos aus seinem und den Privatarchiven einiger Wailers-Musiker veröffentlicht, dazu Konzerttickets und Plakate, Setlisten und Tagesablaufpläne. Bemerkenswert sind die komplette Konzertliste aller 124 Konzerte von Bob Marley & The Wailers mit Datum und jeweiligem Auftrittsort, eine Discografie und eine kurze Marley-Vita mit den wichtigsten Stationen der Karriere.

Alles in allem jedoch bleibt das Buch zu sehr an der Oberfläche, immerhin brauchbar als Ergänzung zu bereits Vorhandenem - oder für Leser, die Marley bislang nur als Musikkonserve kennen, als unterhaltsame Einführung.

Besprochen von Uwe Wohlmacher

Mark Miller: Auf Tour mit Bob Marley
Aus dem Englischen von Helmut Dierlamm
Hannibal Verlag, Höfen 2011
208 Seiten, 14,99 Euro