Konzerte von Josef Schelb (1894 bis 1977)

Konzerte voller anmutiger Momente

Das Schallloch einer Bratsche wird in einer Detailaufnahme vom Instrument durch einen Lichtkegel hervorgehoben.
Josef Schelb probierte sich in vielen Stilen, um daraus seinen eigenen Klang zu entwickeln, der sich klar zur Tradition bekannte. © IMAGO / Shotshop
Moderation: Stefan Lang · 10.03.2021
Musik ab 1900 ist vielgestaltig: romantisch bis spröde. "Der Komponist Josef Schelb spielte mit allen Stilen der Zeit, fasste sie in seine Sprache und schuf dabei einfach schöne Musik", so Dirigent Jürgen Bruns, der die Werke entdeckt wissen möchte.
Dirigent Jürgen Bruns schwärmt für diese neuere Musik. Sie sei mit "romantischem Atem" ausgestattet, zeige dabei aber deutliche Struktur. Es sei ganz mitteleuropäische Musik, da sie sich stark auf Bach beziehe, so weiter der Dirigent, der die Werke für die im Konzertalltag weniger bedachten Instrumente wie Viola oder Englischhorn im Regelrepertoire wünscht. Diese Musik sei einfach "schön".

Vom Klavier aus die Welt erobert

14. März 1894 in Bad Krozingen nahe Freiburg im Breisgau geboren, studierte Josef Schelb in Basel und Genf Klavier, unter anderem beim Liszt-Schüler Bernhard Stavenhagen. Ausgedehnte Konzertreisen durch Europa und Südamerika folgten. 1924 wurde er als Professor für Klavier, später auch für Komposition und Instrumentation an die Karlsruher Musikhochschule berufen.
Schelb wandte sich dem Impressionismus, dem Expressionismus, der Zwölftönigkeit und der Atonalität zu, legte sich jedoch in keiner Richtung ganz fest, sondern entwickelte aus allem seinen unverwechselbaren Personalstil.
Ein älterer Mann mit Pfeife sitzt an einem Klavier und spielt aus großformatigen Notenblättern.
Das Klavier war für Josef Schelb ein wichtiges Instrument.© Josef Schelb /Dr. Albert Schelb
1942 ging ein Großteil seiner Jugendwerke durch einen Brand verloren. Nach dem Krieg konnte er an der Badischen Hochschule für Musik in Karlsruhe als Dozent und Professor verbleiben, obwohl der 1933 in die NSDAP eingetreten war – in zwei Entnazifizierungsverfahren ist er als Mitläufer eingestuft worden. Sein kompositorisches Werk wird kontinuierlich aufgeführt.

In der Sprache der Bratsche

Gerade das Bratschenkonzert, 1956 entstanden, unterstreiche den leicht melancholischen Klang des Instrumentes, dem Schelb auch eine große erzählerische Kadenz - eine ausgedehnte Solopartie- schenkte. Ebenso darf sich die Viola auch in tänzerisch angehauchten Momenten zeigen. Die junge Bratschistin Sarina Zickgraf habe das Konzert genau deshalb in ihr Repertoire aufgenommen.

Mit vertrauten Klängen das Publikum mitreißen

Danach folgt das Klavierkonzert, das schon 1949 entstand. Es steht nicht im Trend der Zeit, die der Romantik so kritisch gegenüberstand. Schelb entschied sich für die Tradition, die hier auf Bach und der Wiener Klassik fußt - ein Werk, das gerade im melancholischen Mittelsatz tief empfundene Romantik zeigt.
Es könne sich mit jedem opulenten Klavierkonzert des 19. Jahrhunderts messen, so Pianistin Tatjana Blome, auch wenn die Ecksätze, also der erste und dritte Satz, mehr Frechheit zeigen. Schelb bleibe im tonalen Kontext, damit ein Publikum mitgerissen werden kann, so Blome. Es sei "greifbare Musik, die Spaß macht."

Englischhorn kann auch agil

1970 komponierte Josef Schelb ein Konzert für Englischhorn für Helmut Koch, damals Mitglied im SWF Sinfonieorchester Baden Baden. Ein Hauch Rachmaninow schwinge hier mit, so Dirigent Bruns. Dabei besetzt der Komponist das Englischhorn nicht nur im tradierten Sinne, in pastoral verträumt konnotierten Momenten. Er zeigt einen Gegenentwurf auf: größte Virtuosität und Agilität, die nur einem ausgesprochen geschickten Musiker, wie der Berliner Philharmoniker Dominik Wollenweber, gelingen kann.
Aufnahmen vom Januar 2021 in der Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem,
Josef Schelb
Konzert für Viola und Streichorchester
Konzert für Klavier und Streichorchester
Konzert für Englischhorn und Streichorchester
Mehr zum Thema