Konzert des Georgischen Kammerorchesters

Dvořáks Enkel

Der Dirigent Ruben Gazarian
Der Dirigent Ruben Gazarian © Andi Frank/GKO
26.05.2015
Als hinge sein Bild an der Wand - das Georgische Kammerorchester spielte nicht seine, sondern Musik anderer tschechischer Komponisten - und Antonín Dvořák war und ist doch immer präsent.
Antonín Dvořáks Musik war gar nicht programmiert, im Saal aber irgendwie doch spürbar. Denn die beiden anderen tschechischen Komponisten im Ingolstädter Konzert haben enge Verbindungen zum großen böhmischen Spätromantiker. Antonín Dvořák war der Lehrer und Schwiegervater von Josef Suk – Suk hat seine Serenade in Verehrung der Vorbild- und Vaterfigur komponiert. Suk wiederum unterrichtete Bohuslav Martinů – in diesem Programm lässt sich erleben, wie Tradition gebrochen und zugleich weitergegeben wird.
„Der Künstler ist immer auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, seines eigenen und dessen der Menschheit, auf der Suche nach Wahrheit. Ein System der Unsicherheit ist in unseren Alltag eingedrungen. Der Druck zugunsten von Mechanisierung und Uniformität, dem es unterworfen ist, bedarf des Protestes, und der Künstler hat nur ein Mittel, diesen zum Ausdruck zu bringen, und zwar mit Musik." Bohuslav Martinů hat das geschrieben. Wüßte man das nicht, könnte man meinen, dieses im Feuilleton einer aktuellen Zeitung zu lesen.
Bohuslav Martinů gilt als tschechischer Komponist des Neoklassizismus. Von Beginn an wird in seinen Werken ein „volksmusikalischer Grundton", ein Bezug zu tschechischen und mährischen Volksliedern offenbar. Aufgeschlossen zeigte sich Bohuslav Martinů den verschiedenen zeitgenössischen Richtungen gegenüber, vom Impressionismus seines Vorbildes Claude Debussy bis hin zum Neoklassizismus. Insbesondere die Musik von Strawinsky und der Groupe des Six beeinflusste ihn stark. Aber auch „alte Musik", die englischen Madrigalisten, die barocke Formenvielfalt, das Concerto Grosso des 17. Jahrhunderts übten einen Reiz auf Martinů in seinem kompositorischen Schaffen aus. Das Klaviertrio mit Streichorchester Nr. 1 H 231 ist 1933 in Paris entstanden, das Concertino für Klaviertrio und Streichorchester Nr. 2 H 232 kurz darauf ebenfalls in Paris.
Festsaal Ingolstadt
Aufzeichnung vom 18. Mai 2015
Bohuslav Martinů
Konzert für Klaviertrio und Streichorchester
Partita für Streichorchester
Concertino für Klaviertrio und Streichorchester
Josef Suk
Serenade für Streichorchester
Storioni Trio:
Wouter Vossen, Violine
Marc Vossen, Violoncello
Bart van de Roer, Klavier
Georgisches Kammerorchester
Leitung: Ruben Gazarian