Konzert des Berliner Rundfunk-Sinfonieorchesters

Englische Korrespondenzen

Der britische Komponist Ralph Vaughan Williams im Jahr 1957
Ralph Vaughan Williams © picture alliance / dpa
09.11.2017
Jedes der in diesem Konzert erklingenden Stücke hat in irgendeiner Weise mit Großbritannien zu tun; dabei zeigt sich die Insel, in der heute der Brexit das alles beherrschende Thema ist, durchaus feinsinnig und weltoffen.
Das hat besonders Joseph Haydn genossen, der in London und Oxford quasi auf Händen getragen wurde und sich dafür bei den Briten sowie der ganzen Musikwelt mit seinen letzten zwölf, allesamt in London uraufgeführten, Sinfonien bedankte; die in D-Dur steht am Ende dieser großartigen Reihe. Bei Charles Ives geht es dagegen weniger um materiell handfeste als ideelle Beziehungen, wenn der amerikanische Ostküsten-Komponist (und damit quasi "Neu-Engländer") seine "unbeantwortete Frage" nach eigener Aussage in das "Schweigen der Druiden" – einer geheimnisumwitterten altkeltischen Priesterkaste – hineintönen lässt.
Andersherum wäre mancher autochthon britische Komponist vergangener Zeiten froh gewesen, wenn er auch auf dem Festland stärker zum Zuge gekommen wäre. Benjamin Britten immerhin ist das einigermaßen gelungen, vielleicht auch dadurch, dass er zwar die heimischen Traditionen bekenntnishaft hochhielt – auch die "Lachrymae" beziehen sich auf Alt-Englisches, nämlich ein Lied des Shakespeare-Zeitgenossen John Dowland – sich aber trotzdem nie den kontinentalen Anregungen und Einflüssen verschloss. Ralph Vaughan Williams‘ Wirkung hingegen blieb lange auf die angloamerikanische Musikszene beschränkt, was sich erst in den letzten Jahren zu ändern beginnt. Zu Recht, wie auch seine unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg entstandene 6. Sinfonie beweist, die in ihrer harschen, von tonalen und instrumentatorischen Härten gekennzeichneten Klangsprache eine aus der Balance geratene Welt zeigt.
Hier können Sie das Abendprogramm nachlesen:
Live aus der Philharmonie Berlin


Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 104 D-Dur
Benjamin Britten
"Lachrymae" für Viola und Streichorchester


ca. 20.45 Konzertpause


Charles Ives
"The Unanswered Question" für Kammerorchester
Ralph Vaughan Williams
Sinfonie Nr. 6 e-Moll


Hwayoon Lee, Viola
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Michael Francis


Surround Sound - Dolby Digital 5.1