Konfliktforscher über Nachbarschaftsstreit

"Darauf achten, dass nichts rüberwächst"

Frau liegt auf Liegestuhl, während Mann Rasen mäht
Nicht immer geht es zwischen Nachbarn so friedlich zu. © imago/photothek
Ulrich Wagner im Gespräch mit Dieter Kassel · 25.05.2018
Vom Streit am Gartenzaun zum Gerichtsprozess: Konflikte zwischen Nachbarn können heftig eskalieren. Warum das so ist und was man dagegen tun kann, verrät der Konfliktforscher Ulrich Wagner zum heutigen Europäischen Nachbarschaftstag.
Nachbarschaft, Wohnung, Heimat seien für uns besonders wichtig, erklärt der Sozialpsychologe an der Universität Marburg. Denn sie böten gleichzeitig Sicherheit. Konflikte mit Nachbarn seien deshalb weniger gut zu vertragen.

Manche merken nicht, dass es einen Konflikt gibt

Wagner hält es für das Wichtigste, frühzeitig miteinander auszuloten, was das Problem sei: "Wir haben unterschiedliche Vorstellungen von Nähe, was uns angenehm ist, an welcher Stelle wir gern viel miteinander zu tun haben wollen."
Man dürfe auch nicht gleich Vorwürfe erheben: "Konflikte haben nämlich sehr häufig die Eigenschaft, dass eine Seite sich in einen Konflikt eingebunden fühlt, also sich gestört fühlt, und die andere Seite lange Zeit gar nicht merkt, dass es einen Konflikt überhaupt gibt."

Kompromisse finden

Bei Streit über Ordnung könne man durchaus Kompromisse finden, meint der Konfliktforscher: "Dass der Nachbar, der sehr viel Wert auf geordnete Verhältnisse im Garten legt, Ihnen zugesteht: Ihr Garten kann eben anders aussehen, damit muss ich leben - und Sie dem Nachbarn zugestehen, er oder sie möchte sehr viel Ordnung und deswegen achte ich darauf, dass es gar nicht rüberwächst." (bth)
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