Komponistinnen in der klassischen Musik

Zu wenig gespielt, zu wenig gewürdigt

07:08 Minuten
Gemälde von Barbara Strozzi, die italienische Sängerin und Komponistin um 1640
Ein Gemälde von Barbara Strozzi um 1640. Auch über die italienische Sängerin und Komponistin informiert das Archiv Frau und Musik. © picture alliance/dpa/akg-images
Mary Ellen Kitchens im Gespräch mit Axel Rahmlow · 13.09.2019
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Musik von Frauen wird noch immer wenig von den großen Orchestern gespielt. Dabei gab und gibt es hervorragende Komponistinnen, sagt die Musikwissenschaftlerin Mary Ellen Kitchens.
Heute vor 200 Jahren wurde Clara Schumann geboren. Sie ist wahrscheinlich die bekannteste deutsche Künstlerin des 19. Jahrhundert – und möglicherweise sogar die berühmteste Komponistin der Welt.

Mehr Chancen, aber keine Gleichheit

Andere Frauen, die Musik komponierten, sind deutlich unbekannter als Schumann. Dabei habe es über die Jahrhunderte hinweg auch in anderen Ländern viele Komponistinnen gegeben, die hervorragend gewesen seien, sagt Mary Ellen Kitchens, Musikwissenschaftlerin, Dirigentin und Vorstand des Archivs Frau und Musik.
Dass deren musikalische Leistungen in der Vergangenheit wenig anerkannt wurden, hänge mit den Lebensumständen und der damaligen Kultur zusammen. Inzwischen gebe es zwar für Frauen mehr Chancen. Aber: "Ich würde nicht behaupten, dass wir eine komplette Gleichberechtigung haben", unterstreicht Kitchens.
In Deutschland seien ein Drittel der Studierenden im Studiengang Komposition Frauen, berichtet sie. Chancengleichheit werde in diesem Bereich nun großgeschrieben. Es gebe, im Zuge der #MeToo-Debatte, Bewegung. Und beim Archiv Frau und Musik mehr Anfragen, beispielsweise von Chorleiterinnen und -leitern, die mehr Werke von Frauen spielen wollen.

Andere Länder sind fortschrittlicher als Deutschland

Es gebe zudem viele Organisationen, die sich dafür stark machten, die Sichtbarkeit von Frauen im Bereich der Musik zu erhöhen. Trotzdem würden noch immer wenige Stücke von Frauen bei den großen Orchestern gespielt. Der Anteil liege in Deutschland im einstelligen Bereich, andere Länder seien da "ein bisschen fortschrittlicher", sagt Kitchens – etwa Schweden. Und in den USA würden Orchester ausgezeichnet, die Werke von Frauen aufführten.
(rzr)
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