Kommt seine Zeit (wieder)?

21.12.2013
Eine Diskussion mit Bezug auf die von Glenn Gould einst aufgeworfene Frage nach dem historischen Rang Paul Hindemiths und seiner Position im gegenwärtigen Musikleben, belebt durch zahlreiche Musikbeispiele.
Die Frage, die dem Themenabend als Motto vorangestellt ist, wurde von Glenn Gould bereits vor gut 40 Jahren anlässlich seiner Einspielungen von Hindemiths drei Klaviersonaten aufgeworfen. Das Votum des kanadischen Pianisten fiel damals differenziert positiv aus, doch hatte er sich zunächst kritisch mit einer öffentlichen Wahrnehmung auseinanderzusetzen, die das Hindemithsche Werk auf eines der reinen Harmonie reduzierte, die den Komponisten zum Klassiker verklärte, der sich nur mit einigen wenigen, zumal immer wieder denselben Stücken im Repertoire behauptete.
Ob sich an dieser Situation heute etwas geändert hat, welche Position Paul Hindemith in unserer gegenwärtigen Musikpraxis einnimmt – das soll aus Anlass seines bevorstehenden 50. Todestages zur Diskussion gestellt werden. Angesichts der inzwischen beträchtlich fortgeschrittenen Erschließung des Hindemithschen Œuvres ergeben sich neue Anhaltspunkte für eine gerechte Einschätzung seiner Originalität und Innovationskraft, die auf durchaus unterschiedliche Weise im Frühwerk und in den späteren Schaffensphasen ausgeprägt ist.
Den gemeinsamen Nenner dieser Abschnitte bildet die Praxiszugewandtheit, die Personalunion von Komponist und ausübendem Musiker, die Hindemith wie kaum ein anderer im 20. Jahrhundert verkörperte. Der Interpret war, ob als Viola-Solist und Ensemblespieler, ob als universell begabter Instrumentalist oder als Dirigent, gleichsam „Schrittmacher des Komponisten“ (Rudolf Stephan).
Doch auch als ambitionierter Pädagoge, nicht zuletzt im Bereich des Laienmusizierens, und als Musiktheoretiker hat Hindemith nachhaltig gewirkt. Dies alles zu würdigen und in einen Gesamtzusammenhang zu stellen, haben sich die „Hinde-mit(h)streiter“ vorgenommen, die sich an unserem Themenabend im Studio treffen werden.
Kommt seine Zeit (wieder)?
Zum 50. Todestag von Paul Hindemith
Studiogäste: Wolfgang Boettcher (Solocellist), der Hindemith-Forscher Giselher Schubert sowie die Musikwissenschaftler Wolfgang Rathert und Frank Schneider
Moderation: Michael Dasche