Kolonialsoldaten im Ersten Weltkrieg

Auf der Spur von Sadok B

52:52 Minuten
Kriegsgefangene im Ersten Weltkrieg stehen Schlange für ihre Essensrationen.
Kriegsgefangene im Gefangenenlager - dem sogenannten Halbmondlager - in Wünsdorf, Zossen, im Ersten Weltkrieg. © Circa Images / glasshouseimages / imago images
Von Marie Guérin in Zusammenarbeit mit Anne Kropotkine · 01.11.2019
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Ein tunesischer Kriegsgefangener im Ersten Weltkrieg singt für einen deutschen Ethnologen in ein Grammophon. Gut 100 Jahre später rekonstruiert die Klangkünstlerin Marie Guérin seine Geschichte.
Die Reise beginnt mit einer Schellackplatte. Darauf zu hören ist der Gesang des tunesischen Soldaten Sadok B., der als Kriegsgefangener des Ersten Weltkriegs in die Hände der Deutschen gefallen war. Die Aufnahme entstand 1916 zu kolonialen Forschungszwecken im Gefangenenlager Wünsdorf in Brandenburg. Die Klangkünstlerin Marie Guérin fährt die Stationen im Leben des Sadok B. ab. In ihrer Radiokomposition erzählt sie Geschichten von Exil und Migration, von Lücken im kollektiven Gedächtnis. Sie verbindet die Gegenwart mit der Zeit des Ersten Weltkriegs, Wünsdorf mit Frankreich und Tunesien.

Ursendung
Auf der Spur von Sadok B
Von Marie Guérin in Zusammenarbeit mit Anne Kropotkine
Komposition, Realisation, Fieldrecordings und Tonaufnahme: Marie Guérin
Recherche: Marie Guérin und Anne Kropotkine
Sprecherin: Jana Klein
Produktion: Autorenproduktion 2019
Länge: 41'36
Dank an die Französische Botschaft in Berlin, das Institut français, an das Musiklabel Centenaire, die Humboldt-Universität zu Berlin und ihr Lautarchiv, an Césaré – Centre de création musicale in Reims, an das Haus der Kulturen der Welt Berlin.

Die Klangkünstlerin Marie Guérin steht vor einer Wand im Halbmondlager in Wünsdorf und nimmt mit einem Mikrofon auf.
Die Klangkünstlerin Marie Guérin bei einer Aufnahme im Halbmondlager in Wünsdorf.© Anne Kropotkine
Marie Guérin, geboren 1980 in Quimper, Frankreich ist Klangkünstlerin. Für ihre Radioarbeiten erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen darunter den INA-GRM Preis der Konzertreihe "Banc d’Essai" (2013) und den Prix Sacem Musique Concrète 2015. Ihr Hörstück "Même morts nous chantons" (Dlf Kultur/France Culture/Elektroakustisches Studio der Akademie der Künste Berlin 2017) wurde mit dem Prix Phonurgia Nova 2018 ausgezeichnet.
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