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Patientensicherheit
Nachwuchsärzte im Simulator-OP

Bevor ein Patient für eine Operation in eine Narkose versetzt wird, führen die Ärzte ein ausführliches Gespräch untersuchen ihn. Um diese Sicherheitsvorbereitungen zu üben, gibt es am Universitätsklinikum Bonn nun einen Simulator-OP.

Von Renate Rutta | 18.08.2015
    Hände, die eine Spritze aufziehen.
    Was alles schon weit vor der Operation mit dem Patienten geklärt sein muss, üben junge Ärzte am Uniklinikum Bonn im Simulator. (dpa/picture alliance/Klaus Rose)
    "Guten Tag, Herr Standard, Müller mein Name"
    "Guten Tag, ich habe noch ein paar Fragen an Sie, bevor es losgeht, damit ich auch weiß, dass ich genau den richtigen Patienten vor mir habe."
    Montagnachmittag, Universitätsklinik Bonn, PJ-Studierende im letzten Jahr treffen sich zur Schulung, um an speziellen Simulationspuppen die Vorbereitung für eine Operation zu üben – Puppen, die sprechen können, wie Herr Standard.
    "Herr Standard, können Sie mir Ihren Vornamen sagen?"
    "Peter"
    "Und Ihr Geburtsdatum bitte"
    "14. Mai 1964"
    "Jawohl"
    Dr. Nils Thiessen ist Facharzt für Anästhesie und Koordinator im SkillsLab Bonn. Er leitet den Kurs heute.
    "Ansonsten darf ich euch herzlich begrüßen heute hier in unserem Skillslab und vor allem hier im Simulator-OP. Wir werden heute den Focus legen auf die Art und Weise, wie wir im Team miteinander sprechen und welche Checks wir durchführen, bevor wir tatsächlich einen Patienten in Narkose versetzen, um auf diese Art und Weise die Patientensicherheit zu erhöhen.
    "Die Zähne sind fest oder haben Sie eine Prothese?"
    "Zähne sind fest"
    "Herr Standard, hatten Sie schon Operationen vorher?"
    "Ja, ich hatte schon mal eine Leistenoperation, auf der linken Seite."
    "Welche Seite wird bei Ihnen jetzt gemacht?"
    "Die rechte Seite – die rechte Seite, die ist angezeichnet worden extra – gut, da haben Sie das Kreuz drauf, ich schaue einmal nach, sehr gut, das Kreuz ist da."
    "Es sieht alles ganz gut aus, EKG gut, Herzfrequenz ist ein bisschen hoch, aufgeregt, macht nix."
    "Können wir mal loslegen? Es ist schon halb neun, wir warten schon 20 Minuten", drängelt der Operateur, der nun in den OP kommt.
    "Ja, wir intubieren jetzt."
    "Wie lange braucht ihr noch?"
    "Fünf Minuten noch."
    Gefahr von Verwechslungen muss ausgeschlossen werden
    "Wir würden den Simulator in die Ausgangssituation versetzen und anschließend würden wir uns treffen, um das Szenario miteinander zu besprechen, ist das okay?"
    "Ja"
    "Was wir an dieser Stelle sehen ist, dass ihr diesen Patient-Safety-Check durchführt. Wir wissen, dass dieser Patient-Safety-Check tatsächlich auch die Sterblichkeit von Patienten deutlich reduzieren kann. Meine Frage an euch: Wie empfindet ihr das, ist das lästig? Geht das zügig oder ist das immer wieder anstrengend dem Patienten gegenüber deutlich zu machen, was denkt ihr?"
    "Gerade diese Eingangsfragen nach Patientenidentität, was genau operiert wird, dass da keine Verwechslung stattfindet, da stößt man beim Patienten immer auf offene Ohren."
    "Abschließend möchte ich die Minute 11 des Szenarios noch einmal besprechen. In der Szene haben wir gesehen, dass der Ablauf der Narkoseeinleitung durch einen Operateur unterbrochen wird. Wie fühlt sich das an in der Situation?"
    "Das ist keine ungewöhnliche Situation, das passiert täglich und sehr oft."
    "Man schaut ihn einmal kurz an, entschuldigen Sie, ich intubiere gerade, das ist ein kritischer Moment. Ich werde in einem Moment wieder für Sie griffbereit sein, ich muss mich erst um den Patienten und die Patientensicherheit kümmern."
    Fazit am Schluss bei den PJ-Studenten:
    "Das Thema Patientensicherheit oder Umgang mit Fehlern, Fehlerkultur im Studium, das ist auf jeden Fall ein zweitrangiges Thema, das dürfte schon einen größeren Raum einnehmen."