Klimawandel im Theater

"Brennende Erde" bringt die Braunkohle auf die Bühne

12:15 Minuten
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Wo bleiben die Spuren einer Landschaft? "Brennende Erde" von Hans-Werner-Kroesinger und Regine Dura spürt der Geschichte der Braunkohle nach. © Regine Dura
Hans-Werner Kroesinger im Gespräch mit Susanne Burkhardt · 11.01.2020
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Das Dokumentartheater-Projekt "Brennende Erde" untersucht Geschichte und Zukunft der Leipziger Tagebauregion. Das Autorenduo Hans-Werner Kroesinger und Regine Dura verlangt dem Publikum dabei viel Mitdenken ab.
Der Klimawandel hat längst auch das Theater erreicht. Wie nachhaltig arbeiten wir, fragt man sich dort. Aber auch, wie bringen wir das komplexe Klimathema auf die Bühne? Hans-Werner Kroesinger ist der dokumentarische Theatermacher, der schon viele unübersichtliche Themen für die Bühne bearbeitet hat. Ihm und seiner Partnerin Regine Dura verdanken wir Einblicke in historische und aktuelle Konflikte rund um den Erdball.
Hans-Werner Kroesinger, Theaterregisseur und Autor. Er steht vor einer Hauswand.
Hans-Werner Kroesinger, Theaterregisseur und Autor, bringt gesellschaftlich relevante Themen auf die Bühne.© picture alliance/ Thilo Rückeis / Tagesspiegel
Zuletzt erforschten die beiden die Gleichschaltung des Karlsruher Theaters nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten. "Stolpersteine Staatstheater" hieß diese Produktion, die es 2016 zum Theatertreffen geschafft hat. Jetzt war das Team unterwegs im Braunkohlerevier rund um Leipzig und erzählt im neuesten Projekt "Brennende Erde" die Geschichte und Zukunft der Region.

Der Tagebau bestimmt die Identität in der Region

Das Klima-Thema begegnet uns täglich in den Nachrichten, von den verheerenden Buschfeuern in Australien bis zur Windkraftdebatte. Warum muss jetzt auch noch das Theater dieses Thema behandeln? Weil auch das Theater an diesem Thema nicht mehr vorbeikomme, so Kroesinger. "Das Braunkohlethema ist ein Thema, das mit Respekt zu tun hat, mit Respekt vor der Natur, Respekt vor der Geschichte der Menschen. Das ist immer ein gutes Thema für das Theater". In seiner neuesten Arbeit erzählt das Theatermacher-Duo die Geschichte des Wandels in der Region.
Dabei wird ein Bogen gespannt von der Millionen Jahre währenden Entstehung der fossilen Rohstoffe bis hin zu den Entlassungen von den meisten der einst 52.000 Bergarbeiter. Nach 1990 blieben nur noch rund 5000 Beschäftigte übrig. Was macht dieser Wandel mit den Menschen? Wie verändert sich die Region?

Seenlandschaft sorgt für Wassermangel

Rund um Leipzig entsteht eine Freizeit- und Seenlandschaft. "Das ist natürlich für die Bergbaugesellschaft die billigste Art und Weise, die Gruben zu entsorgen. Man lässt sie einfach mit Wasser vollaufen", sagt Kroesinger.
Im Ergebnis entsteht eine Landschaft, deren Geschichte verschwunden ist und in der sich das Grundwasser absenkt. "Das heißt, es gibt in ganz vielen von diesen Regionen hier im Sommer einen Wassermangel, weil der Grundwasserspiegel nicht mehr stimmt", so the Theatermann. Neuangelegte Böden, von Landwirten "Minutenböden" genannt, könnten kaum bepflanzt werden, da die Wasserkanäle im Bodenverlauf nicht mehr stimmen.
Kroesinger und Dura beschäftigt bei ihrer Arbeit vor allem die Frage: "Wie geht man mit etwas um, was sehr viel älter ist als wir? Was entstanden ist, über sehr lange Zeiträume und was jetzt sehr kurzfristig verbraucht worden ist." Dabei schauen die Theatermacher auch auf Finanzinvestoren, die mit Emissionshandel spekulieren und hoffen, dass das Ende der Braunkohle noch nicht das Ende des Geldverdienens bedeutet. "Plötzlich wird aus einer Ressource ein rein ökonomischer Faktor", so Kroesinger.

Informationen führen zu Positionierung

Wie die meisten der Arbeiten des Duos fordert auch "Brennende Erde" vom Publikum große Aufmerksamkeit. Die Theatermacher haben viel Material, Geschichten und Fakten zusammengetragen: "Informationen führen zu Positionierung, wenn man Dinge weiß, führt das zu Handlung" sagt Kroesinger.
Auch wenn bei ihrem Theaterprojekt allen Seiten Raum gegeben wird, so ist doch eine Tendenz der Macher klar: Ressourcen sollten nicht allein der Ökonomie überlassen werden. "Es gibt ja immer diesen Irrglauben, dass das Dokumentartheater objektiv sei, aber wenn sie mit den Materialien zu tun haben, da wird Ihnen schon anders." Denn längst sei der Energiesektor zum Spielball des Finanzmarktes geworden.

Die Uraufführung von "Brennende Erde" ist am 17. Januar 2020 im Schauspiel Leipzig. Weitere Termine am 25. Januar und am 6. Februar um 20 Uhr.

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