Klimamanagerin in Eisenach

Eine Kommune will Vorbild sein und andere mitreißen

05:22 Minuten
Die 28-jährige Anne Häring ist seit März die erste Klimaschutzmanagerin in der Stadtverwaltung von Eisenach - ihre Heimatstadt. Dort steht sie in einer Straße und lächelt in die Kamera.
Anne Häring hat Gebäude- und Energietechnik studiert, Industrie- und Gewerbekunden beraten und kümmert sich seit März bei der Stadt Eisenach um Klimaschutz. © Ruth Breer
Von Ruth Breer · 09.04.2021
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Erstmals hat Eisenach eine Klimaschutzmanagerin. Die 28-jährige Anne Häring soll, finanziert vom Bundesumweltministerium, "den Finger in die Wunde legen", wie die Bürgermeisterin sagt. Für Häring ist Klimaschutz eine Herzensangelegenheit.
Eine Klimaschutzmanagerin in der Stadtverwaltung? In dieser Richtung ist die 28-jährige Anne Häring schon seit dem Studium unterwegs: Sie hat Gebäude- und Energietechnik studiert und vier Jahre lang Industrie- und Gewerbekunden beraten, wie sie Energie am besten einsetzen und Ressourcen sparen können.
"Jetzt war halt die Stelle ausgeschrieben in Eisenach. Ich komme aus Eisenach, mein Herz hängt an Eisenach. Da ist natürlich gleich klar gewesen: Das möchte ich gern machen, ich möchte gerne für meine Heimat mitarbeiten, dass wir hier noch mehr Energieeffizienz und einfach CO2 einsparen."
Für die "Fridays für Future"-Bewegung sei sie schon zu alt, sagt sie und lacht. Aber sie findet es gut, dass die Bewegung lautstark auf die Klimaprobleme aufmerksam macht. Was kann sie in einer Stadt wie Eisenach ausrichten?
"Wir können für unsere eigenen Liegenschaften und Fahrzeugflotte viel dazu beitragen. Aber wir haben auch als Kommune eine Verantwortung unseren Bürgern gegenüber und gleichzeitig eine Vorbildfunktion. Dass wir einfach sagen, wir machen das jetzt, wir zeigen, wie es gehen kann, Best-Practice-Beispiele, um andere mitzureißen."

Mehr Plätze für Räder und Pedelecs

Zuerst aber lernt Häring derzeit die Verwaltung der 42.000-Einwohner-Stadt kennen: Wer ist für Beschaffung zuständig, wer für den Fuhrpark und für Liegenschaften. Viele Ansprechpartner, schließlich soll sie ämter- und aufgabenübergreifend arbeiten.
In Corona-Zeiten heißt das vor allem Telefonate und Videokonferenzen. Aber sie ist auch unterwegs: Am Bahnhof trifft sie den städtischen Verkehrsplaner Tom Schiller. Es geht um die Frage, wo künftig möglichst viele Fahrräder abgestellt werden können.
"Wahrscheinlich auch mit Lademöglichkeit für Pedelecs."
"Ich denke, das muss man mitplanen, gerade in Eisenach mit der Topografie. Die Bequemlichkeit der Leute. Aber es gibt gleichzeitig auch mehr Leuten die Möglichkeit, das Fahrrad zu nutzen und somit emissionsärmer zu fahren."
"Eine super Sache", findet Verkehrsplaner Schiller die neue Stelle der Klimamanagerin. "Das wird Eisenach auch zukunftsfähiger machen und was bewegen können. Das sind dabei unsere Hoffnungen."

Bauvorhaben ökologischer gestalten

Und was hoffen die Eisenacher: Wofür soll sich Häring einsetzen?
"Sie sollte sich darum kümmern, dass Bauvorhaben ökologisch sind, dass nicht so viele Bäume in der Stadt gefällt werden oder Neuanpflanzungen stattfinden. Die Verwaltung checken, ob alles ökologisch korrekt läuft."
"Radwege! Einfach dort ein bisschen was mehr machen und nicht nur in der Stadt. An jeder Ecke kann sie da was anfangen. Sie muss es nur durchziehen und sich durchsetzen, dass dabei was rumkommt. Sonst wäre es schade ums Geld für sie."
In der Verwaltung, berichtet Häring, ist sie bisher auf offene Ohren und viel Interesse gestoßen. Das sei zunächst mal sehr schön:
"Das wird vielleicht auch nicht immer so bleiben. Ich denke, das muss man halt einfach machen, das ist ein wichtiges Thema, ein schwieriges und ein sehr langwieriges. Aber es muss gemacht werden, da kommen wir nicht herum. Dann lieber jetzt als zu spät."

2030 will Eisenach klimaneutral werden

Einiges hat Eisenach in Sachen Klimaschutz schon auf den Weg gebracht. So ging 2007 der damals größte Bürgersolarpark Thüringens ans Netz, in den die Anwohner investieren konnten, um selbst Erlöse aus der Stromerzeugung zu erhalten.
Auch bei Schulsanierungen spielt Energieeffizienz in Eisenach eine große Rolle. Straßenleuchten werden nach und nach auf LED umgerüstet.
Der Stadtrat hat einen ehrgeizigen Klimaschutzaktionsplan beschlossen. Der sieht beispielsweise vor, jährlich 1000 Bäume zu pflanzen, Radwege auszubauen, Trinkbrunnen aufzustellen und bis 2030 klimaneutral zu werden. Der Slogan "Global denken, lokal handeln" sei immer noch richtig, sagt Oberbürgermeisterin Katja Wolf.
"Es ist einfach wichtig, dass jemand da ist, der den Überblick behält, konzeptionell nach vorn drängt und immer wieder den Finger auch in die Wunde legt."

Bundesumweltministerium finanziert die Stelle

Zwei Jahre lang finanziert das Bundesumweltministerium die Stelle Härings. In dieser Zeit soll sie ein Klimakonzept für die nächsten fünf bis 15 Jahre in Eisenach erstellen und auch ein eigenes Projekt beginnen. Klimaschutz kostet erst mal Geld, sagt die junge Frau – aber spart langfristig.
"Letzten Endes geht es auch um unser aller Zukunft. Ich meine, am Ende hat keiner was davon, wenn wir auf dem Trockenen sitzen und in den Hitzesommern nicht mehr wissen, was wir machen sollen, weil wir vorher geschlafen oder gesagt haben: Wir haben dafür jetzt keine Zeit, kein Geld oder kein Personal, das zu machen."
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