Kleinstadtleben im alten Österreich
22.10.2009
Ein k.u.k. Provinzort nicht weit von Wien: Die Herren mit den Uniformen machen Eindruck bei den jungen Damen, die Beamten mit Erfolgsaussichten sehen ihren Aufenthalt als Durchgangsstation und die verdienten Theaterkünstler haben hier ihr letztes Engagement.
Der wiederentdeckte Wiener Autor entwirft in diesem Roman aus dem Jahr 1926 ein ebenso unterhaltsames wie bösartiges Kleinstadtpanorama. Erfolgreiche und bessere Menschen schaffen es eben in die Großstadt.
Ein junger adliger Herr, der es zu etwas Höherem noch bringen will, ist in die Provinzstadt versetzt, hier macht er Dienst in der Verwaltung, lernt rasch die Gepflogenheiten der besseren jungen Herren kennen und die zur Verfügung stehenden willigen Damen.
Er trifft einen alten Jugendfreund wieder, der als Maler einmal zu schönsten Hoffnungen Anlass bot, der ein großer Künstler hätte werden können, nach Paris aufbrechen wollte, aber dann doch nur als Zeichenlehrer hängen blieb im kleinen Ort. Er ist der unglücklich Gescheiterte, der vom anderen Leben träumt, und sein eigenes deswegen verpasst.
Um ihn herum stellt der Wiener Autor Hans Adler (1880-1957) in diesem, seinem einzigen Roman, aus dem Jahr 1926 die Provinz-Figuren auf: den reichen Bürgermeister und seine lebenssehnsüchtige hübsche Tochter, einen amerikanischen Sänger, der schon bessere Stimmlagen hatte und seine Situation deswegen durch geschickte Verführung sichert, mittelmäßige Theaterleute und Militärs, Liebende und Verlorene, Mutige und Verzagte. Sie alle eint, dass sie vor allem die eigenen Vorteile im Blick haben, seien die finanzieller oder sexueller Art.
Hans Adler, der früh pensionierter Jurist und vor allem ein erfolgreicher Operettenlibrettist war, schaut mit ironisch genauem Blick aufs alte Österreich. Ein reines Lesevergnügen ist diese literarische Wiederentdeckung: "Ein ganz sinnliches Buch, das nachdenklich, ein tristes Buch, das heiter, ein heitereres Buch, das traurig stimmt – ein prachtvoller Roman" - so wird Klabund auf dem Klappentext zitiert. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Besprochen von Manuela Reichart
Hans Adler: Das Städtchen
Roman
Lilienfeld Verlag, Düsseldorf 2009
333 Seiten, 21,90 Euro
Ein junger adliger Herr, der es zu etwas Höherem noch bringen will, ist in die Provinzstadt versetzt, hier macht er Dienst in der Verwaltung, lernt rasch die Gepflogenheiten der besseren jungen Herren kennen und die zur Verfügung stehenden willigen Damen.
Er trifft einen alten Jugendfreund wieder, der als Maler einmal zu schönsten Hoffnungen Anlass bot, der ein großer Künstler hätte werden können, nach Paris aufbrechen wollte, aber dann doch nur als Zeichenlehrer hängen blieb im kleinen Ort. Er ist der unglücklich Gescheiterte, der vom anderen Leben träumt, und sein eigenes deswegen verpasst.
Um ihn herum stellt der Wiener Autor Hans Adler (1880-1957) in diesem, seinem einzigen Roman, aus dem Jahr 1926 die Provinz-Figuren auf: den reichen Bürgermeister und seine lebenssehnsüchtige hübsche Tochter, einen amerikanischen Sänger, der schon bessere Stimmlagen hatte und seine Situation deswegen durch geschickte Verführung sichert, mittelmäßige Theaterleute und Militärs, Liebende und Verlorene, Mutige und Verzagte. Sie alle eint, dass sie vor allem die eigenen Vorteile im Blick haben, seien die finanzieller oder sexueller Art.
Hans Adler, der früh pensionierter Jurist und vor allem ein erfolgreicher Operettenlibrettist war, schaut mit ironisch genauem Blick aufs alte Österreich. Ein reines Lesevergnügen ist diese literarische Wiederentdeckung: "Ein ganz sinnliches Buch, das nachdenklich, ein tristes Buch, das heiter, ein heitereres Buch, das traurig stimmt – ein prachtvoller Roman" - so wird Klabund auf dem Klappentext zitiert. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Besprochen von Manuela Reichart
Hans Adler: Das Städtchen
Roman
Lilienfeld Verlag, Düsseldorf 2009
333 Seiten, 21,90 Euro