Kleingärten in der Stadt

Kitt für den sozialen Zusammenhalt

Ein Schrebergarten in München.
Kleingärten oder Urban Gardening schaffen ein Gefühl von Gemeinschaft. © imago/Westend61
Heike Gerth im Gespräch mit Ute Welty · 24.01.2019
Kleingärten sind mehr als Vereinsmeierei: Das lässt sich allein daran ablesen, dass auch jüngere Großstädter nach einer Parzelle im Grünen streben. Die Gärten seien wichtig als Orte der Gemeinschaft, sagt die Stadtforscherin Heike Gerth.
Kleingärten – bei dem Wort denken die meisten sofort an Gartenzwerge, Vereinsmeierei und Spießertum. Und natürlich an soziale Kontrolle, denn wehe dem, der seine Büsche zu weit über den Parzellenzaun hinauswachsen lässt, den Rasen und das Unkraut munter sprießen lässt oder zu wenig Obst und Gemüse anpflanzt.
Doch, à propos sozial: Dass Kleingärten in unserer Zeit durchaus eine soziale Funktion jenseits von spießiger Kontrolle durch die Mitgärtner haben und eine soziale, okölogische stadtplanerische Aufgabe erfüllen können, hat unter anderem das Institut Weeber + Partner für Stadtplanung und Sozialforschung untersucht. Deshalb sei es sinnvoll, sie nicht an den Stadtrand zu verbannen, sondern bewusst im Zentrum der Städte zu lassen, sagt Heike Gerth, eine der Geschäftsführerinnen des Instituts.

Unverzichtbar bei der Planung neuer Quartiere

Welche hohe Bedeutung die rund 118.000 Kleingärten in Nordrhein-Westfalen haben, wird beispielsweise gerade im dortigen Landtag diskutiert. Die SPD fordert unter anderem, Kleingärten bei der Planung neuer Wohngebiete als unverzichtbaren Bestandteil zu berücksichtigen.
Heike Gerth sagt: "Viele Funktionen liegen auf Grünflächen und auch auf Kleingärten. Und sie werden intensiv insbesondere natürlich in den engen und dichten Städten genutzt."

Rare Orte der Gemeinschaft

Abgesehen von ihrer Funktion als Orte der Erholung stünden Kleingärten stellvertretend für immer rarer werdende Orte der Gemeinschaft. "Man nutzt hier etwas gemeinsam und auch dauerhaft – und findet sich zusammen, wahrscheinlich, wie man sich ansonsten in Großstädten nicht mehr zusammenfindet. Deshalb hat es aus unserer Sicht eine sehr hohe Bedeutung für den sozialen Zusammenhalt."
Dies bezieht sich vor allem auch darauf, dass Kleingartenkolonien mehr und mehr ihre Tore für die Allgemeinheit öffneten, so Gerth: Menschen nutzten die Wege entlang der Gärten für den Weg zur Bahnstation oder für Spaziergänge, es gebe viele Projekte mit Schulklassen oder Behinderteneinrichtungen. Kurz: Man wolle auch die, die keine Gärten in der Kolonie besäßen, in die Gärten holen.
(mkn)
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