"Kleine Verbrechen"

10.06.2009
Leonidas, ein junger Absolvent der Polizeischule, wird auf eine kleine griechische Insel versetzt und langweilt sich, denn außer Nacktbadende zu ermahnen oder Rotlichtsünder zu erwischen, kann er hier nichts tun. Bis eines Tages ein Dorfbewohner von einer Klippe fällt und er sofort einen Mord dahinter vermutet. Aparte kleine Krimikomödie, die mit schönen Landschaftsaufnahmen aufwartet.
Griechenland / Deutschland / Zypern 2008. Regie: Christos Georgiou. Darsteller: Aris Servetalis, Viki Papadopoulou, Antonis Katsaris, Panayiotis Benekos, Evgenia Dimitropoulou, Dimitris Drosos. Länge: 85 Minuten

Schon alleine wegen dieses herrlich-schönen Dauersonnenwetters ist man - momentan jedenfalls - gleich angetan von einem dieser kleinen, feinen Außenseiter-Movies, die derzeit wöchentlich Hochkonjunktur in unseren Kinos haben. Ich erinnere da nur an einige Premieren-Entdeckungen der letzten Wochen, etwa "Der rote Punkt" (Japan/D); "Im nächsten Leben" (D); "Sunshine Cleaning" (Kanada) oder an das wunderbare belgische Seelen-Road-Movie "Eldorado". Nun ist also Griechenland an der filmischen Reihe.

Wir befinden uns auf der kleinen Kraterinsel Thirassia. Hier läuft das Leben beschaulich bzw. übersichtlich ab. Was den jungen Polizisten Leonidas (Aris Servetalis) ziemlich nervt. Denn er darf kaum aktiv sein: Mal wird ein Autofahrer verwarnt, weil er eine rote Ampel missachtet, mal ermahnt er nackt badende Touristen, sich etwas anzuziehen. Mehr passiert nicht.

Dabei ist der frisch von der Polizeischule hierher versetzte Typ voller innerem Tatendrang und würde lieber heute als morgen in Athen auf "richtige Verbrecherjagd" gehen, sich mit hektischen Razzien und spannenden Großfahndungen befassen. Hier aber sind weit und breit weder organisierte Kriminalität noch schwere Kapitalverbrechen zu entdecken. Also klappert er tagtäglich auf seinem blau-weißen Moped die Insel ab, ohne dass "was Richtiges" passiert.

Doch dann wird die Leiche des Dorfbewohners Zacharias gefunden. Während die Inselbewohner den tödlichen Absturz des alten trinkfreudigen Kerls von einer Klippe für einen Unfall halten, schöpft Leonidas sogleich Verdacht, glaubt einem Verbrechen auf der Spur zu sein und beginnt zu ermitteln. Leider steht er mit seiner Meinung, hier müsse ein Verbrechen aufgeklärt werden, ziemlich allein auf weiter Flur. Weder sein Vorgesetzter, der gemütlich-träge Polizeichef, noch die Inselbewohner glauben ernsthaft daran.

Als aber plötzlich die attraktive Angeliki (Viki Papadopoulou) im Dorf auftaucht, kommt Bewegung in die Sache. Zwar hat sie sich gerade in der Hauptstadt als Moderatorin beim Frühstücksfernsehen einen Namen gemacht, doch nun ist sie auf einmal hier. Und der frisch verliebte Ordnungshüter findet sogleich heraus, dass sie und ihre Mutter mit dem Toten "zu tun" hatten ...

Sanft, leicht, nett, beschwingt und ziemlich unangestrengt kommt diese aparte kleine Kriminalkomödie daher. Der 1966 in London als Sohn eines zypriotischen Ehepaares geborene Autor, Co-Produzent und Regisseur Christos Georgiou wuchs auf Zypern auf und hat das Regie-Handwerk in Großbritannien und an der berühmten Filmhochschule im polnischen Lodz erlernt. Sein Spielfilm "Unter den Sternen", ein Road-Movie, in dem sich ein zurückgekehrter Exil-Zypriote in Richtung Heimatdorf durch das geteilte Land begibt, gewann 2001 den "Prix de Montreal" für den "besten Debütfilm".

In seinem zweiten Spielfilm kommt die tiefe Liebe zur griechischen Inselwelt und ihren "eigenwilligen Typen" augenzwinkernd leichtfüßig und charmant-sympathisch zum Ausdruck. Dabei werden die Schwächen von Drehbuch und Inszenierung gerne verziehen: Es ist wie die spannend-träge Atmosphäre eines heißen Sommertags auf einem schönen Urlaubseiland. Sich darauf freundlich einzulassen, ist "lecker" wie ein leichtes Essen samt einer Flasche guten örtlichen Weins. Hier heißt es, zurückschalten, locker-freundlich bleiben und entspannt zusehen - oder: Nix Böses in Sicht.

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