Klassenkampf im Kino

Bilder der Revolte und Gewalt

39:02 Minuten
Im Still aus "Wir" steht ein Maskierter mit ausgebreiteten Armen vor einem brennenden Auto.
Szene aus dem Horrorfilm "Us" von Jordan Peele: Das Kino stellt mit wuchtigen Bildern die Klassenfrage. © Universal Pictures International Germany GmbH
Moderation: Patrick Wellinski · 03.04.2021
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Vom "Joker" zu "Parasite": Mit düsteren Bildern erzählt das Kino verstärkt vom Aufstand der Armen gegen die Reichen. Was bedeutet das für unsere Zeit? Gibt es noch Platz für Utopien? Wir sprechen mit Kritikern und Filmwissenschaftlern.
Lange Zeit vergessen oder ignoriert feiert der Begriff der Klasse in letzter Zeit nicht nur in den Feuilletons eine Renaissance. Das Kino war da schon immer etwas weiter. Klassenbewusstsein und der Blick auf unterschiedliche Milieus gehört zur DNA des Films.
Wir haben wenig Illusionen über den ungerechten Zustand der Welt, wenn wir die Arbeiterklasse-Filme von Regisseuren wie Ken Loach und Mike Leigh sehen, wenn Spike Lee uns den US-Rassismus vorführt oder die moralische Verkommenheit der Bourgeoisie uns in den Werken eines Claude Chabrol oder Michael Haneke vor Augen geführt wird.
Was oben und was unten ist, das beschäftigt Filmschaffende in unterschiedlichen Ländern seit Jahrzehnten. Doch in letzter Zeit mehren sich Filme, sehr populäre Filme, die vo einem Aufstand fantasieren, die Bilder entwerfen von Revolte und Gewalt.

Kinofaust statt Kinoauge

Über die Geschichte der Beziehung von Revolution und Kino sprechen wir mit dem Filmhistoriker Andreas Kötzing, der schon im Stummfilm erste Anzeichen eines Revolutionskinos feststellen kann. Er zieht einen langen Bogen über die Nachkriegszeit, die linken Aufstände Südamerikas bis zur friedlichen Revolution von 1989.
Und der Filmkritiker Hartwig Tegeler fasst die modernen Revolutionsfilme für uns in seinen TopFive zusammen: "Joker", "White Tiger", "Parasite", "US" oder "Die Wütenden" - alles Filme, die dazu aufrufen sich gegen die globale Ungerechtigkeit zu wehren.

Das Ende der Ordnung?

Anders als die aktuelle Literatur spricht das Kino derzeit sehr deutlich vom Frust über eine globale Ungerechtigkeit. Ein Frust, der nicht mehr in sich hineingefressen wird, sondern sich irgendwann entladen wird.
Was ist von diesen Werken zu halten? Ruft das Kino zum Klassenkampf auf? Was macht diese Bilder derzeit so populär? Darüber diskutieren wir mit der Filmkritikerin Anke Leweke und dem Filmwissenschaftler Marcus Stiglegger.
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