Klangkunst: Geräuschmusik trifft Beethoven

The Ninth Wave - Ode to Nature

93:44 Minuten
Illustration zu "The Ninth Wave".
Illustration zu "The Ninth Wave". © Neue Klangkunst
Von Stefan Winter · 24.09.2021
Audio herunterladen
Naturschilderungen von "pittoresk" bis "abstrakt" haben in der klassischen Musik eine lange Tradition. Die Komposition von Fumio Yasuda und Stefan Winter zieht eine Linie ins Heute und wirft Fragen zu Abbildung und Konstruktion von Natur auf.
"Mehr Ausdruck der Empfindung als Mahlerey", so überschrieb Ludwig van Beethoven die 6. Sinfonie. Naturklänge wie Vogelgezwitscher und Donnergrollen kommen zwar vor, doch dem Komponisten geht es im Kern um etwas Anderes: Er möchte Gefühle hervorrufen, wie sie auch bei Naturerlebnissen entstehen.
Im Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 fragte der Klangkünstler Stefan Winter erneut nach der Konstruktion von Natur in der Musik. Gemeinsam mit dem Komponisten Fumio Yasuda schuf er ein Werk, das die Frage im Heute aktualisiert und nach Kontinuitäten sucht. Ein Orchester spielt adaptierte Beethoven-Motive, zwei Geräuschkünstler musizieren mit der suggestiven Erzählkraft von Besen, Stahlwolle, Teppich, barocker Windmaschine. Sinfonie über die Schönheit der Natur und die Tragik des Menschseins.

Ursendung
The Ninth Wave - Ode to Nature
Von Stefan Winter, nach Werken von Ludwig van Beethoven
Regie: Stefan Winter
Komposition: Fumio Yasuda
Dirigent: Aarón Zapico
Klavier zu vier Händen: Ferhan Önder, Ferzan Önder
Bratsche: Kelvin Hawthorne, Klaus-Peter Werani
Klarinette: Joachim Badenhorst
Bassklarinette: Gareth Davis
Sounds und Geräusch: Mathis Nitschke, Stefan Winter
Produktion: Neue Klangkunst/Deutschlandfunk Kultur 2021
Länge: 54'30
Gewidmet Christophe Desjardins (1962–2020)
Die Komposition besteht aus neun Teilen zu neun Minuten:
Part I: Unendliches Blau
1. Wasser und Luft (nach "Meeresstille und glückliche Fahrt" op.112)
2. Jenseits (nach "Klaviersonate Nr. 30" op. 109)
3. Meerschaum (nach "Streichquartett Nr. 14" op.131 und "Große Fuge" op. 134)
Part II: Tiefes Grün
1. Wald (nach dem Gefangenenchor der Oper "Fidelio")
2. Wandern (nach dem 2. Satz der 5. Sinfonie, op. 67)
3. Unter dem Wasserfall (nach dem Benedictus aus "Missa Solemnis", op. 123)
Part III: Rote Zone
1. Am Ufer des Styx (nach dem 2. Satz der 7. Sinfonie, op. 92)
2. Feuer Regen (nach dem Gefangenenchor der Oper "Fidelio")
3. Die große Welle (nach dem 4. Satz ("Ode an die Freude") der 9. Sinfonie, op. 125

Stefan Winter, geboren 1958 in Tegernsee, ist Klang-, Objekt- und Videokünstler. Als Autodidakt arbeitet er seit den 80er-Jahren mit Musik, Geräuschen, Soundscapes und Video. Zahlreiche Aufführungen und Installationen. Gemeinsam mit seiner Frau Mariko Takahashi betreibt er das Label WINTER & WINTER für Jazz, Neue und klassische Musik.