Klangkunst-Festival in Berlin

mikromusik

Performancekünstlerin Liping Ting
Performancekünstlerin Liping Ting © Krzysztof Zieliński / DAAD
Klangkunst von Liping Ting, Alvin Curran, Lương Huệ Trinh und Dimitri della Faille · 28.09.2018
Das Klangkunst-Festival in Berlin zeigt außergewöhnliche musikalische Praktiken im Mikrobereich.
Das Festival "mikromusik" des Berliner Künstlerprogramms zeigt musikalische Praktiken im Mikrobereich und spielt mit der Mehrdeutigkeit des Begriffs "mikro". Kompositorische Erkundungen von Mikroräumen, Mikroresonanzen und Mikrotonalität erzeugen ein nuancenreiches Klangbild und thematisieren das Dazwischen. Das Mikrofon als zentrales Instrument in Elektronik und Sound Art wiederum bildet (Klang-) Realität ab und wirkt als Vergrößerungsglas und Ausgangspunkt für Transformation.

Ursendung
mikromusik
Von Liping Ting, Alvin Curran, Lương Huệ Trinh und Dimitri della Faille

Umwelt (Ausschnitt)
Von Liping Ting
Mit: Liping Ting (Stimme), Frédéric Blondy (Klavier), Eric Wong (E-Gitarre)
und Hui-Chun Lin (Violoncello)
Länge 15'10

The Alvin Curran Fakebook (Ausschnitt)
Von Alvin Curran
Länge: 21'52

Duo
Von Lương Huệ Trinh und Dimitri della Faille
Länge: 13'49

Produktion: Deutschlandfunk Kultur/DAAD 2018
Länge: 54'30

Werkstattgespräch
"Not Your World Music: Noise in South East Asia"
Mit Lương Huệ Trinh (Vietnam), Liew Pichanan Niyomkarn (Thailand), Cedrik Fermont (Demokratische Republik Kongo/Belgien), Dimitri della Faille (Kanada/Belgien)

In Kooperation mit der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss
im Rahmen des Programms [laut] Die Welt hören.
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Die Künstler*innen:

Die Arbeiten der interdisziplinären Künstlerin und Musikerin Liping Ting, geboren in Taiwan, lebt in Taiwan und Paris, verbinden Kunst, Theater, Tanz, Literatur, Musik und Philosophie. Sie selbst verwendet häufig den Ausdruck "poésie d‘action". Mit dem Tanz, auch mit traditionellen chinesischen Tanztraditionen, ist sie schon früh über ihre Mutter in Berührung gekommen. In Taipeh studierte sie zunächst Philosophie. 1988 ging sie nach Frankreich, wo sie zuerst in Besançon und später an der Pariser Sorbonne Etudes theatrales (Angewandte Theaterwissenschaften) studierte. In ihrer Abschlussarbeit schlug sie einen Bogen von Samuel Becketts Theaterschaffen, über die interdisziplinären Kunstformen der 1950er-Jahre, zum Schaffen von John Cage. Beide Denker, wie auch der chinesische Dichter und Philosoph Zhuangzi, haben eine große Bedeutung für Liping Tings künstlerische Arbeit. Ihre Arbeiten verbinden oft installative und performative Elemente mit Medien (Klang und Video). Sie war aktiv in der TOPOPHONIE-Bewegung, die sich mit experimenteller Musik und Klang-Environments im urbanen Raum und in der Natur befasste. Ihre Performances beziehen sich auf multikulturelle Kommunikation, Anthropologie und soziale Entwicklungen. Sie präsentierte ihre Arbeiten auf vielzähligen internationalen Festivals in Europa, Nordamerika und China, z.B. 1999 bei Polysonneries (Lyon), 2000 bei Polyphonix (Paris), 2017 in der Fergus McCaffrey Gallery (New York) und 2017 in Quebec/Canada. 2018 ist sie Stipendiatin des Berliner Künstlerprogramms des DAAD.

Alvin S. Curran, geboren 1938 in Providence (Rhode Island), begann mit fünf Jahren mit dem Klavierspiel, brachte sich selbst Posaune bei und spielte in Jazzbands. Er studierte Komposition bei Ron Nelson an der Brown University und bei Elliott Carter an der Yale Graduate School. Nach einem DAAD-Stipendium in Berlin zog er 1964 nach Rom. Dort gründete er gemeinsam mit Frederic Rzewski und Richard Teitelbaum die radikale Musikgruppe Musica Elettronica Viva – eine der weltweit ersten Live-Elektronik-Improvisations-gruppen. Die frühe Zusammenarbeit mit der Scuola Romana führte zu einem lebenslangen Interesse an klanglichen Experimenten. Currans frühe Werke bringen aufgezeichnete Umgebungsklänge mit elektronischen und primitiven akustischen Instrumenten zusammen; Ende der 1970er Jahre begann er mit dem Entwurf von Werken für große Menschengruppen in öffentlichen Räumen, in denen Architektur und Landschaft zu aktiven musikalischen Protagonisten werden; daneben entstanden Stücke für den ‚virtuellen’ Raum von Radioübertragungen. 1986 war er nochmals Gast des Berliner Künstlerprogramms, 1987 wurden in diesem Kontext die ersten Maritime Rites auf dem Tegeler See aufgeführt.

Seine weitreichend aufgeführten Kompositionen bewegen sich zwischen sechsstündigen Klavierstücken (Inner Cities, 1993–2013), Kammermusik (Schtyx, Rose of Beans, Circus Maximus), dem Konzert für Schiffshupen (Maritime Rites), einem simultan in sechs europäischen Ländern aufgeführten Radiowerk (Crystal Psalms, 1988), Performances für drei bis fünf Amateurbands auf einer Wiese (Oh Brass On the Grass Alas, Donaueschingen, 2006) bis hin zu einer virtuellen Jukebox mit dem gesamten akustischen Content des Internets. In den 1970er-Jahren lehrte er an der Accademia Nazionale d’Arte Drammatica in Rom und war von 1991 bis 2006 Professor für Komposition am Mills College in Oakland (Kalifornien). Curran versteht seine Arbeit als "populäre unpopuläre Musik". Er erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen.
Performancekünstlerin Liping Ting
Performancekünstlerin Liping Ting© Krzysztof Zieliński / DAAD
Der US-amerikanische Komponist Alvin Curran
Der US-amerikanische Komponist Alvin Curran© Krzysztof Zieliński / DAAD

Dimitri della Faille
, geboren 1973, ist Künstler und Forscher und lebt in Ottawa, Kanada. Seit 1997 tritt er regelmäßig mit experimenteller und Noise Musik auf, die er auch aufnimmt. Neben seinen Performances gab er Workshops und hatte Meisterklassen in über 20 Ländern in Südamerika und Asien. Er ist in vielen alternativen Kultureinrichtungen, in Galerien und auf Festivals aufgetreten und hat zahlreiche eigene CDs und Plattenvinyls veröffentlicht. 1998 gründete er das Independentlabel Disques Hushush, auf dem er etwa 25 CDs und Platten mit experimenteller und Noise Musik aus Europa, Asien, Süd- und Nordamerika herausgegeben hat. Dimitri della Faille hat in Soziologie promoviert und ist Professor für Sozialwissenschaften und internationale Entwicklung an der Université du Québec en Outaouais. 2017 wurde er zusammen mit Cedrik Fermont mit dem renomierten Golden Nica Preis der Ars Electronica in Linz für ihr gemeinsames CD und Buchprojekt über Noise in Südostasien ausgezeichnet.
Ambient-Musiker und New Media Artist Dimitri della Faille
Ambient-Musiker und New Media Artist Dimitri della Faille© Krzysztof Zieliński / DAAD

Lương Huệ Trinh, geboren in Vietnam, studierte an der National Academy of Music in Vietnam und schloss ihr Studium 1998–2010 im Fach Jazz Keyboard mit Auszeichnung ab. 2003 erhielt sie ein Stipendium der Yamaha Music Foundation, Japan.

Seit 2010 liegt ihr Schwerpunkt auf elektroakustischer Musik, die sie unter Anleitung des vietnamesischen Komponisten SonX entwickelte, dessen Musik einen starken Einfluss auf sie hatte. Von 2015–2018 war sie Stipendiatin des DAAD im Programm Neue Kompositionstechniken und studierte später im Masterprogramm Multimedia Komposition an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Neben der Arbeit an ihren eigenen Kompositionen hat sie mit vielen verschiedenen Künstlern aus den Bereichen Film, Video, Tanz und Fotografie zusammengearbeitet. Ihre Arbeiten sind im Auftrag für Ausstellungen, Rundfunk und Performances auf Festivals in Asien, Australien, den USA und Europa entstanden.
Die Künstlerin Luong Hue Trinh
Die Künstlerin Luong Hue Trinh© Krzysztof Zieliński / DAAD
Dimitri della Faille (sitzend) und Luong Hue Trinh
Dimitri della Faille (sitzend) und Luong Hue Trinh© Krzysztof Zieliński / DAAD