Klangkomposition mit Schellackplatten aus Indien

The Gramophone Effect

Robert Millis, Gilles Aubry und Moushumi Bhowmik (v.lks.)
Robert Millis, Gilles Aubry (verdeckt) und Moushumi Bhowmik (v.lks.) © Manas Acharya
Von Gilles Aubry und Robert Millis · 17.08.2018
Mit dem Grammophon durch Indien: Schon 1912 nahm ein britischer Schallplattenproduzent traditionelle Musik in Kalkutta und Madras auf. Die Radiokünstler Gilles Aubry und Robert Millis haben seine Reise nachvollzogen und unterwegs mit heutigen Musiker*innen gearbeitet.  
"Grammophoneffekt" nannte der Philosoph Jacques Derrida das Spannungsverhältnis zwischen dem Wunsch, eine Erinnerung festzuhalten und der Unmöglichkeit, lebendige Stimmen als solche zu bewahren.
Die Komposition entstand in Kooperation mit verschiedenen indischen Künstlern während eines Artist in Residence-Aufenthalts. Sie enthält frühindische Schellackaufnahmen, Feldaufnahmen aus dem Grenzgebiet zwischen Indien und Bangladesch, Klänge von Instrumentenbauern und Musikern in Bengaluru und Kalkutta sowie Improvisationen auf einem akustischen Grammophon.
"The Gramophone Effect" war Teil der gemeinsamen Radiokunst-Ausstellung "Every Time A Ear di Soun" von documenta 14 und Deutschlandradio Kultur. Sie zeigt 30 neue Hörstücke von internationalen Künstler*innen. Der Titel der Ausstellung ist einem Song des jamaikanischen Dub-Poeten Mutabaruka entlehnt. Er bedeutet 'Immer wenn ich den Klang höre'. Kuratiert wurde die Ausstellung von Bonaventure Soh Bejeng Ndikung und Marcus Gammel.

The Gramophone Effect
Von Gilles Aubry und Robert Millis
Übersetzung aus dem Englischen: Julia Tieke
Mitwirkende: Gitanjali Dang, Usha Deshpande, Renee Lulam, Farah Mulla, Travelling Archive
(Moushumi Bhowmik und Sukanta Majumdar) und Shanti Suki Osman
Produktion: documenta 14/Deutschlandfunk Kultur 2017

Länge: 44'30
Eine Wiederholung vom 18. August 2017

Gilles Aubry lebt als Klangkünstler und -forscher in Berlin. Viele seiner Arbeiten basieren auf Recherchen historischer und kultureller Aspekte von Klangproduktion und -rezeption. 2016 gewann er den European Sound Art Award.
Robert Millis, geboren 1966 in New York City, ist Musiker, Produzent und Klangkünstler. Bekannt wurde er mit seinen Arbeiten für das Label "Sublime Frequencies" und als Gründungsmitglied der Experimentalgruppe "Climax Golden Twins". Sein Interesse gilt frühen akustischen Aufnahme- und Vervielfältigungstechniken, insbesondere der Wachswalze und der Schellackplatte. 2012 und 2013 forschte er als Senior Fulbright Research Scholar über indische Musik und Klangkunst in Indien.

Mehr über "Every Time A Ear di Soun" finden Sie hier.