Kirill Petrenko bei den Berliner Philharmonikern

Suche nach Unsterblichkeit

Ab 2018 leitet der gebürtige Russe Kirill Petrenko die Berliner Philharmoniker
Die Hauptstadt im Blick: Kirill Petrenko, künftiger Chefdirigent der Berliner Philharmoniker © dpa/iClaudia Esch-Kenkel
12.04.2018
Noch Gast, bald Chef: Kirill Petrenko dirigiert die Berliner Philharmoniker. Es ist erst das zweite Mal, dass Petrenko seit seiner Wahl zum Künstlerischen Leiter hier auftritt. Die Spannung ist groß, das Programm exklusiv.
Er macht sich rar und hält sich bedeckt: Kirill Petrenko wird Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. Vor seiner Wahl im Juni 2015 hatte er das Orchester nur in drei Programmen geleitet. Seit dem überraschenden Votum des Orchesters für ihn als Nachfolger Sir Simon Rattles (ab 2019/20) ist bislang lediglich ein Programm dazu gekommen. Was Petrenko in seinen Konzerten mit den Berliner Philharmonikern musikalisch erreichte, war ebenso außergewöhnlich wie das Repertoire, mit dem er sich vorstellte: Rachmaninows 2. Sinfonie (2006), Elgars 2. Sinfonie (2009), Skrjabins "Poème de l’extase" (2012) lauteten die Hauptstücke der Konzerte vor der Wahl; mit Tschaikowskys 6. Sinfonie kam im vergangenen Jahr erstmals ein zentrales Werk der Orchesterliteratur hinzu. Und nun das: Petrenko schlägt einen Bogen von Paul Dukas‘ Ballett "La Péri" zu Franz Schmidts hierzulande äußerst selten gespielter 4. Sinfonie.
Der Auftritt der chinesischen Pianistin Yuja Wang, die das 3. Klavierkonzert von Sergej Prokofjew in den Mittelpunkt des Abends rückt, mutet an wie das einzige dramaturgische Zugeständnis an den Wunsch, "bekannte Werke" zu hören. Doch auch dieses Stück ist Teil eines sorgfältig balancierten, gleichsam durcherzählten Konzertprogramms. Dukas‘ Ballettmusik – eines der ganz wenigen Werke des überaus selbstkritischen Komponisten – erzählt im Gewand der persischen Mythologie von einer Reise ins Reich der Unsterblichkeit. Prokofjews Konzert kündet vom Aufbruch eines zutiefst russischen Musikers in die weite Welt der globalen Moderne. Die 4. Sinfonie des österreichisch-ungarischen Spätromantikers Schmidt wiederum, entstanden 1933, ist ein instrumentales Requiem auf die Tochter des Komponisten und zugleich ein Abgesang auf eine musikalische Epoche. Das in einer großen Linie durchkomponierte Werk gehört zu den beeindruckendsten Zeugnissen der Wiener Musik zwischen Gustav Mahler und der Nachkriegsmoderne. Mit Kirill Petrenko und den Berliner Philharmonikern hat es die denkbar engagiertesten Anwälte gefunden.
Live aus der Philharmonie Berlin
Paul Dukas
"La Péri", Poème dansé für Orchester
Sergej Prokofjew
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 C-Dur op. 26
ca. 21.00 Konzertpause
Franz Schmidt
Sinfonie Nr. 4 C-Dur

Yuja Wang, Klavier
Berliner Philharmoniker
Leitung: Kirill Petrenko