Kirchen-Konferenz zur Frau

Vatikan nennt Schönheits-OP eine "Burka aus Fleisch"

Schauspielerin Nancy Brilli machte Werbung für den Vatikan - und legt sich nun mit ihm an.
Schauspielerin Nancy Brilli machte Werbung für den Vatikan - und legt sich nun mit ihm an. © dpa / picture alliance / Virginia Farneti
Von Gerd Brendel · 04.02.2015
Die Vollversammlung des päpstlichen Kulturrats debattiert in Rom über die Rolle der Frau und hat bereits einen handfesten Streit provoziert. Dabei geht es um Schönheitschirurgie und einen Auftritt der Schauspielerin Nancy Brilli.
Die Frau in der Kirche stört immer.
Stört immer? Na ja, zumindest, wenn es um die wirklich wichtigen Dinge in der katholischen Kirche geht, wie Messe feiern, einen neuen Papst wählen, Bischöfe oder Priester. Denn die katholische Kirche ist ein sehr Männer dominiertes Metier.
Das will die katholische Kirche jetzt ändern. Nein, nein, nicht etwa mit einer Diskussion über Frauen im Priesteramt, sondern über "weibliche Kultur". Was damit gemeint sein könnte, erzählt ein eigens vom Vatikan in Auftrag gegebener und weltweit ausgestrahlter Werbespot.
"Wer bist Du? Was denkst über Dich selbst als Frau?"
Die Aufforderung zur Selbstreflexion mit der Bitte um Einsendung von Selfies und Kommentaren wird von der italienischen Schauspielerin Nancy Brilli vorgetragen. Über das Ergebnis der Umfrage gab es bisher nichts zu lesen, über die Wirkung des Werbespots dafür eine ganze Menge.
Proteste gegen den Werbespot
Dass ihre augenscheinlich nicht mehr ganz Gott gegebene faltenfreie Haut ausgerechnet für eine Veranstaltung des päpstlichen Kulturrates Reklame macht, in dessen Texten Schönheitsoperationen "Agressionen gegen den weiblichen Körper" genannt werden, hat zur Glaubwürdigkeit des Forums nicht unbedingt beigetragen. Proteste aus der frommen englischsprachigen Frauenwelt sorgten denn auch dafür, dass die englische Version des Clips vom Netz genommen wurde.
Besagtes Zitat stammt übrigens aus einem Vorbereitungspapier zum Konferenz. Tagesordnungspunkt: "Der weibliche Körper zwischen Kultur und Biologie." Darin gehen die Autorinnen noch weiter und nennen Schönheits-OPs gar eine "Burka des Fleisches" – Okay, 16-Jährige, die sich eine Brust-OP wünschen, um dem Frauen-Ideal zum Beispiel italienischer Talkshows zu entsprechen, sind ein ernstes Thema. Aber mit religiöser Verhüllung hat das so wenig zu tun wie der päpstliche Kulturrat mit einer Gleichstellungsbehörde.
Was heißt eigentlich "weibliche Kultur"?
Und was soll das überhaupt sein? "Weibliche Kultur?" Mit der Wahl des Mottos beweist der Vatikan Gespür für Themen von vorgestern. Der Begriff wurde nämlich zuletzt um 1900 kontrovers diskutiert. Marianne und Max Weber setzten sich damals zum Beispiel für die Gleichberechtigung der Frau ein, allerdings sympathisierten sie mit deren Rolle als Ehefrau, die nicht "verantwortungslos" ihre eigenen sexuellen Interessen verfolgt, sondern an der Seite ihres Gatten die Blüte ehelicher Ritterlichkeit erlebt.
Das klingt ein bisschen nach der typischen Idealisierung der Frau als keusche Heilige, und ganz und gar nicht nach modernem Gender-Diskurs. Daran ändert auch nicht, dass der päpstliche Kulturrat darüber nachdenken will ...
"... wie man eine rein funktionale Herangehensweise an den Körper der Frau im Sinne von Verführung, Kommerzialisierung und Marketing vermeiden kann."
Wenn sich die Diskussionsbeträge auf dem Niveau von Nancy Brillis Reklameauftritt bewegen, dürfen Mann und Frau getrost zum nächsten wichtigen Datum im Frauenjahreskalender übergehen: Weiberfastnacht am nächsten Donnerstag.
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