Kinosterben in UK und den USA

Wenn die Blockbuster fehlen, leiden die Kinos

06:50 Minuten
Ein Kino der Kette Cineworld in London mit Plakaten für den Film "TENET", einem Blockbuster von Warner Brothers
Auch „Tenet“, der Blockbuster von Warner Brothers, konnte die Kinokette Cineworld bislang nicht retten. © picture alliance/ZUMA Press/Ray Tang
Jörg Taszman im Gespräch mit Massimo Maio · 06.10.2020
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Die Kinokette Cineworld will in der Coronakrise mehr als 600 Kinos in Großbritannien und den USA schließen. Die Begründung: Blockbuster wie der neue "James Bond" und "Batman" wurden aufs kommende Jahr geschoben. Davon profitiert ein Film aus China.
Die Kinos haben in der Coronakrise schwer zu kämpfen: Die größte Kinokette Großbritanniens Cineworld will nun alle Häuser im Land schließen – und zudem noch über 500 Kinos der Tochterfirma Regal in den USA. Damit verlieren über 45.000 Menschen ihren Job, erklärt Filmkritiker Jörg Taszman. Die Aktie der Kinokette sei auf Ramschniveau gefallen.
Die Schließung wird damit begründet, dass in diesem Jahr keine Blockbuster und attraktive Filme mehr zu erwarten sind, die einen Spielbetrieb ermöglichen: Nicht nur der neue "James Bond", sondern auch "Batman" und "Dune" werden auf 2021 verschoben. Zudem gehen bei steigenden Covid-Infektionen auch in den USA und Großbritannien immer weniger Menschen ins Kino. Die Kinobranche in Nordamerika und anderen Märkten sei ernsthaft bedroht, so Taszman.

Das Kino als Leuchtturm

Manche Studios hofften, zusätzlich online etwas Geld zu verdienen. Einige Filme wurden deshalb an Netflix für 40, 50 Millionen Dollar verkauft. Wenn aber viele Kinos pleitegehen, fehlt der Leuchtturm, kritisiert der Filmkritiker: "Filme werden in erster Linie über das Kino wahrgenommen." Darum verlangten die Kinobetreiber von den Studios: "Dann macht eben mal Minus, aber bleibt präsent."
In Europa sehe die Lage insgesamt besser aus. In vielen Ländern vor allem in Frankreich, Dänemark, Schweden, Tschechien oder Polen liegt der einheimische Marktanteil lokaler Produktionen bei über 30 Prozent. So kann das nationale Kino derzeit in Frankreich und Tschechien punkten, etwa der neue Film "Scharlatan" von Agnieszka Holland oder ein Biopic über Vaclav Havel.
Auch in Deutschland gehe es den Programmkinos besser als den Multiplexen, weil sie nicht so abhängig von Hollywoodfilmen sind. Der Markt hierzulande habe den Vorteil, dass er auch staatliche Unterstützung erhalte.

Ein Film aus China ist der Gewinner

China sei derzeit der große Gewinner der Hollywoodkrise, erklärt der Filmkritiker. Gleich drei einheimische Blockbuster laufen derzeit hervorragend. Es sei ein Zeichen der Stärke, dass die Nummer 1 weltweit nach Einspielergebnissen derzeit kein US-Film ist, sondern "The Eight Hundred" aus China, der 450 Millionen Dollar einspielte.
(cosa)
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