Kinokolumne Top Five

Türen im Film

05:50 Minuten
Filmstill aus "Panic Room" von David Fincher mit der Schauspilerin Jodie Foster als Meg Altmann und Kristen Stewart als ihre Tochter Sarah Altmann, 2002.
In "Panic Room" von David Fincher flüchten Meg Altman (Jody Foster) und ihre Tochter in einen Sicherheitsraum. Es scheint, als rissen die Einbrecher auch bei ihr Türen auf - zu den inneren Dämonen. © picture alliance/United Archives
Von Hartwig Tegeler · 30.01.2021
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Ausgangssperre - mancherorts gibt es sie nachts, andernorts wird sie in der Pandemie mahnend erwähnt. Da werden Türen zentral. Im Film stehen sie für das Gefühl von Freiheit und auch für den Albtraum des Eingesperrtseins. Die Top Five über Türen.

Platz 5 - "Absolute Power" von Clint Eastwood (1997)

Für Luther Whitney ist nichts mehr wie vorher, als er durch diese Tür gegangen ist. Mühelos schafft es der Meisterdieb zunächst, die Alarmanlage außer Kraft zu setzen und und im Schlafzimmer den Diamanten zu finden – im Geheimraum. Plötzlich Stimmen. Luther schließt die Spiegel-Tür, durch die man nur von innen herausschauen kann, und sieht, wie der US-Präsident seine Geliebte schlägt. Die wehrt sich und wird von dessen Leibwächtern erschossen. Danach ist nichts mehr wie vorher. Denn durch die die Tür hat Luther etwas gesehen, was er nicht sehen durfte. Wie das Kind, das durchs Schlüsselloch des elterlichen Schlafzimmers schaut. Nach diesem Blick ist die Unschuld dahin.

Platz 4 – "Lost Highway" von David Lynch (1997)

Der Mann fragt: "Wo ist Alice?" - "Welche Alice?" Ja, welche Alice? Die im Wunderland, die hinter den Spiegeln oder hinter der Tür? "Dick Laurent ist tot", sagt am Anfang eine Stimme an der Tür durch die Gegensprechanlage zum Jazzmusiker. Der ermordet seine Frau, behauptet aber, das nicht zu wissen. Der Mann wird mit grauenhaften Kopfschmerzen in die Todeszelle gebracht und die stählerne Tür sicher verschlossen. Doch am nächsten Morgen finden die Wärter einen anderen Mann. Jemand war ja am Anfang eingedrungen, durch die Tür. Das geschützte Innere war nicht mehr unversehrt. Aber damit wurde auch eine Tür aufgestoßen zum Kellergewölbe des Mannes, zu seinen Abgründen. Es ist absurd, etwas draußen halten zu wollen, vor der Tür, was von innen kommt.

Platz 3 - "Shining" von Stanley Kubrick (1980)

Die Erfahrung macht auch der Schriftsteller im einsamen Hotel in den Bergen. Als Hausmeister will Jack Torrance mit seiner Frau und seinem Sohn den Winter in dem geschlossenen Hotel verbringen. Er sucht die Ruhe, um zu schreiben. Im Overlook Hotel war Jack noch nie. Oder? Es gibt hier viele Türen, beispielsweise den zum Ballsaal, in dem das Jahr 1921 herrscht, oder die zum Zimmer 237, wo die Leiche der Frau aus der Badewanne steigt. Jack ist schon im Wahnsinn angekommen, als er mit der Axt die Badezimmertür durchschlägt, um seine Frau umzubringen. Türen: Durchgänge, ganz banal. Aber auch Portale, die in eine andere Zeit- oder in eine andere Bewusstseinsebene führen oder hin zum Bösen.

Platz 2 - "Panic Room" von David Fincher (2002)

Meg sucht mit ihrer Tochter Ruhe und Sicherheit im neuen Stadthaus. Das hat einen Panikraum, in dem sind Notrationen, eine unabhängige Stromversorgung und die Monitore der Überwachungskameras fürs ganze Haus. Schon in der ersten Nacht wird der Schutzraum zum Gefängnis, in dem sich die Frau und die Tochter vor den Einbrechern verstecken müssen. Doch mit jeder weiteren Stunde dieser Horror-Nacht verwandelt sich die ängstliche Frau in eine gnadenlose, aber auch blutrünstige Kämpferin. Es scheint, als rissen die Einbrecher nicht nur verschlossene Türen auf, sondern öffneten Türen zu Megs inneren Dämonen, die, einmal freigelassen, ein blutiges Gemetzel entfachen ... müssen.

Platz 1 - "Der Schwarze Falke"/"The Searchers" von John Ford (1956)

Durch die geöffnete Tür der Blick aus dem dunklen Farmhaus in die Weite des Monument Valley. Nach fünf Jahren Suche bringt Ethan Edwards – gespielt von John Wayne - seine von den Komantschen entführte Nichte wieder nach Hause. Er aber wird die mörderische Pioniergeschichte inklusive des Genozids an den Indianern ewig in seiner Seele tragen. Und so ist sein Ort – als Störfaktor – am Ende das Draußen. Wir also schauen durch die Tür von Innen nach Außen. Da geht der Eroberer des Landes langsam weg, er wird kein Zuhause finden, "ewig zwischen den Winden einher wandeln", wie es einmal heißt in "The Searchers". Ein schwarzer Balken schiebt sich übers Bild. Die Tür schließt sich!
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