Kinokolumne "Top Five"

    Die fünf besten Filme mit Jeanne Moreau

    Jeanne Moreau und Jean-Marc Bory in einer Szene des Film "Les Amants" (Die Liebenden) von Louis Malle.
    Jeanne Moreau und Jean-Marc Bory in einer Szene des Film "Les Amants" (Die Liebenden/1958) von Louis Malle. © picture alliance / dpa
    Von Patrick Wellinski · 31.07.2017
    Die französische Schauspielerin Jeanne Moreau ist im Alter von 89 Jahren gestorben. Aus diesem Anlass stellen die fünf besten Filme aus ihrer fünf Jahrzehnte dauernden Karriere vor.

    Platz 5:
    "Der schwebende Schritt des Storches" von Theo Angelopoulos (1991)

    Ein Grenzdorf in Griechenland voller Grenzexistenzen. Der TV-Reporter Alexandre will eine Reportage über ein Flüchtlingscamp machen, findet dabei aber einen vergessenen griechischen Politiker, der vor vielen Jahren verschwunden ist. Jeanne Moreau spielt dessen Frau, die ihn wieder erkennen soll. Doch die Annäherung der beiden entwickelt sich zu einer stillen Meditation über den Schmerz, den Verlust und die Unmöglichkeit der Liebe in hoch politischen Zeiten.

    Platz 4:
    "Querelle" von Rainer Werner Fassbinder (1982)

    Jeanne Moreau als Barbesitzerin Lysiane, die mit ihrem Mann Nono ein heikles Spiel mit den Gästen treibt. Wer beim Würfeln gewinnt, darf mit Lysiane schlafen, wer verliert, muss mit Nono ins Bett. Die Liebe als Spiel, das auch neue Begierden weckt, spätestens als der Segler Querelle auftaucht und beginnt, absichtlich zu verlieren. Moreaus Chanson "Each man killst the thing he loves" legt sich als sehnsüchtige Elegie über den letzten Fassbinder-Film.

    Platz 3:
    "Jules und Jim" von Francois Truffaut (1962)

    Eine Frau, zwei Männer: Das ist der Ausgangspunkt dieser weltbekannten Liebesgeschichte, die die Dreiecksbeziehung fürs romantische Kino neu erfunden hat. Wobei es wesentlich mehr Männer waren, denn wer im Publikum erlag nicht dem Feuer und der Lässigkeit dieser Jeanne Moreau, die am Ende wieder den Schmerz des Verlustes ausbrüten muss? Truffaut sagte über Moreau: Sie sei eben keine Frau, bei der man an einen Flirt denke, man denke bei ihr sofort an die Liebe.

    Platz 2:
    "Die Nacht" von Michelangelo Antonioni (1961)

    Jeanne Moreau und Marcello Mastroianni bilden in diesem immer aktueller werdenden Meisterwerk vom Italiener Antonioni so etwas wie das ultimative Röntgenbild jeder modernen Liebesbeziehung.
    Beide verlieren sich während einer langen Party aus den Augen. Jeanne trauert Marcello hinterher, die anderen Vergnügen, sprich: Männer, wirken dagegen nur wie kurzfristige Atempausen. Am Ende gehen beide in der Morgendämmerung in Richtung Wald. Vielleicht kommen sie wieder zusammen, vielleicht nicht. Wir sehen sie von hinten. Moreaus rechter Spaghetti-Träger leicht verrutscht.
    Ein Kritiker schrieb: Jeanne Moreau trage die Morgendämmerung im Herzen. Antonioni liefert die Bilder dazu.

    Platz 1:
    "Fahrstuhl zum Schafott" / "Die Liebenden" von Louis Malle (beide 1958)

    Man kann nicht anders, als diese beiden 1958 entstanden Filme als Sprungbrett für Moreaus Weltkarriere zu deuten. Wie sie in "Fahrstuhl zum Schafott" auf ihren Liebhaber wartet, der den lästigen Ehemann umbringt, und dann im Regen die Boulevards hoch und runter läuft zu der Musik von Miles Davis:- darin spiegelt sich eine fatale Verlorenheit wider, die den Moreau-Figuren immer wieder zu eigen sein wird.
    Wie auch der Ehefrau in "Die Liebenden", diesem Skandalfilm, der von einer Ehebrecherin erzählt, die Mann und Kinder verlässt, um sich dem hedonistischen Treiben in Paris hinzugeben. Das war dann auch - nicht nur im Adenauer-Deutschland - ein Eklat.
    Doch Jeanne Moreau verlieh diesen Frauen immer eine Würde, die diese Handlungen nachvollziehbar machten. Und durch ihre traurigen Augen sehen wir auch heute noch, dass keine dieser Entscheidungen je einfach daher kommt. Die Liebe ist kein Kinderspiel, sondern eines, das nicht mal alle Erwachsenen beherrschen.
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