Kinokolumne Top Five

Die besten Königinnen der Filmgeschichte

Porträtaufnahme von Greta Garbo als Königin Christine in dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 1933.
Für unseren Kritiker die Beste der Besten: Greta Garbo als Königin Christine. © imago / Prod.DB
Von Hartwig Tegeler · 12.01.2019
Diane Kruger, Bette Davis, Alicia Vikander - die Filmgeschichte hat einige beeindruckende, schöne und starke Königinnen hervorgebracht. Seine Suche nach den besten hat Hartwig Tegeler zurückgeführt bis in die ersten Jahrzehnte der Filmgeschichte.

Platz 5: "Troja" von Wolfgang Petersen (2004)

Ach, die schönste Frau ihrer Welt, Helena, ja, auch Königin, die von Sparta. Von Paris, dem Trojaner, geraubt? Kaum. Wohl eher folgt Helena ihrer sinnlichen Lust wie ihrem Freiheitsdrang. Doch die Rache des Gatten und seiner Griechen kommt sicher wie Zeus' Donnerschlag. Wobei der Trojanische Krieg ein Eroberungskrieg war, in dem die Griechen ihre Machtkonkurrenten aus Troja besiegen wollten. Und Helena - Diane Kruger - die schöne Königin, ist Spielball männlicher Machtspiele. Dekoratives Aushängeschild hoch oben auf Trojas Mauer, während sich unten, in der Ebene vor der Stadt, die Männer Schwerter und Speere in den Leib rammen.

Platz 4 : "Leb wohl, meine Königin" von Benoît Jacquot (2012)

Wenn Diane Kruger später in die Rolle von Marie Antoinette schlüpft, bildet sie neben dem König zwar das Zentrum der Rituale am Hof von Versailles, aber ihre Macht bröckelt bereits. Der Dekadenz und Abgehobenheit dieser Königin ist die Ahnung und folgerichtig die Verzweiflung anzumerken, dass ihre Majestät bald nicht mehr sein wird. Staunend und ein wenig verschossen in die hübsche Monarchin schaut ihre Vorleserin Sidonie – Léa Seydoux – dem mitunter absurden Treiben im goldenen Versailler Käfig zu. 1789, die Revolution hat begonnen, bald werden Königin und König auf der Guillotine den Kopf verlieren. Dass die historische Marie Antoinette als Vertreterin des Ancien Régime vorher einmal meinte, das hungernde Volk solle doch, wenn es kein Brot habe, Kuchen essen, ist bei Benoît Jacquot kein Thema. Seine Königin ist ein wenig einfältig, auch gehörig intrigant. Dabei aber vor allem Opfer.

Platz 3: "Die Königin und der Leibarzt" von Nikolaj Arcel (2012)

Caroline, dänische Königin, und Struensee, der Armenarzt aus Altona. Spätes 18. Jahrhundert. Zwei, die versuchen, mit den Gedanken der Aufklärung das absolutistische System aus den Angeln zu heben. Doch der Versuch scheitert, Caroline muss ins Exil. Kurz vor ihrem Tod schreibt die ehemalige Königin ihren Kindern von der Hoffnung auf eine bessere Welt. Diese Majestät, zart, sinnlich, sensibel, aber auch gehörig stur gespielt von Alicia Vikander, hat eine wunderbare Klarheit, Klugheit und Sturheit. Und bleibt gar im Scheitern aufrecht. Erst ihre Kinder schaffen es, das alte Regime hinwegzufegen.

Platz 2: "Günstling einer Königin" von Michael Curtiz (1939)

Diese Königin ist auf dem Zenit ihrer Macht, so scheint es zumindest. Geht mir aus den Augen, schimpft Bette Davis als Elizabeth von England. Doch die ambivalente Liebe zum Earl von Essex – Errol Flynn – bringt das wohltarierte Gleichgewicht der Macht und der Emotionen hinter ihrem Panzer der Macht gehörig durcheinander. Wage nicht, Elizabeth von England den Rücken zuzukehren, droht die Herrscherin und Liebende dem Earl. Am Ende wird sie ihm dem Kopf abschlagen lassen; nur so ist die Rebellion gegen ihre Regentschaft zu befrieden. Zurück bleibt die große innere Leere der absoluten Herrscherin. Unglücklich, alternd, verzweifelt. Einsam! Kosten der Macht.

Platz 1: "Königin Christine" von Bouben Mamoulian (1933)

Und wenn am Ende Christine, die schwedische Königin, abgedankt hat… Auf dem Schiff steht sie … ihr Geliebter liegt vor ihr, getötet im Duell … … Wollen Sie segeln, Eure Majestät? … Ja, lass uns segeln, der Wind ist mit uns. Und dann, wenn die Kamera sich in einer Großaufnahme das Gesichts von Greta Garbo – am Bug des Schiffes - zeigt, ihre Schönheit … wenn ihr Blick schon die traurige, schreckliche Realität von Trauer und Verlust transzendiert hat, dann ist da dieser Moment im Kino, wenn die Leinwand magisch wird. Königin Christine von Schweden segelt in ihre ungewisse Zukunft, und "die Göttliche" Greta Garbo bekommt etwas Majestätisches.
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