Kinokolumne Top Five

Die besten Filme mit Sean Connery

05:36 Minuten
Sean Connery als William Forrester
Sean Connerys letzte große Rolle ist auch eine seiner eindrucksvollsten: In "Finding Forrester" spielt er einen einsamen Schriftsteller. © picture alliance/dpa/Collection Christophel
Von Hartwig Tegeler · 22.08.2020
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Es muss nicht immer nur James Bond sein: Sean Connery hatte in seiner langen Karriere noch viel mehr zu bieten und brillierte auch als Charakterdarsteller. Zu seinem 90. Geburtstag schauen wir auf seine besten Rollen zurück.

Platz 5: "Marnie" von Alfred Hitchcock (1964)

Mitten im Bond-Hype ein dunkler, sehr dunkler Hitchcock. Aus Angst, sein Leben lang in der Bond-Schublade zu verschwinden, sagte Sean Connery die Rolle des Ehemanns einer Traumatisierten zu, der auf sein sogenanntes Recht als Ehemann pocht, bis zur Vergewaltigung. "Marnie" handelt von sexueller Gewalt. Der Satz, den Marnie, die Ehefrau – gespielt von Tippi Hedren – am Ende zu ihrem Mann sagt, hat am Ende mit romantischer Liebe wenig zu tun: "Ich will nicht ins Gefängnis, ich bleibe lieber bei dir."
Anleihen an die Figur des weltgewandten Killers und Womanizers 007 sind bei Sean Connerys Spiel unübersehbar, denn blitzschnell verwandelt sich der distinguierte Verleger, den er spielt, in ein sexuelles Raubtier. Das Böse, Brutale, die Gewalt lauern in dieser Figur. Sean Connery war mit anderen Worten Charakterdarsteller geworden.

Platz 4: "Zardoz" von John Boorman (1974)

Die Erde ist 2293 gespalten, in ein abgegrenztes Utopia, wo wenige Auserwählte ewig leben – das Innen. Und jenseits davon – das Draußen – die Wüste. Die Handlanger der Privilegierten sind brutale Krieger mit Lendenschurz. Einer dieser Männer – Zed – gerät ins Innere und wirbelt die dortige Gesellschaft durcheinander, indem er das Verlangen nach Liebe und Sexualität weckt, das dort vollkommen vergessen ist.
Sean Connery als Zed, in dem die Liebe zum Lesen erwacht. Die Domestizierung des sexuellen Raubtiers, die der ehemalige Bodybuilder durchgängig mit nacktem Oberkörper und langem Zopf überzeugend spielt.

Platz 3: "Robin und Marian" von Richard Lester (1976)

Die Dekonstruktion des männlichen Kämpfers gelingt Richard Lester, indem er dem alternden Robin Hood als Rückkehrer aus den Kreuzzügen Audrey Hepburn als Lady Marian – nun Nonne geworden – gegenüber-, beziehungsweise an die Seite stellt. Die Frau, die sich dem Dienst an den Mitmenschen gewidmet hat, und der traumatisierte Mann, der auf dem Kreuzzug Frau und Kinder mordete: In diesem Spannungsfeld der romantischen Liebe kann es Heilung geben. Allerdings erst im Jenseits.
Seine Verbeugung vor den Hauptdarstellern dieses Films formulierte Kritiker-Papst Roger Ebert so: "Sie strahlen. Sie scheinen wirklich verliebt zu sein."

Platz 2: "Der Name der Rose" von Jean-Jacques Annaud (1986)

Der Mittelalterdetektiv und Franziskanermönch William von Baskerville (Sean Connery) und sein Adlatus Adson (Christian Slater) diskutieren über Adsons Sex mit dem Küchenmädchen. Der junge Mönch ist zerknirscht. William hingegen nur gelassen. Er hat alle Abgründe des Menschen gesehen. Stattdessen sinniert er über die Sünde und die Liebe und darüber, ob diese wie jene wirklich miteinander zu tun haben könnte, um zu dem Schluss zu kommen: "Wie friedlich wäre doch das Leben ohne die Liebe, Adson, wie sicher. Wie ruhig wäre es. Und wie öde!"
Sean Connery hat hier seinen wunderbaren Altersausdruck angenommen: weise, verständnisvoll, klug, erfahren, aber auch verliebt in die eigene Intelligenz, ohne dass das in dümmlichen Altersstarrsinn abgleiten würde.

Platz 1: "Finding Forrester" von Gus Van Sant (2000)

Der alte Schotte in der Bronx. Schriftsteller. Einer, der vor Jahren einen der großen Romane des 20. Jahrhunderts schrieb. Nun hat er sich in seiner riesengroßen Wohnung verkrochen. Bis ihn Jamal, ein afroamerikanischer Schüler, aufstöbert, der seinerseits das Zeug zum Schriftsteller hat. Der Beginn der Freundschaft zwischen einem jungen und einem alten Mann.
Eindrucksvoll blieb Sean Connerys Spiel auch hier im Jahr 2000, mit 70 Jahren: Denn mit der schauspielerischen Aura, die ihn in dieser Altersrolle umhüllt, ihn Gelassenheit ausstrahlen lässt, den Eindruck erweckt, dass er die Lebensdramen angenommen hat, am Ende aber noch fähig bleibt, Empathie für den jungen Freund zu entwickeln, mit dieser – mit anderen Worten – betörenden Ausstrahlung konnte Connery – und worum geht es denn sonst auch schon beim Schauspielen – seine Zuschauer immer noch sehr gut um die Finger wickeln. Der alte, faszinierende Sog funktionierte immer noch.
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