Kinokolumne Top Five

Die besten Filme mit Pferden

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Bild aus dem Film "Zaina - Königin der Pferde". Das Mädchen Zaina sitzt auf einem PFerd und reitet durch die Wüste.
Der Heldin in "Zaina - Königin der Pferde" gelingt die Emanzipation von patriarchalen Traditionen: Sie gewinnt das Rennen von Marrakesch. © Imago / United Archives
Von Hartwig Tegeler · 01.06.2019
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Pferde sind faszinierend: Doch das Mensch-Pferd-Verhältnis ist angeknackst, denn lange dienten die edlen Tiere als Arbeits- und Militärgerät. Im Film werden viele Seiten dieser komplexen Beziehung gezeigt - von Western bis Literaturverfilmung.

Platz 5: "Gefährten" von Steven Spielberg (2011)

Es geht um Albert, den Farmersjungen, und sein Pferd Joey. Der wird zu Alberts Gefährten, bis ihn das Militär requiriert. Den ganzen Film über – Zeit des Ersten Weltkrieges - wird Albert ihn suchen. Geschichte eine Freundschaft, ja, aber Spielberg entfaltet auch ein düsteres Panorama der historischen Schattenseiten des Mensch-Pferd-Verhältnisses, in dem das Tier über Jahrhunderte ausgebeutet wurde als Arbeits- und Kriegsgerät. Das zu sehen, ist nur zu ertragen durch die Liebe zwischen dem jungen Mann und seinem vierbeinigen Freund, die beide durch die Hölle gehen, aber ein glückliches Ende erleben dürfen.

Platz 4: "Wilde Pferde" von John Sturges (1973)

Chino, der Cowboy, den Charles Bronson in "Wilde Pferde" spielt, ist lakonisch, stolz, wie es sich für das Genre gehört, und Pferdezüchter. Er besitzt einen stolzen Hengst namens Flag, der in den unendlichen Weiten der Prärie seine Herde hat. John Sturges melancholischer Spät-Western erzählt von einem Mann, der müde ist, gegen Gier des Farmers, der Zäune zieht, zu kämpfen, diesem Vertreter der neuen Zeit, in der das Land und die Tiere allein der Ausbeutung und der Profitgier unterworfen werden. Ein Film wie eine melancholische Erinnerung. Am Ende, ganz untypisch für das Genre, gibt der Westerner auf, er reitet davon und ruft seinem Widersacher zu: "Ich gehe." Und Chino bringt seine Pferdeherde in Sicherheit an einen Ort, den es nur in seiner und unserer Fantasie gegeben hat und gibt.

Platz 3: "Michael Kohlhaas" von Arnaud des Pallières (2013)

Auf dem Weg zum Markt, um seine wunderschönen Rappen zu verkaufen, steht Michael Kohlhaas auf einmal vor einer Schranke. Da Kohlhaas keinen Passierschein hat, pfändet der Baron die Tiere und lässt sie verkommen. Brennend vor Wut verwandelt sich der Pferdehändler nun in einen gnadenlosen Rächer. Die universelle Geschichte über den Widerstand des Individuums gegen staatliche Willkür wird bei Arnaud des Pallières wie in Kleists Novelle von 1810 zum komplexen Porträt eines Mannes, in dessen moralischem Rigorismus sich auch die Abgründe eines Fundamentalisten zeigen. Nicht relativiert wird damit die Empörung gegen das ihm widerfahrene Unrecht.
Am Ende, kurz vor seiner Hinrichtung, bekommt Michael Kohlhaas, gespielt von Mads Mikkelsen, zurück, was ihm faktisch geraubt wurde. Trotz der panischen Angst vor dem Richterschwert leuchtet in Kohlhaas, wenn er die Pferde ein letztes Mal anschaut und streichelt, kurz etwas Versöhntes auf. Das ist sie sichtbar oder auch spürbar: Die Schönheit, Magie dieser friedlichen Wesen, die in die Welt der Menschen geraten sind.

Platz 2: "Der Pferdeflüsterer" von Robert Redford (1998)

Der Wallach Pilgrim, schwer verletzt, traumatisiert. Grace, 13, traumatisiert nach dem Reitunfall mit Pilgrim, ein Bein wurde ihr amputiert. Als letzte Rettung bringt Graces Mutter Tochter und Pferd von New York aus zu einem Pferdemann nach Montana. Robert Redford erzählt in seiner Verfilmung des Romans von Nicholas Evans von der Erfahrung, vielleicht auch der Utopie, dass Pferde bei Heilungsprozessen Co-Therapeuten sind – etwas, das Grace, die junge Frau in dieser Geschichte, erfahren darf. Und außerdem gibt es in dieser Gefühlsoper wunderbare Landschaften mit Pferden drin. Das sei nicht zu unterschätzen bei der emotionalen Rezeption solcher Filme.

Platz 1: "Zaina – Königin der Pferde" von Bourlem Guerdjou (2005)

Das Mädchen Zaina erlebt auf dem Hengst Zingal in dieser Erzählung aus dem Atlasgebirge nicht nur die Magie der freien, "fliegenden" Bewegung auf dem Pferd, das sie reitet. Beim legendären Agdal-Pferderennen in Marrakesch, bei dem traditionell keine Frauen mitreiten dürfen – reine Männerdomäne –, erweist sie sich als schnellste Reiterin. Am Ende dieser sehr anderen Geschichte über ein Mädchen und ein Pferd steht die emanzipatorische Botschaft, dass Zaina so leben darf wie sie will. Das – in Anführungsstrichen – "Fliegen" auf dem galoppierenden Pferd wird zu einer Metapher über die Freiheit dieser jungen Frau.
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