Kinokolumne Top Five

Die besten Filme mit Helmut Berger

05:25 Minuten
Helmut Berger in "Das Bildnis des Dorian Gray", Großbritannien/Italien/Deutschland 1970, Regie: Massimo Dallamano
Helmut Berger in "Das Bildnis des Dorian Gray", Großbritannien/Italien/Deutschland 1970, Regie: Massimo Dallamano © picture alliance/United Archives
Von Hartwig Tegeler · 09.03.2019
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Helmut Berger war einer der größten europäischen Stars. Er war Lebensgefährte des italienischen Groß-Regisseurs Luchino Visconti und laut "Vogue" der "schönste Mann der Welt". Außerdem hat er wunderbare Filme gedreht – dies sind die besten.

Platz 5 - "Das Bildnis des Dorian Gray" von Massimo Dallamano (1970)

Oscar Wildes Parabel aus viktorianischen Zeiten über Schönheit und die moralische Verworfenheit des Dorian Gray, den Helmut Berger als Playboy der 1960er-Jahre spielt. Eine Rolle, wie geschaffen für den seinerzeit schönsten Mann der Welt, der der Vergänglichkeit trotzen will: "Warum soll ich alt werden und das da bleibt ewig jung?"
"Das da" ist das Porträt von Dorian, das Helmut Berger zeigt, bekleidet nur mit Jeans und einem Halstuch. Der Mephisto-Pakt: Das Bild altert, der Mann bleibt jung und schön. Als Dorian Gray entsetzt sein Porträt "ersticht" und nun tatsächlich altert, wirkt dies aus der Rückschau wie eine Metapher auf Leben und Karriere des Helmut Berger. Dass die Kamera den liebt, bei allem Narzissmus, allem Manierismus – das kann keine Frage sein.
Helmut Berger als Märchenkönig und Romy Schneider als Elisabeth von Österreich in dem Film "Ludwig II." von Luchino Visconti aus dem Jahr 1972
Helmut Berger als Märchenkönig und Romy Schneider als Elisabeth von Österreich in dem Film "Ludwig II." von Luchino Visconti aus dem Jahr 1972© imago/United Archives

Platz 4 - "Ludwig II." von Luchino Visconti (1972)

Viscontis vielfach zensiertes, gekürztes Monumentalwerk über den schwulen Bayernkönig – ursprünglich vier Stunden lang - zeigt in der zweiten Zusammenarbeit mit dem italienischen Regisseur einen großartigen Helmut Berger als Wesen, das nur zu sich findet bei der Flucht in sein Phantasiereich. Grandios die Chemie zwischen Helmut Berger und Romy Schneider, die noch einmal Kaiserin Sissi spielt. Und mag sie in den gleichen Kostümen wie in den alten Sissi-Filmen spielen, so durchbricht sie hier die Klischees der alten Rolle. Kein Kitsch, keine Romantik. Diese Sissi ist desillusioniert vom Leben im Gefängnis der Rolle der Kaiserin. Visconti hat von ihrem Potenzial vor der Kamera ebenso gewusst wie von dem seines Lebensgefährten Helmut Berger.

Platz 3 - "Salon Kitty" von Tino Brass (1976)

Ein ranghoher schwuler SS-Offizier – Helmut Berger – verdrahtet das Edelbordell "Kitty" in Berlin, um Diplomaten wie NS-Größen auszuhorchen. Nun kennt er, wie er leider vor einer Wanze sagt, die er nicht installiert hat, sondern andere, dass er alles weiß über Schwächen, Machenschaften und den Verrat seiner Parteifreunde oder besser -feinde. Eine krude Story über Nazis, Spionage und schwülstige Sado-Maso-Spiele. Doch sogar wenn der nackte Helmut Berger als SS-Mann, gescheitert am eigenen Größenwahn, im Dampfbad einen ungemein kinopathetischen Tod erleidet, hat das eine intensive Wirkung, weil hier eine Figur zu sehen ist, die große Hemmungslosigkeit zelebriert und den Ritt auf der Rasierklinge. Die "Blonde Bestie" des Friedrich Nietzsche hat mit Helmut Bergers Darstellung wohl ihre vollendetste Form gefunden – ohne Rücksicht auf politische Korrektheit.

Platz 2 - "Der Pate – Teil III" von Francis Ford Coppola (1990)

Ganz im Mainstream spielt Berger bei Coppola einen zwielichtigen Vatikan-Bankier. Keine große Rolle, aber solides Handwerk bis zu diesem Tode durch die Mafia-Killer, die als Mordwerkzeug ein schnödes Kopfkissen nutzten. Keine Helmut-Berger-Manierismen zeigen sich hier am Rande eines Riesen-Ensembles mit Al Pacino bis Eli Wallach. Ging also auch. Regisseur Coppola hatte dem alten Narzissten und Mimen die Zügel angelegt. Und das lohnte sich bei dieser Figur des natürlich – was sonst bei Berger – moralisch zwielichtigen Wesens, das nach außen auf Würde macht.

Platz 1 - "Blutsfreundschaft" von Peter Kern (2009)

Und dann ist er alt, verbraucht, nicht mehr schön, gezeichnet von Alkohol und anderen Drogen. Und trotzdem eindrucksvoll. Berger, im Alter von 65 Jahren, spielt einen schwulen Achtzigjährigen, der an seine dunkle Vergangenheit erinnert wird. Wie man bei Helmut Berger das Gefühl hatte, er spiele bzw. präsentiere immer auch sich selbst in seinen Rollen, so auch in "Blutsfreundschaft". Einsamkeit und Verzweiflung über das Alter und die Vergänglichkeit sind zu spüren, aber gleichzeitig flackern auch Momente von Würde sowie die alte, große Selbstverliebtheit als Kraftwerk für die Arbeit vor der Kamera auf. Berührend, der alte Narziss.
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