Kino

Top 5 Mainstream-Charts

Szene des Films "Who Am I - Kein System ist sicher" (undatierte Filmszene). Der Thriller wird als Weltpremiere beim International Film Festival in Toronto (TIFF) vorgestellt und kommt am 25. September 2014 in die deutschen Kinos. ACHTUNG: VERWENDUNG NUR MIT DER BERICHTERSTATTTUNG ÜBER DEN GENANNTEN FILM!
Szene des Films "Who Am I - Kein System ist sicher" © dpa / picture alliance / Sony
Von Hartwig Tegeler · 04.10.2014
Die fünf erfolgreichsten Filme, ein Ranking – und eine Antwort auf die Frage, ob es sich lohnt, diese Filme anzuschauen. Diese Woche: ein deutscher Hacker-Thriller, eine Sex-Komödie, ein Franzose, ein Superhelden-Film und eine Biene.
Platz 5: "Die Biene Maja" von Alex Stadermann.
Man kann ja der Meinung sein, dass die Biene Maja, die in Alex Stadermanns Kinofilm computeranimiert daherkommt, zu effektlastiges Kinderkino ist, zugegeben, aber der Ober-Nuschler Jan Delay – die FAZ bescheinigte ihm ja einst ein "markantes Näseln", ich nenn's schlicht gesungene Nuscheligkeit –, Jan Delay jedenfalls, der ja nun einfach Musik macht, die unglaublich in die Beine, Arme und was auch immer geht, liefert als Stimme von Majas bestem Kumpel Willi eine Performance ab, die's in sich hat. Das ist Bienen-Rap pur, auch für den oder die, für die Maja ein wenig zu süßlich daherkommt.
"Wecke, wecke, Willi. Wucke, wucke, buh, buh. Boh tschicke, tschicke. Dooh, dooh, dooh, dooh. – Willi? – Uaaah!"
Funkiges Dada.
Platz 4: "Guardians of the Galaxy" von James Gun.
Trashiger Antisuperhelden-Science-Fiction-Film mit Figurena aus einem etwas weniger beachteten Seitenstrang des Marvel-Universums, der wunderbar selbstironisch als Superhelden-Gedöns auf die Schippe nimmt, wo's ordentlich kraft, recht prollig zugeht. Kino, um die eigenen Macho-Phantasien spielen zu lassen und sich selbst darüber totzulachen. Mit einem Helden wie Peter Jason Quill, der natürlich das Universum retten will, muss, aber vielleicht nicht unbedingt kann.
"Peter Jason Quill. Wird auch Star-Lord genannt. - Von wem denn? - Von sich selbst."
Platz 3: "Monsieur Claude und seine Töchter" von Philippe des Chauveron.
Dieser Film, ein französischer, einer über einen Notar mit vier Töchtern, die vier Männer aus unterschiedlichen Kulturkreisen heiraten, was den gestandenen Franzosen mit seinem Rassismus konfrontiert, was wiederum Philippe des Chauveron mit der gütigen Geste des "Sind wir nicht alle Rassisten?" im Fühl-Dich-Gut-Happyend erledigt, dieser Film bzw. der Erfolg dieser französischen Sozialkomödie ist mit seinen rund 2.8 Millionen Zuschauern allein in Deutschland ein Phänomen. Realität ist kompliziert, Kino ist einfach – in der Regel.
Mix: "Der Dritte Mann" (Musik) - Projektor - Weiter!
Platz 2: "Sex Tape" von Jake Kasdan.
"Ihr habt euch drei Stunden lang beim Sex gefilmt. – Ja. – Wer hat drei Stunden lang Sex? – Wir. – So lang dauert der Film 'Titanic'."
Das Problem ist nur, dass Jason Siegel und Cameron Diaz dieses Tape nun nicht aus der Cloud herausbekommen. Was insofern eine ironisch-makabre Analogie zur Wirklichkeit hat, als dass all die Stars wie Jennifer Lawrence, Kirsten Dunst oder Kate Upton, deren Nacktfotos aus er Cloud von Apple von Hackern herausgezogen wurden, mit an Sicherheit grenzender Alltags-Wahrscheinlichkeit die Cloud als Datenspeicher fröhlich benutzen, aber keinen blassen Schimmer haben, auf was sie sich da einlassen. So ist nicht nur der Satz des Sex-Tape-Ehemannes ein Volltreffer:
"Niemand versteht die Cloud, die Cloud ist ein Mysterium!"
Nein, mit "Sex Tape" ist einmal wieder der Beweis angetreten, dass eine lappische, im Kern konservativ-prüde Komödie aus dem Hollywood-Mainstream doch sehr präzise Gefühle aufnehmen, uns dann zeigen kann, die wir in unserem Alltag sind: Bewohner einer "schönen, neuen Welt", die wir genießen, aber nicht verstehen. Und diese Melange kann fürchterlich in die Hose gehen. Was in diesem Zusammenhang ein zugegeben ein ein wenig obszönes Metapherchen ist.
Platz 1: "Who Am I – Kein System ist sicher" von Baran bo Odar.
Pizzabote Benjamin – Tom Schilling – ist schüchtern. Aber dann, erzählt er Max – Elyas M´Barek –, den er zufällig kennenlernt, dann hat er noch ein paar andere Fähigkeiten:
"Computerkram. Hab einen Uni-Server gehackt."
Benjamin wird der Star in Max´ anarchistischer Hackergruppe Clay.
"Wir hackten alles, was wir in die Finger bekamen. Das Ritalin hielt uns wach. Wir nahmen vor nichts und niemanden Rücksicht."
Der in der Schweiz geborene Regisseur Baran bo Odar spielt in seinem Hacker-Thriller "Who Am I – Kein System ist sicher" souverän auf der Genre-Klaviatur. Baran bo Odar verbeugt sich in "Who Am I" vor Hacker-Filmen wie Hans-Christian Schmids "23 – Nichts ist so wie es scheint" oder den amerikanischen Vorbildern wie "War Games" oder "Staatsfeind Nr. 1". Wozu natürlich auch gehört, dass Benjamin und seine Co-Hacker nicht nur in Clinch mit den Geheimdiensten geraten, sondern auch mit der russischen Mafia. Solche erzählerischen Versatzstücke sprühen nicht unbedingt über vor Originalität, aber durchaus vor Dynamik. Dieser deutsche Hacker-Thriller muss sich vor seinen Zitat-Gebern beileibe nicht verstecken.