Kino-Kolumne Top Five

Maria Magdalena im Film

Die US-Schauspielerin Rooney Mara als Titelheldin im Film "Maria Magdalena" des australischen Regisseurs Garth Davis
Die US-Schauspielerin Rooney Mara als Titelheldin im Film "Maria Magdalena" des australischen Regisseurs Garth Davis © © Universal Pictures International
Von Hartwig Tegeler · 10.03.2018
"Maria Magdalena" des australischen Regisseurs Garth Davis kommt jetzt in die Kinos: eine aufregende Neuinterpretation der biblischen Figur. Anlass für Hartwig Tegeler, die fünf besten Filme vorzustellen, in denen Maria Magdalena bisher aber eine eher kleine Rolle spielte.

Platz 5: "Die Passion Christi" von Mel Gibson (2004)

"Wen haben sie verhaftet?", fragt der Römer Maria Magdalena, die ihn verzweifelt um Hilfe bittet. "Jesus, Jesus von Nazareth", antwortet Monica Belucci. Ansonsten ist Mel Gibsons Maria Magdalena vor allem schöne weibliche Staffage mit Tränenstrom, sagen wir: Leidens-Dekor für die Pietà, wenn Mutter Maria den Leichnam des vom Kreuze genommenen Jesus in den Armen hält. Ein christlich-volkstümliches Passionsspiel, Oberammergau in Cinemascope. Ganz im Rahmen des üblichen Bibelfilm-Klischees. Ertränkt allerdings in diesem Gewaltporno in Blut.

Platz 4: "Auferstanden" von Kevin Reynolds (2016)

"Wo hab ihr Jeshua hingebracht?" Was ist mit der Leiche dieses Gekreuzigten? Eine wichtige Frage für einen spirituell Suchenden wie, in diesem Fall, für einen Detektiv in römischer Uniform. Clavius – Joseph Fiennes – wird Militärtribun, zum Zweifelnden und schließlich zum Gläubigen. Maria Magdalena, ehemalige Prostituierte und Anhängerin von Jesus, ist in Kevin Reynolds Film Zeugin und irritiert den Römer mit ihrem unerschütterlichen Glauben. Maria ist Nebenfigur in dieser monumentalen Geschichte über den "König der Könige", die ein monumentales Filmgenre begründete, vom Stummfilm bis in die Jetztzeit.

Platz 3: "Die größte Geschichte aller Zeiten" von George Stevens (1965)

"Niemand klagt dich mehr an, Maria. Und ich tue es auch nicht. Gehe hin und sündige nicht mehr," sagt Jesus – Max von Sydow - in diesem drei Stunden und 15 Minuten langen Monumentalschinken, nachdem er Maria Magdalena, die Ehebrecherin, vor der Steinigung bewahrt hat. Erstaunlich aber, welche relative Eigenständigkeit Regisseur George Stevens in all dem Bibelkolossal-Kitsch seiner weiblichen Figur zugesteht, denn wie in den Evangelien beschrieben, aber in vielen Filmen ausgespart, ist Maria Magdalena diejenige, der der Auferstandene als erster begegnet.

Platz 2: "Die letzte Versuchung Christi" von Martin Scorsese (1988)

Eine Frau, Prostituierte, später die, die am Kreuz und am Grab trauert, aber auch die Lebensgefährtin dieses Messias, der sich der Rolle eben des Messias verweigert. Barbara Hershey spielt bei Scorsese Maria Magdalena als die Geliebte Jesu´. Sie hat wenig Eigenständigkeit, ist vor allem sexuelle Frau. Aber immerhin wird sie nicht verurteilt, bleibt ein Mensch mit Gefühlen, die ein Recht zu diesen Gefühlen behält. So widersprüchlich die auch sein mögen. "Mach schon, geh," sagt Maria einmal, "wann immer ich dich sehe, bricht es mir das Herz."

Platz 1: "Das 1. Evangelium – Matthäus" von Pier Paolo Pasolini (1964)

Auch in der Jesus-Geschichte des schwulen Kommunisten und Atheisten Pasolini gibt es am Ende die klassische Szene am Kreuz mit der Mutter Maria und Maria Magdalena und weiteren Frauen, ganz in Schwarz. Dargestellt von Komparsen rund um die süditalienische Stadt Matera, Menschen mit "prä-industriellen Zügen", wie Pasolini bemerkte. In der Kreuzigungs-Szene vermitteln sie etwas, das jenseits von Kino liegt. Es ist ein Ausdruck von Menschlichkeit in der Totenklage. Das Leid, die Trauer, die Verzweiflung angesichts der Verlustes – vor der Botschaft der Auferstehung, die folgt -, bekommt eine unglaubliche Wucht in diesen "kinofernen" Gesichtern von Maria, der Mutter von Jesus, und Maria Magdalena. Ob sie nun Jüngerin, Liebende war oder später die christliche Botschaft verkündete.

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