Kino-Kolumne Top Five

Die fünf besten Hotel-Filme

Scarlett Johansson und Bill Murray sitzen sich in einer Szene aus "Lost in Translation" gegenüber und schauen sich in die Augen.
Einer der besten Hotel-Filme: "Lost in Translation" von Sofia Coppola © Imago/ Entertainment Pictures
Von Hartwig Tegeler · 06.10.2018
Hotels sind in Filmen ein eigener Kosmos. Eine Schutzzone, ein Transitraum, zum Träumen oder zum Fürchten. Hier unsere fünf besten Filme, die in Hotels spielen. So viel sei verraten: "Shining" von Stanley Kubrick ist nicht dabei.

Platz 5: "Grand Budapest Hotel" von Wes Anderson (2014)

Es war einmal ein Osteuropa, zwischen den Weltkriegen - 1930er Jahre - in einem Hotel, so luxuriös, so opulent, ungeheuer verschlungen mit all den Gängen, Stockwerken, ja, und Möglichkeiten. Auch denen der Erzählung.
"Wer bist du?"
"Ich bin Zero, Sir, der neue Lobby-Boy."
"Zero? Noch nie gesehen, noch nie gehört? Wer hat dich eingestellt?"
"Das war Mr. Mosher, Sir."
"Mr. Mosher!"
Es war einmal, once upon a time in "the east" ein Märchen-Raum, wo der Concierge –- Ralph Fiennes - ein großer Märchenerzähler ist und dabei ungeheuer schlitzohrig. Das "Grand Budapest", das Hotel in diesem Film, ist wie riesiges bewegtes Aufklappbild, bei dem man immer wieder neue Einzelheiten zu entdecken gibt –- auch viel Trauer über das, was vergangen ist und vielleicht nie real war. Ein ganz eigener Kosmos, so, wie es das Hotel im Film immer ist. In vielen Varianten.

Platz 4: "Hotel Ruanda" von Terry George (2004)

"Willkommen im De Mille Collines. Ich bin Paul Rusesabagina, der Hotelmanager."
Terry George weiß, dass ein Völkermord ohne eine Retter-Figur wie Spielbergs Oscar Schindler nicht kinotauglich ist. Paul Rusesabagina ist so eine Figur.
Der Hotel-Manager rettete rund 1000 Menschen während der Massaker in Ruanda das Leben. Mit Klugheit, einer gehörigen Portion Chuzpe und Geld:
"Was muss ich bezahlen, damit Sie es nicht tun?"
"Du, Du willst mich bezahlen?"
"Die sind doch völlig wertlos für Sie. Wieso nehmen Sie das Geld nicht als Prämie?"
"Wieviel?"
"Nennen Sie mir den Preis."
Mit viel Hollywood-Pathos ist das Hotel als fragiler Fluchtpunkt in einer mörderischen Welt inszeniert.

Platz 3: "Leaving Las Vegas" von Mike Figgis (1995)

Die Geschichte eines Trinkers und seiner letzten Liebe. Er will weiter trinken, sie will nicht, dass darüber gesprochen wird, dass sie Prostituierte ist. Und in einem fast feierlichen Akt der Selbstzerstörung, den Nicolas Cage voller Hingabe – er bekam dafür einen Oscar – zelebriert, wird das Hotelzimmer im groben, körnigen, schimmernden Licht zur Kathedrale des Deliriums. Tempel menschlichen Leidens.

Platz 2: "Lost in Translation" von Sofia Coppola (2003)

"Was machen Sie hier?"
"Mein Mann ist Fotograf. Und er hat hier einen Auftrag. Und ich hatte Zeit und bin mitgekommen."
Der alte Schauspieler und die junge Frau – Bill Murray, Scarlett Johansson - an der Hotelbar des japanischen Luxushotels. Merkwürdige Existenz an einem ganz fremden Ort. Eine Art von Nicht-Sein, in der die beiden die Kultur und die Sprache nicht verstehen und so auf sich, restlos, geworfen sind. Keine Ablenkung mit Vertrautem. Zarte Liebe kann entstehen. Die Intensität der Fremde verdichtet sich an der Bar des Hotels. Faszinierende Meditation über das Fremde.

Platz 1: "Barton Fink" von Joel und Ethan Coen (1991)

Im verschlungenen Labyrinth aus Gängen und Treppen und Türen öffnet sich im geschlossenen Kosmos des Hotels eine Welt aus Obsessionen, Verdrängtem, Üblen oder Lustvollem, allem also, das der Gast mitbrachte im Koffer oder ... seinem Inneren.
Der Autor bei den Coen-Brüdern – John Turturro – wird von seiner Schreibblockade in den Wahnsinn getrieben. An den Wänden, unter den Fluren des Hotels brechen Bartons Dämonen hervor. Die Frau liegt tot in seinem Bett.
"Ich bin's nicht gewesen! Ich bin's nicht gewesen!"
"Barton, sei ruhig."
Die absurde Komödie der Coen-Brüder über den getriebenen Drehbuch-Autor, quasi gefangen im Hotel, wird zur gnadenlosen Dekonstruktion der Traumfabrik.
Mehr zum Thema