Kino-Kolumne Top Five

Die besten Filme über Monsterliebe

Das Monster ( Boris Karloff ) und seine Braut ( Elsa Lancaster ) in dem Film "Frankensteins Braut" (1935).
Das Monster (Boris Karloff) und seine Braut (Elsa Lancaster) in "Frankensteins Braut" (1935). © imago stock&people
Von Hartwig Tegeler · 10.02.2018
Glubschaugen, Schuppen, Fliegenbeine – Monster sind nicht gerade sexy. Doch auf der Kinoleinwand dürfen sich nicht nur Helden lieben, sondern manchmal auch Mensch und Monster. Schönheit liegt eben im Auge des Betrachters.
Es ist ein großes, betörendes Liebesmärchen, das Guillermo del Toro in "Shape of Water - Das Flüstern des Wassers" erzählt und das dem Filmemacher den Goldenen Löwen von Venedig, zwei Golden Globes sowie 13 Oscar-Nominierungen einbrachte. Ein Märchen über die Liebe zu dem Anderen, der anderen Kreatur, dem Wasserwesen vom Amazonas. Am 15. Februar 2018 startet der Film auch bei uns in den Kinos - hier schon mal der Trailer:

Obwohl Monster in der Filmgeschichte in der Regel eben das waren, "Monster", gibt es doch auch diese faszinierenden (Film-)Ausnahmen, in denen sie nicht bedrohlich, gefährlich, ja tödlich sind - sondern liebenswert oder zu Herzen gehend.

Platz 5: "Frankensteins Braut" (James Whale, 1935)

Frankenstein hat es wieder geschafft: Die Monster-Frau lebt. Diese Kreatur schuf der "mad scientist" als Gefährtin für das Monster alias Boris Karloff. Einer braucht eine Gefährtin. Also "boy meets girl"? Kaum! Denn die Dame mit dem starrem Blick – also das zweite Monster - erschrickt vor dem ersten und ist uns darin ganz ähnlich. Braut wird sie auf keinen Fall. Das Monster begeht grausame Rache an ihr und den anderen. Dann richtet es sich selbst. Enttäuschte Liebe eben.

Platz 4: "Der Schrecken vom Amazonas" (Jack Arnold, 1954)

Ein Liebeswerben, das mit einem "Nein!" und einem gräßlichen Schrei des Erschreckens beantwortet wird. Der Mann versteht seine Welt nicht mehr. Dabei wollte der "Kiemenmensch", diese Mischung aus Land- und Meereswesen, sich nur fortpflanzen, was man beim Letzten einer Art doch verstehen muss. Im Unterstrom von "Der Schrecken vom Amazonas" mäandert das erotische Begehren dieses andersartigen Wesens, das sich entzündet, wenn der Kiemenmann Kay beim Bade sieht. Ob die das Monster auch begehren darf? 1954 natürlich nicht!
Mehr als 60 Jahre später kann Guillermo del Toro in "Shape of Water" die Geschichte anders erzählen. Del Toros Amphibienmensch, der aussieht wie ein Bruder Jack Arnolds, darf wunderbaren Sex mit Elisa erleben. Späte, aber im Kino natürlich nie zu späte Wiedergutmachung!

Platz 3: "Die Fliege" (David Cronenberg, 1986)

Ach, die kleine Fliege, die mit in die Teleportations-Kammer geriet: Sie ist verantwortlich für die Katastrophe: Seth Brundle – Jeff Goldblum – verwandelt sich in ein Fliegen-Monster. Immer weiter. Menschliches – wie Ohren, Phallus, Zähne - fallen ab. Aber vorher, apropos "geliebtes Monster", ist Veronica – Geena Davis – wie Seth begeistert von dessen sexueller, ja, sagen wir in diesem Zusammenhang, monströser sexueller Potenz. Das Animalische eben! In jedem Fall wird der der letzte Liebesbeweis von Veronica gegenüber dem Monster sein – nichts mehr mit "kleine" Fliege -, dass sie Seth´s Wunsch erfüllt und abdrückt. Das mit der Monsterliebe wird hier nichts!

Platz 2: "Frankenweenie" (Tim Burton, 1984/2012)

Eine Junge verliert seinen Hund. Sparky seinen besten Freund. 1984 drehte er einen Real-Kurzfilm, 2012 das Stop-Motion-Remake dieses Liebensfilms. Dann erweckt Victor Sparky wieder zum Leben. Nun ist der überzogen von Narben, ein Flickwerk, aber ein liebevolles Monster, das am Ende Victor vor all den anderen Mutationen rettet und sein eigenes Leben gibt. Doch der Strom einer Autobatterie erweckt den Hund aus zusammengenähten Einzelteilen wieder zum Leben, und er wird akzeptiertes Mitglied der Kleinstadt. Wobei sich hier dann die Frage stellt, wo das Monströse eigentlich lauert? Im Monster oder in der Suburbia. Aber das ist eine andere Geschichte, das sind andere Filme.

Platz 1: "Sieben Minuten nach Mitternacht" (Juan Antonio Bayona, 2016)

Woher kommt das Monster? Conor rief es, erklärt ihm das Monster. Der 13 Jahre alte Junge ist verzweifelt. Das Monster – in ihm oder außerhalb von ihm, was spielt das [im Kino!] schon für eine Rolle – hilft Conor, alle Gefühle zu leben. Die aggressiven, die traurigen. Die Träume und die Albträume. Das Monster hilft, aber nicht der sterbenden Mutter, sondern dem verzweifelnden Sohn. Und dieses Monster, der Heiler, bringt Conor dazu, die Wahrheit, seine Wahrheit, auszusprechen, sie sich zuzugestehen. Er hält es nicht mehr aus, dass die Mutter stirbt; er will, dass es endlich vorbei ist. Am Ende darf die Mutter sterben. Und Conor darf seinen Frieden machen. Und das Monster darf gehen.

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