Kindersachbuch

Was ist da drin bloß los?

Von Volkart Wildermuth · 25.01.2014
Der eigene Körper steckt voller Geheimnisse. Dan Greens Wimmelbuch macht Kindern Lust darauf, sie zu entdecken. Jedes Organsystem wird als Fabrik dargestellt, in der Mechnaniker, Forscher und Putzmännchen eifrig arbeiten.
"Jede Menge Wahnsinns-Wissen über den menschlichen Körper" für Kinder ab acht verspricht der Verlag und genau das bietet das Buch auch: Wunderfabrik Körper zeigt auf jeder der großen Doppelseiten ein Wimmelbild aus dem Inneren des Körpers. Jedes Organsystem wird als Industriebetrieb dargestellt, mit Maschinen, Fahrzeugen und vor allem mit Facharbeitern. Überall klettern kleine Mechaniker und Mechanikerinnen, Forscher und Forscherinnen oder Reinigungskräfte zwischen Adern, Nerven und Muskelfasern herum. Sie tragen Aktentaschen mit Hormonbotschaften, ziehen kräftig an den Sehen oder quirlen im Magenbrei. Selbstverständlich tragen alle Schutzkleidung - Ordnung muss sein.
Es macht Spaß zu sehen, welche Details der Zeichner überall versteckt hat, den kleinen Vampir etwa, der immer irgendwo verlangend ein Blutgefäß anstarrt oder den Darmarbeiter, der sich beschwert, weil der Chef zu viele Bohnen gegessen hat. Hinten im Buch findet dann noch ein großes Poster zum Aufhängen. Es zeigt den kompletten Körper im Überblick, natürlich wieder mit einer ganzen Armada von kleinen Helfern, die auch selbst versorgt werden müssen. Neben dem rechten Fuß findet sich eine Imbissbude für sie.
Besonders geeignet für gemeinsame Lesen mit den Eltern
Diese ganze bunte Wunderwelt fesselt problemlos die Aufmerksamkeit von Grundschulkindern. Das versprochene Wissen steckt in den Sprechblasen. Sie bieten Informations-Nuggets wie "Der Körper enthält genug Phosphor für 2000 Streichhölzer" oder "Vorsicht - im Enddarm ist es glitschig!". Und hier fängt "jede Menge Wahnsinns-Wissen" dann wirklich an: Nichts was nicht erklärt wird. Dafür aber schwer verständlich. Aussagen wie "Basophile lösen allergische Reaktionen aus" dürfte die Zielgruppe glatt überfordern.
Das ist dann auch das Manko dieses Buches: Es gibt einfach zu viele Informationen, die erst im größeren Zusammenhang Sinn ergeben. Zwar beschreibt Dan Green die Aufgabe jeder Abteilung seiner Körperfabrik in einem Extrakasten, aber das hilft nur bedingt. Wie auch das Bild vom Körper als Industrieanlage nur begrenzt aufgeht, zumal die Arbeiter und Arbeiterinnen oft nur an den Organen herumputzen und nicht wirklich in ihre Mechanik eingreifen.
Trotz der Kritik funktioniert „Wunderfabrik Körper“. Denn seinen Charme entfaltet dieses Riesen-Wimmelbuch beim gemeinsamen Lesen von Eltern und Kindern. Die scharfen Kinderaugen entdecken in diesem wissensgetränkten Durcheinander jedes witzige Detail etwa den Musikclown, der im Gehirn versucht, die Konzentration zu stören oder die Laborexpertin, die Progesteron in die Gebärmutter sprüht, um die Schleimhaut für den Embryo gemütlich aufzuplustern. Und die Eltern sorgen dann fürs Erklären. Eine kleine Hilfe bietet ihnen das Glossar am Ende des Buches, ansonsten reicht oft selbst eine verschwommene Erinnerung an den eigenen Biologieunterricht, um die vielen Fragen zu beantworten, zu denen diese Buch Kinder auf jeden Fall inspiriert.

Dan Green: Wunderfabrik Körper
übersetzt von Margot Wilhelmi
Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2013
48 Seiten, 14,95 Euro