Kinderbuch "Die unsichtbaren Welten …"

Winzige Tierchen groß wie Monster

Buchcover "Die unsichtbaren Welten mikroskopisch kleiner Tiere" von Hélène Rajcak und Damien Laverdunt. Im Hintergrund ein Kind an einem Mikroskop.
Buchcover "Die unsichtbaren Welten mikroskopisch kleiner Tiere" von Hélène Rajcak und Damien Laverdunt. Im Hintergrund ein Kind an einem Mikroskop. © Verlag Jacoby & Stuart / Imago / Westend61
Von Susanne Billig · 13.04.2017
Pfeilwurm, Springschwanz, Büchermilbe: In dem farbig illustrierten Buch von Hélène Rajcak, Damien Laverdunt können Kinder jede Menge mikroskopisch kleine Tiere kennenlernen, die mit bloßem Auge gar nicht zu sehen sind.
Ohne winzige Tiere wäre das Leben auf der Erde in der heutigen Form nicht möglich: Sie machen den Boden fruchtbar, führen tote Organismen zurück in den Kreislauf der Natur und bilden in den Meeren den Beginn der Nahrungskette. Das neue Kinderbuch "Die unsichtbaren Welten mikroskopisch kleiner Tiere" möchte Kindern Pfeilwurm und Ruderfußkrebs, Bauchhärling und Büchermilbe, Springschwanz, Kriebelmückenlarve und Glockentierchen nahebringen.
Die Kapitelüberschriften lauten vielversprechend "Das große Wasserballett des Planktons", "Monsterparade am Meeresgrund", "Ein Moospolster erwacht" oder "Der heldenhafte Kampf des kleinen Flussvölkchens". Darunter findet sich je eine großformatige, ausklappbare Illustration, die in starker Vergrößerung eine Szene wimmelnden Lebens zeigt, wie es dem bloßen Auge normalerweise verborgen bleibt.

Seltsames Wesen mit feinen Stacheln

Auf einem solchen Riesenbild wirken die Bestandteile des Meeresschlamms wie dicke Steine. Einfache, aber informative Texte erläutern, was es mit der "Monsterparade am Meeresgrund" auf sich hat. Das seltsame Wesen mit den langen feinen Stacheln, das sich an den Körnern des Sediments festkrallt, heißt "Korsetttierchen", erfährt man dort. Es wurde erst um 1980 entdeckt und ist mit seinem Körper so gut an enorme Wasserdrücke angepasst, dass es noch in einer Tiefe von 3000 Metern überleben kann.
Das Tierchen daneben, das einem ausgewachsenen Drachen zum Verwechseln ähnlich sieht, ist ein "Hakenrüssler". Und welches Riesenmonster taucht da bedrohlich aus dem Schlamm auf? Es ist ein "Vielborster-Wurm" – er misst ganze zwei Zentimeter.
Das Buch führt Kinder, die dafür glücklicherweise mit einer ursprünglichen Neugier ausgestattet sind, auch an die eher unappetitlichen Erscheinungsformen des mikroskopischen Lebens heran. Das verraten Kapitelüberschriften wie "Mini-Dschungel im Bett" oder "Angriff der Blutsauger und Hautfresser". Ein Ausklappbild zeigt, was in der Küche so alles los ist: Staubmilben verputzen Brotkrümel, Haare und Hautschuppen. Die Larven des Brotkäfers streiten sich mit Mehlmilben um einen alten Kekskrümel, und eine Backobstmilbe taucht ihre Mundwerkzeuge genüsslich in eine Marmeladenpfütze.

Angst vor dem Pseudoskorpion

Sie alle haben einen schrecklichen Feind: Die Pseudoskorpione, ausgestattet mit Härchen, die auf winzigste Bewegungen ihrer Opfer reagieren. Diese Spinnentiere kommen von draußen heimlich in unsere Häuser, um Milben den Garaus zu machen. Der Begleittext lässt in puncto Direktheit keine Wünsche offen: "Sobald sie die Beute ergriffen und mit ihren kräftigen Giftzangen gelähmt haben, injizieren sie ihnen ein Verdauungssekret, das ihr Inneres zu einer Brühe macht, die sie aufsaugen können." Und das alles gleich neben dem Frühstückstisch.
Am Ende des wunderschönen Buches erhalten Kinder wertvolle Tipps, wie sie Proben sammeln und ihr Mikroskop auf die richtige Vergrößerungsstufe einstellen können, um sich in diese Welt bizarrer Schönheit und monströser Körper noch weiter zu vertiefen.

Hélène Rajcak, Damien Laverdunt: Die unsichtbaren Welten mikroskopisch kleiner Tiere
Aus dem Französischen von Edmund Jacoby
Verlagshaus Jacoby & Stuart, Berlin 2017
36 Seiten, ab 9 Jahren, 22 Euro

Mehr zum Thema