Killer in der Wüste, Killer auf dem Handy

Vorgestellt von Jörg Taszman · 27.02.2008
"No Country for Old Man" war der große Abräumer bei den Oscars und ist ein düster-nihilistischer Genrestreifen, in dem Javier Bardem den kühlen, psychopathischen Killer mimt. "8 Blickwinkel" zeigt einen fiktiven Anschlag auf den US-Präsidenten aus eben acht verschiedenen Perspektiven. Die derzeitige Nummer 1 der US-Kinocharts bietet packende und spannende Unterhaltung und Überraschung, aber eine banale Auflösung.
"No Country for Old Men"
USA 2007. Regie: Joel & Ethan Coen. Darsteller: Tommy Lee Jones, Javier Bardem, Josh Brolin, Woody Harrelson, Kelly MacDonald u.a. Länge: 122 min.

Der große Sieger der Oscar Nacht, der bereits im Vorjahr in Cannes die Kritiker begeisterte, ist ein gut gemachter, leicht amoralischer Männerfilm über einen psychopathischen Killer, einen weisen Sheriff und einen überforderten Cowboy, der zufällig viel schmutziges Drogengeld in der Wüste findet.

Javier Bardem killt sich durch diesen Film mit unmöglicher Pagenfrisur und ungewöhnlichen, auch brutalen Tötungsmethoden. Tommy Lee Jones spielt den alternden Sheriff mit viel Charisma. Josh Brolin in der Hauptrolle versucht vergeblich die Übersicht zu behalten und muss als eher simpel gestrickter Cowboy scheitern.

Die Coens haben eigentlich nur einen atmosphärisch dichten Genrefilm gedreht, der zwar düster und nihilistisch ist, aber in keinster Weise aktuelle, amerikanische Gesellschaftsprobleme aufgreift. Wie zu oft in ihren schmutzigen Thrillern verselbstständigt sich die Gewalt und es wird öfter mal unappetitlich. Einzig und allein Tommy Lee Jones Figur bringt Wärme in diesen zwar faszinierenden und höchst sehenswerten, aber auch seltsam unterkühlten, unsinnlichen Film.

"8 Blickwinkel"
USA 2008. Regie: Pete Travis. Mit Dennis Quaid, Forest Whitaker, Mathew Fox, Sigourney Weaver, William Hurt u.a. 90 min.

Die neue Nr. 1 der amerikanischen Kinocharts kommt nun auch in die deutschen Kinos. Ein fiktiver Friedensgipfel im spanischen Salamanca dient als Hintergrund für einen rasanten Thriller, der versucht, ein Attentat auf den US Präsidenten aus acht verschiedenen Blickwinkeln zu zeigen. Zwei Leibwächter, gespielt vom Hollywoodstar Dennis Quaid und dem Newcomer aus "Lost" Mathew Fox, versuchen vergeblich, Amerikas Nr. 1 zu beschützen. Ein amerikanischer Tourist wird Zeuge und filmt alles mit seiner Handycam. Aber auch ein spanischer Polizist, ein arabischer Drahtzieher und ein von den Terroristen manipulierter Ex-Elitesoldat sind die Protagonisten des Films.

Regisseur Pete Travis filmt das alles mit vielen Verfolgungsjagden, Explosionen und überraschenden Plotwendungen. Das ist einerseits spannend und packend inszeniert, allein die politische Komponente gerät immer mehr in den Hintergrund und die Auflösung des Falls gerät wie so oft in Hollywoodthrillern, die riesige Verschwörungstheorien anbieten, äußerst banal.