Keedron Bryant singt "I Just Wanna Live"

50 Sekunden Gesang und Millionen Klicks

04:29 Minuten
Der zwölfjährige Keedron Bryant ist mit seinem Song "I just wanna live" zu einer Berühmtheit in den USA geworden.
Der zwölfjährige Keedron Bryant ist mit seinem Song "I Just Wanna Live" zu einer Berühmtheit in den USA geworden. © Getty Images / BET Awards 2020
Von Jan Bösche · 30.06.2020
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Sein Song "I Just Wanna Live" macht ihn zu einem Star der Bewegung Black Lives Matter: Der zwölfjährige Keedron Bryant wird als "Segen" und als "von Gott berufen" gefeiert. Das Lied, mit dem er gegen Polizeigewalt protestiert, schrieb seine Mutter.
Das Lied "I Just Wanna Live" ist noch nicht einmal eine Minute lang, aber trotzdem trifft es einen Nerv. Der zwölfjährige Keedron Bryant aus Florida singt darüber, wie es ist, ein junger schwarzer Mann zu sein.
Er tue alles, um aufrecht zu stehen. Aber er sehe, was seinesgleichen angetan werde, als Beutetier gejagt. Sie wollten keinen Ärger, er wolle nur leben.
Seine Mutter Johnnetta schrieb den Text als Reaktion auf den Tod von George Floyd in Minneapolis. Ein Polizist hatte über acht Minuten auf seinem Hals gekniet. Die Tat löste Proteste gegen Polizeigewalt aus – in den ganzen USA und darüber hinaus.
Johnnetta sagte bei NBC, es habe sie als eine schwarze Mutter tief getroffen, als sie hörte, wie Floyd nach seiner Mutter rief.
Die Familie ist tief religiös. Johnnetta sagte, der Heilige Geist habe ihr diese Worte gegeben, als Werkzeug für ihren Sohn, um seinen Verstand zu schützen, sein Herz, um ihn davor zu bewahren, zornig zu werden. Keedron sagte bei CNN, es sei traurig, diesen Text zu singen. Es sei unfair, dass sie nicht einfach das Leben genießen könnten.
Der Song wurde zu einer Sensation, millionenfach angeklickt. Er inspirierte Musiker, Keedrons A Cappella-Gesang mit ihrer eigenen Musik zu begleiten – von einem neunjährigen Bassisten aus der Slowakei bis hin zum Hit-Produzenten Dem Jointz.
Ex-Präsident Barack Obama verlinkte den Song und nannte ihn "kraftvoll", Fernsehstar Oprah Winfrey bezeichnete Keedron als "Segen". Gospel-Größe Kirk Franklin schwärmte bei "Access Hollywood" über den Song, über die Stimme, über den Moment: Er sei berufen.

Von der Talentshow zum Plattenvertrag

Angesprochen auf die Aufmerksamkeit und die Begeisterung sagte Keedron, es fühle sich gut an. Es sei sein Traum, seine Berufung von Gott.
Keedron hat schon etwas Erfahrung mit dem Rampenlicht. Er sang in Kirchen und Anfang des Jahres stand er für die Kinder-Talentshow "Litte Big Shots" vor der Kamera. Die Moderatorin und Schauspielerin Melissa McCarthy fragte ihn anschließend, ob er wisse, wie glücklich er alle mache?
Keedron erzählte bei "Access Hollywood", dass er ein professioneller Gospelsänger werden wolle – das Leben von Menschen berühren mit der Gabe, die Gott ihm gegeben habe.
Seinen ersten Plattenvertrag hat Keedron bereits: Warner Records nahm ihn unter Vertrag und produzierte eine Studioversion. Die Gewinne aus dem Verkauf sollen der Bürgerrechtsbewegung NAACP zugutekommen.
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