Kay Voges wird Intendant in Wien

"Ich will Volkstheater für die digitale Moderne machen"

10:16 Minuten
Porträtaufnahme von Kay Voges, deutscher Schauspiel- und Opern-Regisseur
Der neue Intendant des Wiener Volkstheaters, Kay Voges, will das Ensemble erweitern und zum Herz des Theaters machen. © picture alliance / dpa / Roland Weihrauch
Susanne Burkhardt im Gespräch mit Kay Voges · 08.06.2019
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Modern und leidenschaftlich: So soll sich das Wiener Volkstheater nach den Plänen des neuen Intendanten Kay Voges präsentieren. Und mit großen Bildern große Dinge verhandeln - auch in den Außenbezirken.
Die Suche nach einer neuen Leitung des Volkstheaters Wien war emotional und alles andere als reibungslos: Weil eine Etaterhöhung um den Betrag von drei Millionen Euro abgelehnt wurde, stellte die Findungskommission ihre Arbeit ein. Aber jetzt hat das Traditionshaus einen neuen Intendanten: Kay Voges übernimmt im kommenden Jahr die Leitung von Anna Badora, die seit 2015 Intendantin ist. Nachdem eine Etaterhöhung von zwei Millionen Euro versprochen wurde, hat Voges, der bis zum Ende dieser Spielzeit das Theater Dortmund leitet, zugesagt.

Als "Piefke" in Wien

Er sei, so Voges, von den Mitarbeitern warm willkommen geheißen worden. Als "Piefke" müsse er jetzt erstmal verstehen lernen, wie Österreich und Wien funktioniere. Voges habe sich in das Haus und seine bedeutende Geschichte verliebt.
Vor der Herausforderung, jetzt statt 600 Plätzen 900 füllen zu müssen, fürchte er sich nicht: "Ich werde ein gegenwärtiges, leidenschaftliches Theater machen wollen. Ein Volkstheater für die digitale Moderne. Mich schreckt der große Zuschauerraum gar nicht so, weil eigentlich muss man da reinrennen wollen – weil der so wunderschön ist."
Er glaube daran, dass es möglich sei, mit großen Bildern, mit großen Themen, große Dinge zu verhandeln in einer sinnlich lustvollen Angelegenheit. Das Dortmunder Modell werde er nicht auf Wien übertragen, sondern Erkenntnisse aus der Arbeit dort einfließen lassen.

Weniger Sekt und mehr Bier aus der Flasche

Voges kündigte an, die Tradition des Volkstheaters, das sich einst als Opposition zum Burgtheater gegründet hat, fortsetzen zu wollen: Man werde mehr in die Außenbezirke gehen, das Theater an die Ränder bringen. Er stelle sich der Herausforderung, zwei absolut gegensätzliche Theaterformen zusammenzudenken: eine der größten Sprechtheaterbühnen im deutschsprachigen Raum zu bespielen und gleichzeitig kleinste Theater in den Außenbezirken mit qualitativ hochwertigen klugen Theaterformen zu bestücken, so Voges. Dabei setze er – in Abgrenzung zum Wiener Burgtheater – weniger auf Sekt als auf Bier aus der Flasche.
Das bereits bestehende 20-köpfige Schauspielensemble soll erweitert und das Ensemble das Herz des Theaters werden. "Das ist mir extrem wichtig", betont Voges. "Für mich bleibt der Schauspieler der Zentrum des Theaters."
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