Katzen in der Mode

Wie kamen die Leopardenflecken auf die Kleidung?

Ein Mann trägt eine Unterhose mit Leopardenmuster
Wer kam auf die Idee, Katzenfellflecken auf die Kleidung zu bringen? Wir klären auf. © dpa/ picture-alliance/ Tobias Hase
Von Susanne Balthasar · 20.02.2016
In den Modeläden hängen auch in diesem Frühling wieder Pelze. Keine echten natürlich, sondern haarige Imitate oder einfach Drucke. Sogar auf Turnschuhen und Smartphonehüllen haben Raubkatzen ihre Spuren hinterlassen. Und das hat auch einen Grund.
Vorsicht, ich öffne jetzt meinen Kleiderschrank: Ein Leoprint-Kleid, ein Sweatshirt, Strickpullover, die Sonnenbrille- bei Fleckenmustern greife ich zu. Auch, wenn es nur noch ein Zitat ist, wie das Schminktäschchen, mit den schwarzen Tupfen. Die Auswahl ist gerade groß: Raubtierflecken in natur, in pink oder in gelb. Meistens abstrahiert, ein bisschen ironisch und pflegeleicht als Print auf Stoff. Den edlen Raubtierpelz hat die Mode erlegt. Ganz oben liegt noch ein Vintage-Leopardenmantel aus den 60ern. Zeitlos und flauschig, aber den habe ich schon länger nicht mehr angehabt.
Kein Wunder, meint Tillmann Prüfer, Style-Direktor beim Zeit-Magazin: "Als Pelz wird das zum Glück nicht mehr verwendet. Davon sind wir weit weg, also wenn man jetzt mit nem echten Leopelz auf die Straße geht, kommt man nicht weit, bevor man einen Farbbeutel ins Genick kriegt."
Echtpelzfrei sind natürlich auch die Animal-Prints in den Kollektionen von Versace und Saint Laurent, manchmal schmücken sie Fakefur, oft aber auch flachen Stoff. So gezähmt, hat selbst die Veganerin Stella McCartney schon Raubkatzenmuster gezeigt.

Der erste Leodruck kam 1947 auf den Markt

Wobei: Erfunden haben den Leodruck auf Stoff nicht die Veganer, sondern Christian Dior. Das war 1947 und seither ist er ein Dauerbrenner. Zur Zeit sieht man ihn viel auf Turnschuhen - ob man auf Katzenfüßen schneller läuft? Tilmann Prüfer meint:
"Hinter jedem Muster gibt es ja eine Botschaft und die Botschaft hinter Raubtierfell ist ja nun die allerälteste Botschaft, die es gibt. Das allererste, was Menschen gemacht haben ist, sich die Felle von Tieren umzulegen Denn wer das Fell eines gefährlichen Tieres trug, der erzählte damit auch die Geschichte: Dieses Tier habe ich umgebracht, und die Kraft dieses Tieres geht auf mich über. Das erzählen wir heute noch."
Wobei: Die Männer haben die Raubkatzenfelle bald abgeworfen. Sie sind zu exzentrisch, zu stark für die eher uniforme Welt der Männermode. Aufgehoben haben sie die Frauen, um sich mit den Eigenschaften der Katzen zu schmücken. Mit glamouröser Eleganz etwa wie Jacky Kennedy oder sie trugen sie als Symbol selbstbewusster Erotik wie Mrs. Robinson in dem Filmklassiker "Die Reifeprüfung".

Die Flecken des Leoparden sind am beliebtesten

In den 70ern wurde die Modemarke Roberto Cavalli mit Leo-Mustern auf Seide stark und dann kippte das Image auch schon bald ins halbseidene. Von all dem erzählen auf subtile Art selbst die Tierflecken zwischen Zacken und Streifen auf dem pinkfarbene Strickpulli, den ich zum Interview mit Tillmann Prüfer angezogen habe:
"Heute ist der Leoprint bei der Frau Teil eines neuen Powerdressings, würde ich sagen. In dem Frauen weiblich wirken wollen, aber sehr kraftvoll, sehr unabhängig und sich nicht mehr anziehen, um dem Mann zu gefallen, um sich selbst zu gefallen, um sich selbst zu markieren, und da ist der Leoprint ein ganz starkes Symbol, weil er halt für Kraft, für Gefährlichkeit steht, für Schlagfertigkeit."
Was mit auffällt? Wir sprechen die ganze Zeit vom Leopardenmuster - wo bleiben die Jaguare, die Geparden, die Tiger?
"Am populärsten ist eindeutig der Leopardenprint, weil er am meisten gelernt ist. Den Tiger gibt es auch immer mal wieder, aber der ist schwieriger zu verwenden. Die Flecken des Leoparden sind rund, schön abgeschlossen, kompakt."
Ein zeitlos schönes Muster, das sogar dann noch funktioniert, wenn es nur noch ein Haufen unregelmäßiger Punkte in grün und blau ist. Wer kann kombiniert sie mit anderen Prints. Mit Streifen, Karos oder Blumen. Die königliche Raubkatze eingesperrt im Mustermix. Vielleicht kein rühmliches Ende, aber ein schönes.
Wer den Mustermix nicht hinbekommt, für den gibt es noch eine andere Lösung, die habe ich natürlich auch im Schrank: Ein T-Shirt und ein Pulli mit einem riesigen Katzenkopf drauf. Katzen und Mode, das geht immer.
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