Katholische Synodalversammlung in Frankfurt

Die Frauen werden bleiben

01:46 Minuten
Zwei Frauen halten Protestplakate. Im Vordergrund ist eine Maria mit zugeklebtem Mund aufgemalt. Auf dem Plakat steht: Maria 2.0, Frauen zu Ämtern zulassen, Lückenlose Aufklärung von Missbrauchsfällen, Pflichtzölibat aufheben. Auf dem Plakat im Hintergrund steht: Männer-Dominanz beenden
Protest gegen Hierarchien: Viele katholische Laien bezweifeln, dass Jesus nur Männer als Priester wollte. © imago/ULMER Pressebildagentur
Ein Kommentar von Friederike Sittler · 30.01.2020
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Bischöfe und Laien treffen sich in Frankfurt zum Reformdialog. Auf der Agenda: Zölibat, Sexualmoral, Machtstrukturen und die Rolle der Frauen in der katholischen Kirche. Friederike Sittler sieht die Chance auf echte Veränderungen.
Das Muster ist klar: Wenn Jungs nicht mehr weiter wissen, der Karren so richtig im Dreck steckt, dann wird doch glatt in Erwägung gezogen, ob denn nicht auch mal eine Frau mehr Verantwortung übernehmen könnte – Angela Merkel nach dem Spenden-Drama der CDU, Andrea Nahles in der Stunde des tiefen Falls des einstigen Heilsbringers, dem beinah heiligen Martin. Nur zwei Beispiele.
Nun also die katholische Kirche: Kardinal Marx hat die Zeichen der Zeit schon länger erkannt. Wer ihm über die Jahre in kleineren Runden begegnet ist, weiß, dass er an manchen Stellen nachdenklicher geworden ist. Zugänglicher für das, was Reformkatholiken und feministische Theologinnen schon seit Jahrzehnten bekundet haben: Die Beweislage für die These, dass Jesus nur Männer als Priester wollte, ist dünn. Dass es für ein Volk Gottes eine strikte Hierarchie geben muss, Frauen nur zu bestimmten - frau könnte auch sagen - niederen Diensten berufen sind, darf ebenfalls bezweifelt werden.

Nur beten funktioniert nicht mehr

Die katholische Kirche ist in Not und die nahbareren unter den Bischöfen, die den Laien in die Augen blicken und zuhören können, haben es verstanden: Die lange propagierte Lösung, nur endlich fest genug zu glauben und zu beten, funktioniert offenbar nicht.
Über die Zeit haben die Bewahrer der alten patriarchalen Systeme in Kirche und Gesellschaft allerdings auch gemerkt: Ziehen Frauen dann tatsächlich den Karren aus dem Dreck, dann könnte es doch glatt sein, dass sie nicht gleich wieder von dannen ziehen, ihre Chance nutzen. Siehe Merkel.
Das ist der Grund, warum die ohnehin Rückwärtsgewandten unter den Bischöfen schon vor dem Beginn der synodalen Beratungen verkündeten, sich im Zweifelsfall nicht an die Beschlüsse zu halten. Gleichwohl bei aller Skepsis: Sage nie nie. Wer hätte denn gedacht, dass ein Papst zurücktreten und der Nachfolger vatikanische Ordnungsprinzipien schlicht ignorieren würde?
Also schauen wir mal, ob die Laien in der Kirche, ob Frauen ihre Chance ergreifen können.
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