Karlheinz Stockhausens "Kontakte" für Elektronik, Klavier und Schlagzeug

Verbindung zu neuen Klangwelten

Der Komponist Karlheinz Stockhausen (1928-2007) im Jahr 2007 in Rom.
Ziemlich beste Freunde: Karlheinz Stockhausen und sein Mischpult, fotografiert 2007 in Rom, ein halbes Jahr vor dem Tod des Komponisten. © imago / ZUMA Press
Gast: Pierre-Laurent Aimard, Pianist; Moderation: Leonie Reineke · 09.09.2018
Ein einziger elektrischer Impuls, ein simples "Knack!", dahinter eine ganze Welt: So dachte der Komponist Karlheinz Stockhausen. In den 1950er Jahren arbeitete er Tag und Nacht an neuartigen, "unerhörten" Klängen. Im Studio für elektronische Musik des WDR entstand dabei eines seiner Hauptwerke: "Kontakte" für Elektronik, Klavier und Schlagzeug.
Geräusche, die sich in Töne verwandeln, Klänge, die durch den Raum wandern, elektronische Musik, die wie ein traditionelles Klavier oder Schlagzeug klingt: In "Kontakte" verwirklichte Karlheinz Stockhausen (1928-2007) seine Vision von einer Musik, in der akustische und elektronische Klangerzeugung unmerklich ineinander übergehen.

Hier geht es zur Playlist der Sendung.

Ausgestattet mit den skurrilsten Geräten aus Mess- und Regeltechnik galt das elektronische Studio des Westdeutschen Rundfunks als Stockhausens Alchemistenküche: In mühsamer Kleinarbeit wurden hier elektronische Klänge erzeugt, Tonbänder geschnitten, Geräte miteinander verbunden, Tonbandschleifen geklebt und so fort… Die rätselhaft vielschichtigen Klänge, die dabei entstanden, sind bis heute schwer zu benennen oder zu beschreiben. "Himmlisch" nannte sie der Komponist.

Trio mit Tonband

Um die für die meisten Ohren damals fremde Klangwelt mit der über Jahrhunderte gewachsenen abendländischen Musikkultur zu verbinden, schrieb Stockhausen eine Partitur für Elektronik und zwei Live-Musiker: In "Kontakte" spielen Pianist und Schlagzeuger im Trio mit einem Tonband. Bisweilen verschwimmen hier die Grenzen zwischen elektronischen und akustischen Klängen. Es entsteht eine gänzlich neue, hybride Musik.
Um jeden von Stockhausen geplanten Klangeindruck zu treffen, müssen Pianist und Schlagzeuger in exakter Synchronisation mit dem Tonband spielen. Für jeden Interpreten ist das Stück eine Herausforderung – zumal der Pianist neben seinem Klavierspiel auch einen Schlagzeugpart übernehmen muss.

Kontaktfreudig am Klavier

Der Franzose Pierre-Laurent Aimard zählt Karlheinz Stockhausens Klaviermusik schon lange zu seinem persönlichen Repertoire. Auch mit "Kontakte" war der Pianist schon vielerorts unterwegs. Beim diesjährigen Musikfest Berlin führt er das Werk gemeinsam mit dem Schlagzeuger Dirk Rothbrust auf; am 15. September 2018 im Großen Sendesaal des rbb. Zuvor besucht uns Pierre-Laurent Aimard im Deutschlandfunk Kultur, um das Werk und seine Interpretationsgeschichte genauer in den Blick zu nehmen.
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