Karen Krüger: "Reise durch das islamische Deutschland"

Über Muslime, die das Land prägen werden

Eine junge Muslimin saß bei der Islamkonferenz 2012 mit dabei, als Politiker, Gesellschafts- und Religionsvertreter diskutierten.
Junge Muslime möchten sich mehr in die Diskussion über den Islam in Deutschland einbringen. © picture alliance / dpa / Wolfgang Kumm
Karen Krüger im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 06.08.2016
Sie ist quer durch Deutschland gereist, um gläubige Muslime zu treffen, die sich integriert haben, ohne groß aufzufallen. Die Journalistin Karen Krüger begegnete dabei toleranten und engagierten Menschen.
Unter den Muslimen in Deutschland seien nicht nur die Fundamentalisten erstarkt, sondern auch deren säkulare Gegenkräfte. Und es sei an der Zeit, auf sie zuzugehen, meint die Redakteurin der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Sie gehörten zu Deutschland, gerade weil sie sich als Muslime für das Land einsetzen würden. Sie an Bord zu holen, biete die Chance für einen Dialog, der gegenseitig Veränderungen anstoße und helfe, gemeinsam eine tolerante und plurale Gesellschaft zu formen. . So habe Hamburg als Stadt der Kaufleute eine lange Tradition der Offenheit gegenüber Muslimen.
Sie fand es aufregend und bereichernd, auf ihre Reportage-Reise Menschen zu treffen, die dieses "Wir" unterstützen wollten,
Cover von Karen Krüger: "Reise durch das islamische Deutschland"
Cover von Karen Krüger: "Reise durch das islamische Deutschland"© Rowohlt
beispielsweise einen Bestatter und eine Bloggerin in Hamburg, Ketzer in Köln und Sufis in Wiesbaden, Aleviten in Berlin, Pfadfinder am Rhein und Lehrer der Barmherzigkeit in Münster.
Eine Berliner Hip-Hopperin erzählte ihr, wie sie als tiefgläubige Frau zum Salafismus kam, sich abwandte und wieder zu einem Islam der Liebe und Barmherzigkeit zurückkehrte. Und eine Hamburger Imamin beeindruckte sie mit ihren Ansichten über eine liberale Religion. Demgegenüber erfuhr sie von Ex-Muslimen, dass sie einen eigenen Zentralrat gegründet haben, weil die traditionellen Verbände im öffentlichen Leben viel zu sehr geadelt würden.

Integrierte Muslime fordern religiöse Rechte

Muslime säßen im Bundestag, spielten in der Fußballnationalmannschaft und dienten in der Bundeswehr. Vor zehn Jahren lud das Bundesinnenministerium zur ersten Islamkonferenz. Und mittlerweile ist ein islamischer Religionsunterricht an Schulen eingeführt, bilden vier Universitäten Imane und Religionslehrer aus.
Deutschland habe sich verändert, aber nicht das Bild, das Deutsche von ihrem Land hätten, meint Karen Krüger. Weil das organisierte Christentum in einer säkularen Gesellschaft auf dem Rückzug sei, falle es ihnen schwer zu verstehen, wie Muslime als selbstbewusste Gläubige auftreten und religiöse Rechte einfordern könnten.
Doch nicht etwa religiöse Extremisten oder populistische Islamgegner würden letztlich bestimmen, was Islam ist oder sein könne, sondern integrierte Muslime.

Karen Krüger: Eine Reise durch das islamische Deutschland
Rowohlt, Berlin 2016
352 Seiten, 19,95 Euro, auch als ebook

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