Kanye West baut jetzt Häuser

Unwohnliche Termitenhügel oder architektonisch innovativ

05:30 Minuten
Historische tunesische Architektur in Kuppelbauweise in der Wüste.
Der Architekturstil von Kanye West orientiert sich an seiner Begeisterung für "Star Wars" und die Kuppelbauweise in der Wüste. © picture alliance / RIA Nowosti / Natalia Seliverstova
Mike Herbstreuth im Gespräch mit Max Oppel  · 06.08.2019
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Der bekannte US-Rapper Kanye West versucht sich nun auch in Architektur. Wie in der Musik scheint er einen Sampling-Ansatz zu verfolgen. Wie lange seine Bauten stehen bleiben, ist allerdings wegen Widerstand aus der Nachbarschaft unklar.
Max Oppel: Ich werde einer der größten Immobilienentwickler aller Zeiten sein, was Howard Hughes für Flugzeuge und was Henry Ford für Autos … Wir werden Städte entwickeln." Das ist ein gekürztes Zitat von Kanye West, Rapper, Mann von Kim Kardashian und enorm erfolgreicher Unternehmer. Ein Mann, der schon immer groß gedacht hat, manchmal zu groß – was schon mal in der Songzeile "I am God" gipfelte. Und in der Idee, US-Präsident zu werden. Aber zurück zur Architektur. Was hat der Mann vor? Das will ich von meinem Kollegen und Kanye-West-Experten Mike Herbstreuth wissen: Hallo!
Was hat er sich ausgedacht mit welchem Ziel?
Mike Herbstreuth: Kanye West baut jetzt Häuser und er ist jetzt ein ziemlicher Star Wars Fan, denn die Architektur dieser Häuser, die soll inspiriert sein von dem Haus auf dem Wüstenplaneten in "Star Wars", auf dem Luke Skywalker im Film groß geworden ist. Aber das ist nicht die einzige Inspiration für sein neues Architekturprojekt, das er auf seinem Grundstück in Kalifornien gerade so baut. West hat es in einem Interview mit der Zeitschrift "Forbes" so ausgedrückt: "die Architektur ist beeinflusst von jeder Periode der Menschen auf der Erde" Und das passt ja auch irgendwie ganz gut zu seinem Ansatz beim Musikmachen, dieser Stilmix.
Kayne West auf der Paris Fashion Week.
Der Musiker Kanye West war schon in der Mode erfolgreich, jetzt wagt er einen Ausflug in die Architektur. © Getty Images / Pascal Le Segretain
Auch da samplet er ja wahnsinnig viele Stile und Quellen, von Soul über Electro, Gospel und Industrial oder auch Psychedelic-Rock aus den 1970ern. Er mixt das zusammen und am Ende kommt meistens was sehr spannendes raus. Also hat er diesen Sampling-Ansatz jetzt auch auf Architektur angewendet. Und diese kuppelförmigen Häuser, die er da baut, die von so viele Epochen der Menschheitsgeschichte inspiriert sein sollen, die sollen das Wohnen der Zukunft sein, sollen Gesellschaftsgrenzen aufbrechen, sollen West zu einem absoluten Wohn-Innovator machen. Henry Ford das ist sein großes Vorbild. Was der für das Auto war, das will West für das Wohnen werden, wenn es nach ihm selber geht.

Soziales Wohnbauprojekt

Max Oppel: Er selber ist ja von sich überzeugt. Das muss man ihm lassen. Er hat Selbstbewusstsein, er hat auch Ideen. Aber kann er überhaupt in der Welt, wie sie sich heute für uns darstellt, für den Wohnungsbau werden, was Ford in seiner Zeit für den Autobau wurde?
Mike Herbstreuth: Ich würde eher Nein sagen, wobei man bei West nie weiß – vielleicht wohnen wir in ein paar Jahrzehnten alle in solchen Kuppel-Häusern. Aber jetzt ganz im Ernst: Diese Häuser sehen jetzt auf den ersten Bildern nicht besonders wohnlich aus, ein bisschen wie große Termitenhügel, ein bisschen kuppelförmiger, sehr, sehr hoch, relativ düster. Man muss sich das mal angucken, wenn es fertig ist.
Aber so richtig vorstellen kann ich es mir nicht, dass sich das in dem großen Maß ein Erfolg wird, dass West wirklich zum Henry Ford der Architektur wird. Und dass das irgendwie die Klassengrenzen zwischen Arm und Reich aufbricht, wie er das ganz gerne hätte, das glaube ich jetzt auch eher nicht. Das soll laut West ja eine Art soziales Wohnbauprojekt werden, Obdachlose sollen dort unterkommen.
Aber ob ich als Bedürftiger oder Wohnungssuchender in so einem Bau irgendwo in den Hügeln vor Los Angeles wohnen wollen würde, umgeben von Millionärsvillen. Keine Ahnung, da gäbe es wahrscheinlich bessere Orte und bessere Initiativen, die den Leuten dort mehr helfen wurden, in die West sein Geld vielleicht besser stecken könnte.

Immer neue Ideen

Max Oppel: Zunächst hört es sich so an, als würde es auf den Klimawandel reagieren, wenn es düster und dunkel ist und Kuppelbau. Wie erfolgreich setzt er um, was er anpackt? Er hat ja Geld und macht, was er sich vornimmt. Wie ist die Prognose für dieses Projekt?
Mike Herbstreuth: Was ich an ihm extrem beeindruckend finde: Er ist zwar sehr sehr launisch, verliert auch total schnell die Lust an Sachen und ist sehr sprunghaft und unberechenbar – also er wollte zum Beispiel eine Zeit lang unbedingt 2020 Präsidentschaftskandidat sein. Davon ist jetzt aber schon länger keine Rede mehr.
Er hat eine Zeit lang die Idee, Luftkissenfahrzeuge für den Heimbedarf zu produzieren, mit denen man so durch den Hausflur düsen kann. Aber auch daraus ist bislang noch nichts geworden. Aber auf der anderen Seite muss man auch sagen, er wollte einer der erfolgreichsten Rapper aller Zeiten werden, und hat sich auch durch so eine Kleinigkeit nicht davon abgehalten, dass es jede Menge andere Künstler und Künstlerinnen gibt, die viel viel besser rappen können als er. Er ist es geworden.
Er wollte ein erfolgreicher Modedesigner werden, aber die Modebranche hat ihn nicht ernstgenommen. Dann hat er sich einfach selber ein Mode-Imperium gegründet und jetzt ist er Modemogul. Ich glaube tatsächlich, wenn er sich etwas in den Kopf setzt, dass er das dann auch durchzieht. Und wahnsinnig viele Menschen hatten Lust auf seine Musik, wahnsinnig viele Menschen hatten Lust auf seine Sneaker. Da hat dieses System Kayne West gut funktioniert, also eher so im Bereich kostengünstigere Konsumgüter. Ich glaube jetzt aber nicht, dass viele Menschen Lust haben, in Massen in diesen Kuppelhäusern zu wohnen – genauso wenig wie ich glaube, dass besonders viele Menschen Lust haben, von einem Präsidenten Kanye West regiert zu werden. Am Ende hat eben auch dieses größenwahnsinnige Genie das Problem, dass egal wie visionär das Angebot jetzt ist, wenn es keine Nachfrage gibt, dann gibt es halt keine.
Wer weiß, ob diese Kuppelbauten in einem Monat überhaupt noch stehen. Es gab jetzt schon die ersten Meldungen, dass die Millionärsnachbarn von ihm schon die Behörden informieret haben und sich da beschwert haben, was denn da auf diesem Grundstück von West los ist. Er braucht jetzt wohl bis September eine amtliche Baugenehmigung für diese Häuser, die bislang nur vorübergehende Kunstobjekte sind. Sonst werden die Dinger direkt wieder abgerissen.
Max Oppel: Da kommt dann auch Kayne West auf den Boden der Tatsachen zurück. Die großen Häuserbaupläne von Kayne West, die möglicherweise schon an den humorlosen Nachbarn schon scheitern. Mike Herbstreuth hat uns aufgeklärt. Vielen Dank dafür.
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